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12.09.2025 EZB-Zinsentscheidung: Statements von Marktakteuren

Im Folgenden erhalten Sie Statements von Entscheidern in der Immobilienwirtschaft von HIH Invest, BF.direkt, Hamburg Commercial Bank und neworld zur gestrigen EZB-Zinsentscheidung:

Prof. Dr. Felix Schindler, Head of Research & Strategy, HIH Invest: „Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt erwartungsgemäß ihren eingeschlagenen Kurs fort und belässt die Leitzinsen auch nach der Sommerpause – wie bereits im Juli – auf dem aktuellen Niveau. Die EZB befindet sich derzeit in einer recht komfortablen Situation mit wenig Handlungsdruck. Die Inflationsraten tendieren seitwärts im Bereich des Zielkorridors.

Zwischen den Warenkorbkomponenten gibt es allerdings deutliche Unterschiede: Während die Energiepreise im Euroraum aufgrund der schwächeren Nachfrage und des schwachen US-Dollars weiter nachgeben, bleiben die Preissteigerungen im Lebensmittelbereich überdurchschnittlich hoch. Mit Blick nach vorne wird die EZB – neben den anhaltenden Unsicherheiten im Zollkonflikt und den Auswirkungen auf die Wachstumsdynamik – in den kommenden Monaten nicht nur die wirtschaftspolitischen Entwicklungen in Frankreich, sondern auch in Japan und Großbritannien sowie die Lage bei der US-Notenbank genau beobachten und analysieren.

Die EZB hält sich mit ihrer Entscheidung alle Optionen offen, im weiteren Jahresverlauf zum einen auf die Entscheidungen der US-Notenbank und zum anderen auf die Datenlage und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen reagieren zu können. Eine weitere Leitzinssenkung bis zum Jahresende ist weiterhin möglich und die kontroversen Diskussionen hierzu dürften anhalten.

Für die Immobilien- und Kapitalmärkte dürfte die Entwicklung am langen Ende der Zinsstrukturkurve in den kommenden Monaten deutlich interessanter sein als die Entscheidungen der EZB zu den Leitzinsen.“

Francesco Fedele, CEO, BF.direkt AG: „Die Entscheidung der EZB, die Leitzinsen unverändert zu lassen, ist nachvollziehbar und richtig. Trotz der schlechten Konjunkturlage besteht weiterhin ein Risiko, dass die Inflation erneut ansteigt. Im Dienstleistungssektor sind durch die hohen Lohnabschlüsse die Preissteigerungen weiterhin sehr groß. Auch die US-amerikanische Zollpolitik birgt Risiken, die insgesamt inflationär wirken können. Insbesondere Gegenzölle der EU auf US-Importe könnten auch bei uns sehr schnell Preissteigerungen bewirken.

Auch weiterhin sollte sich die EZB mit Senkungen der Leitzinsen zurückhalten. Wenn die Märkte nicht eindeutig davon überzeugt sind, dass die EZB entschlossen die Inflation bekämpft, könnten die Kapitalmarktteilnehmer höhere Zinsen für langfristige Kredite verlangen. Dies wäre nicht nur für die Immobilienwirtschaft eine schlechte Nachricht. In diesem Kontext darf nicht vergessen werden, dass die EZB langsam, aber kontinuierlich ihren eigenen Bestand an Staatsanleihen und anderen Darlehen abbaut. Auch wenn die Kapitalmärkte das aufgrund der behutsamen Vorgehensweise der EZB derzeit gut abfangen können, bewirkt dies tendenziell, dass die Zinsen für langfristige Kredite steigen.“

Peter Axmann, Co-Leiter Immobilienkunden, Hamburg Commercial Bank: „Erwartungsgemäß hat die EZB die Leitzinsen unverändert gelassen, um die momentan eher stagnierende wirtschaftliche Entwicklung weiter zu beobachten. Sollte sich die Inflation auf dem derzeitigen Niveau stabilisieren und das BIP-Wachstum aufgrund der geringeren US-Nachfrage nach europäischen Gütern infolge der Zollerhöhungen spürbar nachlassen, halte ich eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember für wahrscheinlich.

Die für die Immobilienwirtschaft besonders wichtigen langfristigen Zinsen bedeutet dies eine Beibehaltung des nunmehr seit einigen Monaten relativ stabilen Niveaus mit dem Risiko einer nur geringen Erhöhung. Die damit erreichte Verlässlichkeit der Finanzierungskosten ermöglich zunehmend eine seriöse Kalkulation von Investitionen und sollte der einsetzenden Marktbelebung Rückenwind geben."

Alexander Lackner, CEO, neworld: „Die Rahmenbedingungen bleiben für die Branche bei dem aktuellen Zinsniveau herausfordernd. Projektentwicklungen stehen weiterhin unter dem Druck hoher Finanzierungskosten, und viele Marktteilnehmer agieren nach wie vor vorsichtig. Trotz der Unsicherheiten sind wir aber zuversichtlich, dass 2026 ein Wendepunkt für den Markt werden kann. Entscheidend wird sein, wie sich die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen entwickeln – und ob die angekündigten Milliardenprogramme der öffentlichen Hand endlich ihre Wirkung entfalten. Bis dahin heißt es: Ärmel hochkrempeln und mit einem klaren Fokus vorangehen.”


























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