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14.03.2023 Boom, Bust und Bankenpleiten

Der plötzliche Zusammenbruch der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) hatte seit Donnerstag die Furcht vor einer neuen Finanzkrise geweckt und seither hohe Wellen an den Märkten geschlagen. Starke Kapitalabflüsse hatten die Bank zum frühzeitigen Verkauf ihres Anleihen-Portfolios gezwungen, weshalb diese, angesichts der stark gestiegenen Zinsen, binnen Tagen bankrott ging. Schnell wurden Erinnerungen an die Bankenkrise von 2008 wach und die Märkte preisten mögliche Eingriffe der US-Notenbank (Fed) ein. Die Zinsen zweijähriger US-Staatsanleihen fielen von 5,07 % am Mittwoch auf 4,46 % am Montagmorgen, während der Goldpreis in dieser Zeit von 1.810 US-Dollar auf 1.894 US-Dollar gesprungen war.

Hätten die Märkte nicht einen staatlichen Bail-Out, sondern stattdessen Dominoeffekte innerhalb des Bankensystems eingepreist, so wären diametral gegensätzlich die Zinsen angestiegen, während der Goldpreis womöglich erst einmal hätte Federn lassen müssen, ähnlich in der Bankenkrise von 2008.

Staatseingriff – Volle Entschädigung für SVB-Kunden

In der Nacht von Sonntag auf Montag verkündeten das US-Finanzministerium und andere Regulierer einen Staatseingriff für die SVB, da man „eine Panik an den Märkten verhindern wolle“. In den USA sind Bankeinlagen bis zu 250.000 US-Dollar versichert und somit nur 12 % aller Kundengelder der SVB, während der Rest der Vermögenswerte einen Haircut erfahren hätte. Nun jedoch sollen ab Montagmorgen die Kunden der SVB vollen Zugriff auf Ihre Gelder in vollem Umfang haben. Die Sorge vor Dominoeffekten im Bankensystem ist damit vom Tisch und die Marktteilnehmer, die darauf gewettet hatten, behielten recht.

Anstatt die SVB marktwirtschaftlich bankrott gehen zu lassen, hat man nun planwirtschaftlich die Kundengelder garantiert. Man versucht dies nicht als Bankenrettung zu verkaufen, sondern stattdessen als „Hilfe für die Einleger“ und der Steuerzahler soll dabei auch „keine Verluste im Zusammenhang mit der Abwicklung der Silicon Valley Bank tragen müssen“, hieß es in der Stellungnahme. Dies ist völliger Unsinn. Wenigstens sollen Aktionäre der Bank sowie Halter von Anleihen dieser Bank nicht entschädigt werden und es wird weiterhin nach einem Käufer gesucht.

Boom und Bust – ein ewiger Kreislauf

Boom- und Bust-Zyklen gibt es seit vielen Jahrhunderten. Am Ende eines jeden Konjunkturaufschwungs stehen Kreditausfälle, Bankrotte und eine Rezession, in der sich die Wirtschaft von den Auswüchsen und Fehlallokationen des vorherigen Booms bereinigt und wieder gesundet. Nach dem längsten Konjunkturaufschwung der Geschichte, der bis 2020 andauerte und dem dann typischen Anstieg der Zinsen, ist es nur folgend logisch, dass auch diesmal Unternehmen und folgend Banken insolvent werden, was eine typische Rezession kennzeichnet. Neu ist jedoch, dass entgegen den vorherigen Jahrhunderten bis 2008, Notenbanken und Regierungen nun in Rezessionen Geld drucken, um so das Bankensystem und den Sozialstaat zu schützen.

Die keynesianische Lehre sieht in Rezessionen ein dem Kapitalismus innewohnendes Phänomen und ein Problem, dem man durch staatliche Eingriffe Herr zu werden versucht. Diese Ansicht der Interventionisten ist falsch, da die wahre Ursache von konjunkturellen Zyklen in der zyklischen Expansion und Kontraktion der Geldmenge im Bankensystem zu verordnen ist. Grundsätzlich gibt es keinen Grund, warum Volkswirtschaften nicht kontinuierlich wachsen sollten, frei von konjunkturellen Auf- und Abschwüngen, würde die Geldmenge nicht der zyklischen Expansion und Kontraktion unterliegen. Bei Verständnis der wahren Ursachen muss man kein Raketenwissenschaftler sein, um für die nächsten Jahre eine starke Rezession prognostizieren zu können.

