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24.11.2023 Architekturgestalter CSMM zum Green Deal der EU bis 2050

Fotocredits: CSMM
Nicht erst seitdem die europäische Union den European Green Deal beschlossen und in Folge die ESG-Bewertungskriterien aus der EU-Taxonomie-Verordnung eingeführt hat, müssen wir alle unsere Prozesse, die Planung und Umsetzung unserer Projekte neu denken. Nachhaltig handeln bedeutet, gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen – besonders in der Bau- und Immobilienbranche mit ihren immensen CO2-Emissionen und dem hohen Gesamtenergieverbrauch. Für das Planungs- und Beratungsunternehmen CSMM gehört die zielführende Integration von ESG-Kriterien deshalb längst zum Planungsprozess.

In einem Stufenplan werden die Kriterien auf EU-Ebene und in Konsequenz auf nationaler Ebene bis 2030 sukzessive umgesetzt, damit das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 annähernd erreicht werden kann. „Die ESG-Kriterien sind längst integraler Bestandteil unserer Planungsprozesse geworden“, sagt Timo Brehme, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von CSMM, denn wir als Architekturgestalter:innen arbeiten an der Entwicklung wandlungsfähiger Möglichkeitsräume einer Arbeitswelt von morgen.

Umdenken im Planungsprozess

Die drei zukünftigen Handlungsmaxime für Bauherr:innen, Planer:innen und Architekt:innen müssen lauten:

1. Vermeidung und stringente Nutzungsoffenheit

Die Formel des Architekten Ludwig Mies van der Rohe „Less is more“ ist heute aktueller denn je. Im Planungs- und Bauprozess ist erforderlich, jedes Element auf nachhaltige Kriterien und tatsächliche Notwendigkeit zu prüfen. Bei CSMM gilt eine klare Formel: Alles, was nicht benötigt wird, ist ein Gewinn! Das kann für Neubauten gelten, für Umbauten durch Erhalt des Bestandes oder durch ein neues Bürokonzept, das 50 Prozent der Fläche einspart. Die Reduktionsmöglichkeiten sind vielfältig. Die ESG-Kriterien verlangen eine neue Klarheit, primär nutzungsoffen und sozialfördernd zu gestalten. Für das Projekt „Frameworks“ in Grassbrunn beispielsweise entwickelt CSMM ein Multi-Tenant-Konzept für die bestehenden Gebäude, das den sich vielfältig wandelnden Nutzerbedarfen entspricht. Indem vorhandene Materialien und Bauteile wiederverwendet werden, verfolgt das Flächenkonzept gezielt die aktuellen Anforderungen an nachhaltige und gesunde Arbeitsumgebungen.

Die Umnutzung beinhaltet sowohl klassische Open-Space-Büroflächen als auch gemischte Bereiche mit leicht gewerblichem Charakter und Gemeinschaftsflächen. Im Raumkonzept von „Frameworks“ verleiht CSMM dem Bestand eine völlig neue Identität: Es erlaubt eine kontinuierliche Anpassung und Neuorganisation, um auf verändernde Anforderungen der Nutzer:innen zu reagieren. „Mithilfe variabler Grundrisse und konfigurierbarer Module in jeder Mieteinheit schaffen wir maximale Flexibilität zugunsten vielfältiger Nutzungen, von New-Work-Offices bis hin zu Innovation Labs für experimentelle Forschungsprojekte und Prototypenentwicklung“, erläutert Reiner Nowak, geschäftsführender Gesellschafter. Individuell gestaltbare Workshop-Bereiche für konzentriertes Lernen und den interdisziplinären Austausch bieten Rückzugsmöglichkeiten. Das großzügige, attraktiv gestaltete Foyer unter dem verglasten Atrium fördert soziale Interaktion und unterstützt den kreativen Austausch in agilen Arbeitsstrukturen.

2. Intelligenter Produkt- und Materialeinsatz

Produkthersteller befinden sich durch die Anforderungen der EU-Taxonomie im Umbruch, deshalb ist der Einsatz von Datenbanken und Produktdatenbanken unerlässlich. Um die Datenmengen zu bewerkstelligen und später im Betrieb nutzbar zu machen, ist der Einsatz von 3-D BIM eine logische Konsequenz. In der Werkplanung spielt ein weiterer Aspekt des Materialeinsatzes eine Rolle: die Zirkularität von Produkten – der schadlose Ausbau und die Wiederverwendung. Nicht nur der Aspekt des Recyclings muss berücksichtigt werden, auch der Wiedereinsatz von Bauelementen ist elementarer Bestandteil der ESG-Maxime hin zur Verwendung gesunder und emissionsarmer Produkte. Gebäude werden also zum Rohstofflager der Gesamtbranche. Der Gebäudematerialpass sammelt hierzu die im Gebäude verbauten Materialien und dient als Quelle zur späteren Wiederverwendung. Beim Handling unterstützen Datenbanken und Servicedienstleister wie Madaster und Concular, welche die Informationen auch mit dem 3-D BIM Modell verknüpfen.

