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10.05.2022 Bautätigkeit: Dynamik schwächt leicht ab, Erwartungen bleiben positiv

Die Ergebnisse des RICS Global Construction Monitor (GCM) für das erste Quartal 2022 zeigen eine zunehmende Bautätigkeit weltweit, obwohl die Probleme bei der Materialversorgung akut bleiben. Zudem prognostizieren die Befragten einen Anstieg der Kosten für qualifizierte Arbeitskräfte um 6 %, während die Kosten für ungelernte Arbeitskräfte voraussichtlich um knapp 5 % steigen werden.

Susanne Eickermann-Riepe FRICS, Vorstandsvorsitzende der RICS Deutschland: „Das Wachstumstempo wird in den nächsten 12 Monaten etwas nachlassen, da steigende Materialkosten und Materialverfügbarkeiten zunehmend als ein hemmender Faktor genannt werden, der sich auf die Marktaktivität auswirkt. So gaben 91 % der Befragten weltweit an, dass diese ein Problem darstellen.“

Der Chefökonom der RICS, Simon Rubinsohn, ergänzt: „Die gute Nachricht ist, dass die Branche die Aussichten für die Bautätigkeit weiterhin positiv einschätzt und dass diese positive Stimmung nicht nur in Bezug auf die Infrastruktur und den Wohnungsbau, sondern auch im gewerblichen Sektor zu beobachten ist. Es ist jedoch klar, dass die Bauwirtschaft mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert ist, die sich in den jüngsten Daten widerspiegeln, die einen starken Anstieg der offenen Stellen im gesamten Baugewerbe zeigen. Die Zahlen der RICS machen deutlich, dass diese Engpässe so gut wie alle Bereiche betreffen, einschließlich Vermessungsingenieure und Projektmanager sowie Facharbeiter und Bauarbeitskräfte. Zusammen mit den Problemen bei der Beschaffung von Baumaterialien unter den derzeitigen Bedingungen führt dies zu einem erheblichen Druck auf die Baukosten."

Bautätigkeitsindex bleibt auf globaler Ebene positiv

Im ersten Quartal verzeichnete der Gesamtindex der Bautätigkeit (CAI) weltweit einen Wert von +20 (Q4: +23). Damit zeigt diese Kennzahl eine weitere solide Aktivität in diesem Bereich. Aufgeschlüsselt auf die regionale Ebene zeigen sich jedoch Unterschiede. Nord- und Südamerika weist nun den stärksten CAI-Wert mit +38 (Q4: 32) im weltweiten Vergleich auf. Auch der Mittlere Osten und Afrika verzeichnen im ersten Quartal ebenfalls einen deutlichen Anstieg von +20 auf +29.

In Europa hat sich der CAI dagegen abgeschwächt und liegt bei +19 gegenüber +29 im letzten Quartal. Doch trotz der der nachlassenden Dynamik geben die Befragten weiterhin einen Anstieg der Bautätigkeit über alle Sektoren hinweg an. Am schwächeren Ende der Skala verzeichnete die Region APAC einen CAI-Wert von +8 in Q1, gegenüber +15 in Q4. Dieser Rückgang ist weitgehend auf die Verschlechterung der Bedingungen aufgrund der Covid-19-Restriktionen in China zurückzuführen. In Regionen wie Australien, Neuseeland und Singapur ist die Stimmung eher optimistisch.

Betrachtet man die globalen Ergebnisse auf Länderebene, so zeigen Saudi-Arabien (+59), die USA (+52) und Kanada (+48) die stärksten CAI-Werte. Besonders in den USA und Kanada haben sich die Marktbedingungen seit Beginn des Jahres verbessert, so dass der CAI neue Höchststände erreichte.

Europa: Weiterer Anstieg der Bautätigkeit, obwohl in einigen Ländern die Dynamik im ersten Quartal nachgelassen hat

In Europa zeigt der Ukraine-Krieg erste Auswirkungen, so dass sich die Unsicherheit bezüglich der Aussichten und der bereits erhebliche Druck auf Kosten und Materialverfügbarkeit erhöht. Dies werden voraussichtlich die Gewinnspannen in den nächsten 12 Monaten unter Druck setzen.

In Europa sank der CAI im ersten Quartal auf +19, nachdem er im letzten Quartal noch bei +29 gelegen hatte. Ein Blick auf die Länderebene zeigt, dass Rumänien, Italien und Spanien merklich an Schwung verloren haben. Im Gegensatz dazu stieg der CAI in der Schweiz, Deutschland und Frankreich leicht an. In Deutschland stieg er demnach von +31 auf +34 und erreicht damit seinen zweithöchst gemessenen Wert. Nur im zweiten Quartal 2021 lag er mit +37 höher.

Privater Wohnungssektor voraussichtlich weiterhin führend in den nächsten 12 Monaten
Der private Wohnungssektor verzeichnet weiterhin die stärksten Erwartungen in den kommenden 12 Monaten in Europa. Dennoch ging der Nettosaldo der Befragten, die einen Anstieg erwarten, leicht von +49 % auf +40 % zurück. Auf Länderebene zeigen Deutschland (Q1: +80 %, Q4: +68 %), Frankreich, Großbritannien und die Niederlande durchweg positive Erwartungen für den privaten Wohnungsbau für die Zukunft.

Im Bereich Gewerbeimmobilien gingen die Zwölfmonatserwartungen in Europa merklich zurück. So sank der Nettosaldo der Befragten, die eine Zunahme der Bautätigkeit erwarten, von +40 % auf +15%. Insbesondere in Italien sind die Umfrageteilnehmer der Ansicht dass die Bautätigkeit von Gewerbeimmobilien im kommenden Jahr zurückgehen könnte. Währenddessen zeigen sich die Zwölfmonatserwartung in Deutschland weiterhin positiv. Hier stieg der Nettosaldo von +26 % auf +36 %. Eickermann-Riepe: „Die politischen Prioritäten beim Wohnungsbau zeigen sich auch in der Erwartungshaltung im Construction Monitor in Deutschland und Europa. Die Frage bleibt, wann auch im Gewerbesektor die „Renovation Wave einsetzt, denn die Regulierung schreitet voran.“

Druck auf Materialkosten und -versorgung in Europa verschärft sich, besonders stark in Deutschland

In ganz Europa nannten 91 % der Befragten die Materialkosten als ein Hemmnis für die Bautätigkeit (Q4: 90 %). 80 % gaben Schwierigkeiten bei der Materialversorgung an. In Deutschland stimmten dem Problem der Materialversorgung sogar 94 % Prozent zu (Q4: 68 %). Probleme bei den Materialkosten sehen satte 100 % der Befragten in Deutschland (Q4: 96 %).

Vor diesem Hintergrund sind die Zwölfmonatserwartungen für dieGewinnmargen in Europa in den negativen Bereich gerutscht und weisen ein Nettosaldo von -14% gegenüber +1% im letzten Quartal auf. In Deutschland liegt der Wert bei -7 % im Vergleich zu +5 % im vierten Quartal 2021.

„Die Bauindustrie kann sich über Nachfrage nicht beklagen und wird die bestehenden und noch kommenden Preissteigerungen weitergeben. Die erwarteten Risiken bei den Gewinnmargen sind nur eine Seite der Medaille, denn auch die Investoren werden sorgsam abwägen, welche Risiken sie mit einem Projektstart in diesen Zeiten umgehen“, so Eickermann-Riepe, abschließend.





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