Bail Out bullisch für Gold

Als Reaktion auf die Finanzkrise von 2007/2008 hat man die Eigenkapitalvorschriften für das Bankwesen verschärft, was auch als Basel III bekannt ist. Das Bankensystem ist nach vier QE-Programmen der US-Notenbank (Fed) heute besser kapitalisiert und somit deutlich robuster als noch vor 15 Jahren. Scheinbar ist es jedoch noch immer nicht robust genug, um den Bankrott der Silicon Valley Bank zu verkraften, ohne dass man Dominoeffekte im Kreditgeldsystem befürchten müsste. Die Folgen: Die Märkte wissen jetzt, dass die Fed nicht lange fackeln und früh in einer Rezession eingreifen und gegebenenfalls Banken stützen wird, was sehr bullisch für den Goldpreis ist. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass Gold noch einmal deutlich unter 1.800 US-Dollar fällt, drastisch gesunken, ebenso wie ein Zinsschritt um 50 Basispunkte beim nächsten US-Zinsentscheid.

Die Entscheidung, für alle Kundenguthaben einer Regionalbank geradezustehen, sendet ein fatales Signal und wirkt inflationär. Das Finanzministerium hat nicht das Geld, um die Kundengelder aller Banken garantieren zu können. Wir werden in den nächsten Tagen und Wochen sehen, ob die Märkte dieses Zeichen als den Anbeginn einer neuen Krise erkennen und vorausschauend auf Edelmetalle und Goldminenaktien setzen werden oder ob sie diesen Bankrott als isoliertes Ereignis ansehen. Die Einschläge in Wirtschaft und Finanzsystem aufgrund des starken Zinsanstiegs kommen näher, weshalb bald etwas passieren muss, das ein neues QE-Programm rechtfertigt, bevor die Kreditausfälle in der bevorstehenden Rezession ein Problem für die Banken werden können. Wir stehen wieder an dem Punkt, wie Mitte bis Ende 2019 und spätestens mit neuen QE-Programmen wird der Goldpreis auf ein neues ATH ansteigen.

Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Zinsschritt drastisch gesunken
Die Preise für Gold und Silber fielen noch am Dienstag deutlich, nachdem US-Notenbankchef Jerome Powell bei seinem Rechenschaftsbericht vor dem US-Senat äußerte, dass die US-Notenbank ihren Leitzins wahrscheinlich höher anheben wird und schneller, wenn die Wirtschaftsdaten weiterhin gut sind. Am Folgetag seiner Anhörung vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses relativierte er seine Aussage vom Vortag und fügte hinzu, dass "noch keine Entscheidung" getroffen worden sei, worauf die Märkte jedoch nicht mehr reagierten.

“Wenn - und ich betone, dass noch keine Entscheidung getroffen wurde - aber wenn die Gesamtheit der Daten darauf hinweisen würde, dass eine schnellere Straffung gerechtfertigt ist, wären wir bereit, das Tempo der Zinserhöhungen zu erhöhen.”

Zeitweise rechnete der Markt mit einer Wahrscheinlichkeit von 76 %, dass die Fed am 22. März ihren Leitzins um 50 Basispunkte anhebend würde, was die Fed Funds Futures zeigten. Seit dem Bail Out von SVB ist diese Wahrscheinlichkeit auf 0 % gesunken und man erwartet mit einer Wahrscheinlichkeit von 83 % nur noch einen Zinsschritt um 25 Basispunkte, während der Markt die Wahrscheinlichkeit für ein Ende des Zinsanhebungszyklus nun bei 17 % sieht.

Der Gegenwind für den Goldpreis lässt nach und durch die neuerliche „Bankenrettung“ erfährt der Goldpreis Rückenwind, weshalb Gold und die Goldminenaktien bei jedem Investor nun langsam wieder ihren Weg ins Portfolio finden sollten!

(Auszug aus dem Marktkommentar von Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe)






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