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25.07.2025 Wohnungspolitische Programmatik der AfD ist völkische Ideologie

DIP-Partner Aengevelt Immobilien hat die wohnungspolitische Programmatik der AfD analysiert und kommt zum Schluss, dass die Partei wohnungspolitische Forderungen wie Förderung der Eigentumsbildung, Einheimischen-Modelle und Stärkung der Wohnungsgemeinnützigkeit primär dazu nutzen will, Vorstellungen einer völkischen Ideologie zu realisieren.

Die AfD ist eine politische Kraft geworden, mit der man rechnen muss. Seit Juli 2023 liegt die Partei in den bundesweiten Umfragen ununterbrochen auf Platz 2 der Wählergunst, inzwischen nur noch knapp an der Union. Bei den jüngsten Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen ist sie sogar stärkste Partei geworden. Vor diesem Hintergrund analysiert Aengevelt die Vorstellungen der AfD zur Wohnungspolitik.

Insgesamt sind die Aussagen der AfD zur Wohnungspolitik sowohl im Grundsatzprogramm als auch im Bundestagswahlprogramm 2025 ausgesprochen dünn. Im Grundsatzprogramm finden sich gerade einmal etwas mehr als vier Zeilen. Der Kern der wohnungspolitischen Vorstellungen der AfD besteht laut Grundsatzprogramm darin, mehr Wohneigentum zu schaffen. Im Wahlprogramm lautet die Überschrift des Kapitels zu Bauen, Wohnen, Infrastruktur, Energie, Verkehr und Digitales sogar: „Wir wollen ein Volk von Eigentümern werden.“ Dabei handelt es sich um eine bewusst gewählte Formulierung, die das Völkische anspricht. Die Begründung für die Förderung des Wohneigentums findet sich im Grundsatzprogramm: „Wohneigentum fördert die Heimatbindung und den Wunsch, das eigene Umfeld zu bewahren und zu erhalten.“ Die Förderung der Heimatbindung ist auch auf der Website des Arbeitskreises Bau, Wohnen, Stadtentwic klung und Kommunen der AfD-Bundestagsfraktion die zentrale Begründung für die Eigentumsförderung. Zugleich will man damit der Landflucht entgegenwirken. Damit wird klargestellt, dass die Wohnungspolitik in den Dienst für die Blut-und-Boden-affine Ideologie der AfD genommen werden soll.

Die gesellschaftspolitische Vorstellung der AfD besteht darin, dass die Deutschen in ethnisch homogenen Gemeinschaften in ländlichen Gemeinden leben sollen, an die sie durch das immer wieder betonte Heimatgefühl gebunden werden wollen. Dabei knüpft man an die Nostalgie vorindustrieller, romantisch verklärter Lebensstile an, wenn das Grundsatzprogramm den „lebenswerten ländlichen Raum“ mit „intakter bäuerlicher Landwirtschaft“ stärken will.

Eine weitere wohnungspolitische Maßnahme, die die AfD in ihrem Wahlprogramm fordert, ist die Anwendung des „Einheimischen-Modell“. Das Einheimischen-Modell, das bereits seit langem von zahlreichen Kommunen praktiziert wird, bedeutet, dass Ortsansässige bei der Vergabe von Baugrundstücken bevorzugt werden. Die AfD knüpft an diesen Begriff an, interpretiert das zweideutige Wort „Einheimische“ jedoch anders. Im Wahlprogramm wird bereits die „unkontrollierte Einwanderung“ als Hauptursache der Wohnungsnot identifiziert. Mit seiner Mitteilung vom 25.5.2025 stellt der baupolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Marc Bernhard, klar, was das Ziel der AfD ist: „Statt immer mehr Wohnraum für Migranten-Familien fordern wir als AfD-Fraktion von der Merz-Regierung endlich bezahlbaren Wohnraum für Einheimische.“

Damit werden „Einheimische“ zum Gegenbegriff zu Migranten. Der baupolitische Sprecher fordert allen Ernstes, Menschen mit Migrationsgeschichte bei der Wohnraumversorgung zu diskriminieren – ein klarer Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgebot und Diskriminierungsverbot des Art. 3 Grundgesetz, wo es heißt, dass niemand wegen seiner Abstimmung oder wegen seiner Heimat und Herkunft benachteiligt oder bevorzugt werden darf. Nach gängiger Rechtsprechung bedeutet die Forderung nach systematischer rechtlicher Ungleichbehandlung, dass Migranten als Menschen zweiter Klasse behandelt werden sollen, was den elementaren Werten der freiheitlich-demokratischen Grundordnungen, insbesondere der Menschenwürde und dem Gleichbehandlungsgrundsatz, eklatant widerspricht.

So wird auch klar, warum die wohnungspolitischen Vorschläge der AfD so dünn sind. Das Hauptziel der Partei besteht darin, Migranten wieder in ihre Heimatländer zurückzuführen. Wenn dies erreicht würde, wäre nach Vorstellung der AfD der Wohnungsmangel schlagartig beseitigt.

In der Programmatik der AfD findet sich ein weiteres Postulat, das der Hauptforderung nach Ausweitung des Wohneigentums widerspricht, nämlich „die Stärkung der gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaften und Wohnungsgesellschaften“. Damit wird eine Wiederbelebung des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes beabsichtigt, das der nationalsozialistisch beherrschte Reichstag im Jahr 1940 verabschiedet hat und das zum 1.1.1990 aufgehoben wurde. Die Gemeinnützigkeit ebnete den Nationalsozialisten, die Wohnungswirtschaft rassistisch zu „reinigen“, gleichzuschalten, unter ihre Kontrolle zu bringen und Bauprojekte propagandistisch ungeniert als eigene Wohltaten zu verkaufen, selbst wenn die Planung schon lange vor der NS-Herrschaft stattgefunden hatte. Vor diesem vermeintlichen „Leitbild“ wird klar, wieso die Gemeinnützigkeit als Element in den wohnungspolitischen Forderungskatalog der AfD auf genommen wurde. Es zeigt auch, dass das objektiv unrealistische Ziel, die Deutschen zu einem „Volk von Eigentümern“ zu machen, nicht ernst zu nehmen ist.

Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter des DIP-Partners Aengevelt Immobilien: „Die wohnungspolitische Programmatik der AfD ist so dünn, weil die AfD die Wohnungspolitik lediglich als Instrument funktionalisieren will, um ihre migrantenfeindliche Blut-und-Boden-affine Ideologie durchzusetzen. Die AfD will ethnisch homogene, heimatverbundene ländliche Gemeinschaften schaffen. Damit leugnet sie den globalen Austausch von Dienstleistungen und Waren und will im 21. Jahrhundert allen Ernstes ein romantisierendes Bild vorindustrieller Kleinstaaten-Idyllen herstellen, das zudem gesellschaftsfördernd nutzenstiftend so nie funktioniert hat.“





























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