3. Fokus auf Energie: gewinnen und kompensieren

Damit Gebäude und Ihre Nutzung annähernd klimaneutral (CO2-neutral) werden können, müssen sie nicht nur regenerative Energie nutzen, sondern die Energie nach Möglichkeit produzieren und speichern. Eine große Rolle spielen dabei Energie- und Wasserspeicher, Erdwärme und Sonnenenergie. Fassaden und Dächer etwa, die Energie mit Photovoltaik produzieren und möglichst begrünt sind, reduzieren die Aufheizung. Der sommerliche Wärmeschutz ist zu lange vernachlässigt worden, deshalb verspüren wir mit den zunehmenden Temperaturen im Sommer dessen massive Bedeutung. „Der Ruf nach aktiver Kühlung und der Einsatz teurer Klimaanlagen ist vermeidbar, wenn in der Planung der Gebäude die Aufheizung vermieden würde und der kritische Glasanteil und dessen Verschattung im Vordergrund stehen würden“, betont Timo Brehme. Tiefgaragen und Fundamente können als Energiespeicher dienen und den Einsatz von Primärenergie reduzieren. Dächer sollten nicht als reine Abstellorte von Technikanlagen dienen, sondern als grüne Oasen der Begegnung.

Am Ende wird es in dicht besiedelten Räumen auch um Kompensation gehen. Die Fläche der Solarpaneele wird in vielen Fällen nicht groß genug und ein Fernwärmeanschluss vielleicht nicht vorhanden sein. Der Einsatz von Holz macht erst dann Sinn, wenn in gleichem Maß aufgeforstet wird, wie abgeholzt. Diese Beispiele zeigen, dass es ohne Kompensationsmaßnahmen nicht gehen wird und wir noch viel aufzuholen haben.

Umdenken in der eigenen Haltung

„Das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit ist nicht nur intrinsischer Bestandteil unserer Bau- und Innenarchitekturprojekte, sondern beginnt beim eigenen Arbeitsethos“, erinnert Brehme im Verweis auf die EU-Offenlegungsverordnung. Nach dieser sind Unternehmen verpflichtet, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. „Seit 2017 messen und berechnen wir bei CSMM unseren CO2-Footprint mit dem Ziel, ihn kontinuierlich pro Kopf weiter zu senken“, betont Brehme. Mit Wald- und Aufforstungsprojekten kompensiert CSMM so jährlich seinen doppelten C02-Verbrauch. „Wir versuchen, alle Mitarbeitenden und Planenden zu nachhaltigem Denken, Planen und Handeln zu animieren. Denn nachhaltig zu entwickeln bedeutet, einen umfassenden Transformationsprozess einzuleiten.“

Umdenken in der Methodik: Mit C2C und BIM den Planungsprozess optimal auf ESG-Kriterien ausrichten

„Die Verbindung von Cradle-to-Cradle (C2C) und Building Information Modeling (BIM) eröffnet uns eine umfassende und nachhaltige Herangehensweise“, erläutert Reiner Nowak.

Der Lebenszyklus eines Bauwerks kann in allen Phasen berücksichtigt werden, so dass Klimaschutz und ESG-Regularien von Beginn des Bauprozesses an zum Fokuspunkt aller Entscheidungen werden. Die Integration von C2C-Prinzipien in BIM gewährleistet die Verwendung umweltfreundlicher und wiederverwertbarer Materialien. „Noch bestehen zwar Grenzen bei der nahtlosen Integration von C2C und BIM. Dazu zählen die begrenzte Verfügbarkeit von C2C-zertifizierten Materialien, das Fehlen umfassender Datenbanken, die Komplexität der C2C-Bewertung, der erforderliche kulturelle Wandel und die interdisziplinäre Zusammenarbeit“, gibt Nowak zu Bedenken. Um diese Hindernisse zu überwinden, sollten aus Sicht von CSMM Ansätze verfolgt werden, welche die Förderung von C2C-Materialien, die Schaffung branchenweiter Datenstandards, die Entwicklung automatisierter C2C-Bewertungstools sowie Schulungen zur Sensibilisierung und eine fachübergreifende Projektarbeit einschließen.

„Wir sind überzeugt, dass Investitionen in diese Richtung uns den entscheidenden Schub verschaffen, den Bauherren als kompetenter und visionär handelnder Partner zu begleiten und seine Rolle, verantwortlich zu stärken.“






















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