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20.08.2025 Jackson Hole: Zentralbanken vor unterschiedlichen Herausforderungen

Das mit Spannung erwartete jährliche Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole findet diese Woche vor dem Hintergrund deutlich unterschiedlicher und einzigartiger Herausforderungen in den einzelnen Regionen statt.

Während sich frühere Ausgaben des Symposiums auf gemeinsame Herausforderungen der Zentralbanken konzentrierten, wie etwa Quantitative Lockerung und pandemiebedingte Wirtschaftshilfen, findet das diesjährige Treffen in einem völlig anderen Kontext statt. Zentralbanken bewegen sich nun in einer neuen Ära, in der geldpolitische Maßnahmen in den kommenden Monaten eine noch entscheidendere Rolle spielen werden.

Besondere Dynamik bei den großen Notenbanken

Diese Dynamik wird besonders bei großen Zentralbanken wie der Federal Reserve (Fed), der Europäischen Zentralbank (EZB), der Bank of England (BoE), der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der Bank of Japan (BoJ) deutlich. Jede dieser Institutionen sieht sich mit unterschiedlichen wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert, was ihre Aufgaben besonders komplex macht. Dabei scheint die EZB in der günstigsten Position zu sein, da sie erhebliche Fortschritte bei der Erreichung all ihrer Ziele gemacht hat, einschließlich der Erreichung des neutralen Zinssatzes, wie Präsidentin Christine Lagarde hervorhob. Dies steht im Gegensatz zu anderen Zentralbanken, die weiterhin zögern, über ihren neutralen Zinssatz zu sprechen.

Die EZB betonte, dass sie nur begrenzten Handlungsbedarf sieht, es sei denn, die Wirtschaft der Eurozone verschlechtert sich stärker als erwartet. Sollte das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr 1 % erreichen, die Inflation sich bei etwa 2 % stabilisieren und die Handelssituation sich nicht verschärfen, ist es unwahrscheinlich, dass die EZB weitere geldpolitische Maßnahmen ergreift. Sollten sich die Bedingungen jedoch verschlechtern, könnte die EZB in Erwägung ziehen, den neutralen Zinssatz vorübergehend zu unterschreiten, um ihre geldpolitische Flexibilität zu erhalten. Dieses Szenario könnte im nächsten Jahr eintreten, falls das Wirtschaftswachstum in Ländern wie Deutschland und Frankreich hinter den Erwartungen zurückbleibt. Die EZB wird zudem die Maßnahmen der Fed genau beobachten, da das Tempo der Zinssenkungen in den USA Einfluss auf ihre eigenen geldpolitischen Entscheidungen haben könnte.

Herausfordernder Weg der Fed

Demgegenüber steht die Fed vor einem besonders herausfordernden Weg. Der politische Druck nimmt zu, da das Weiße Haus Zinssenkungen fordert und die mögliche Ernennung eines neuen Fed-Vorsitzenden im Raum steht, der stärker mit der wirtschaftlichen Agenda von Präsident Trump übereinstimmt. Die Fed wird sich zudem mit den Auswirkungen der Zölle auseinandersetzen müssen. Diese werden derzeit noch von den US-Importeuren absorbiert, dürften aber voraussichtlich ab Anfang 2026 die Verbraucher belasten. Während die Inflationsdaten vom Juli noch keine zollbedingten Belastungen widerspiegelten, deuten die in der vergangenen Woche stark gestiegenen US-Großhandelspreise darauf hin, dass die Auswirkungen allmählich in die Wirtschaft durchsickern. Da die US-Wirtschaft Anzeichen einer Überhitzung aufweist, erwarten wir, dass die Inflation in den USA bis Mitte nächsten Jahres auf 3,5 % steigen könnte. Daher wird die Fed voraussichtlich vorsichtig vorgehen und in diesem Jahr zwei Zinssenkungen vornehmen, beginnend im September, gefolgt von drei weiteren Senkungen im Jahr 2026.

Die SNB sieht sich mit eigenen Herausforderungen konfrontiert, da die 39 % US-Zölle auf die meisten Waren bereits Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft haben dürften. Dies könnte im nächsten Jahr zu einem weiteren Rückgang des Wachstums führen und den Druck auf den Arbeitsmarkt erhöhen. Gleichzeitig blieb die Inflation in der Schweiz in diesem Jahr nahe null, doch die jüngsten Zahlen überraschten nach oben positiv, was die Zentralbank dazu veranlasst, geldpolitische Entscheidungen sorgfältig abzuwägen. Mit einem Leitzins (Policy Rate) von null seit Juni hat die SNB nur begrenzten Handlungsspielraum. Sie könnte jedoch später in diesem Jahr oder Anfang nächsten Jahres eine Senkung um 0,25 % in den negativen Bereich in Betracht ziehen.

BoE: Sorge um Fragilität der Marktdynamik

Die BoJ steht vor der heiklen Aufgabe, einen Abbau von Carry Trades zu verhindern, eine Herausforderung, die ein äußerst vorsichtiges Vorgehen erfordert. Aus unserer Sicht ist es jedoch die BoE, die vor der größten Herausforderung unter den hier diskutierten Zentralbanken steht. Ihre Sorge gilt der Fragilität der zugrunde liegenden Marktdynamik im Vereinigten Königreich. Einerseits befürchten Gouverneur Andrew Bailey und sein Team, dass ein zu langsames Senken der Zinsen das Wirtschaftswachstum abwürgen könnte. Andererseits bleiben sie wachsam gegenüber inflationären Risiken, da die Inflation im Vereinigten Königreich alles andere als überwunden ist.

Die vielfältigen Herausforderungen, vor denen jede Institution steht, verdeutlichen die Komplexität der aktuellen globalen Wirtschaftslage. Vielleicht mehr denn je in diesem Jahr werden die Entscheidungen, die in den kommenden Monaten getroffen werden, entscheidend dafür sein, die Entwicklung der jeweiligen Volkswirtschaften zu gestalten.
































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