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06.09.2021 Retail-Immobilien unter Druck – Einstiegsmöglichkeiten für Investoren

Einzelhandelsimmobilien sind in Zugzwang. Durch die Pandemie säumen seit letztem Jahr immer mehr leerstehende Retail-Immobilien die Innenstädte. Laut BNP Paribas ließ das Transaktionsvolumen in Retail-Investments um 25 Prozent in A-Städten im Vorjahresvergleich nach. Mit einem Investmentvolumen von 2,8 Mrd. Euro fiel die Zwischenbilanz insgesamt um 61 Prozent niedriger aus. Hinzu kommt der immer populärer werdende E-Commerce-Bereich, der spätestens seit dem ersten Lockdown drastisch gestiegen ist. Hier muss jedoch zwischen dem Lebensmittelhandel und dem Non-Food-Bereich differenziert werden. „Während der Fashion-Sektor sich langsam erholt, zeigt sich der Lebensmittelhandel beständig. Aufgrund seiner Systemrelevanz offenbart der Lebensmittelhandel für Investoren zukünftiges Innovationspotenzial“, sagt André Heid, Geschäftsführer der HEID Immobilien GmbH und zertifizierter Sachverständiger.

Die Corona-Pandemie hat sowohl für Vermieter als auch für Investoren neue Rahmenbedingungen geschaffen. CBRE weist in ihrem Real Estate Market Outlook darauf hin, dass der stationäre Handel ein Minus von 2,7 Prozent verbuchen wird, während der Online-Handel weiterwächst. Vermieter müssen sich auf reduzierte Neuvermietungen im Non-Food-Bereich und Forderungen nach Neuverhandlungen von Mietverträgen vorbereiten. Auch die Bedeutung eines erfolgreichen Standortes sollte neu eruiert werden. Investoren müssen sich auf längere Verkaufsprozesse einstellen und lernen mit allgemeiner Unsicherheit und zurückhaltender Marktaktivität umzugehen.

„Die dominierende Entwicklung des E-Commerce kann seit Jahren beobachtet werden“, so Heid. „Corona war lediglich der Katalysator, der diese Entwicklung beschleunigt hat. Auf einmal muss sich der Retail-Bereich neu strukturieren, schnelles Handeln wird in Zeiten des Wandels belohnt. Vermieter sollten flexible Mietverträge abschließen, Pandemieklauseln einfügen und über unterschiedliche Sonderkündigungsrechte nachdenken. Kürzere Mietvertragslaufzeiten oder die Umstellung auf kürzere Zahlungsintervalle sind weitere mögliche Schritte. Investoren sollten sich vermehrt auf Fachmärkte oder lebensmittelgeankerte Objekte fokussieren“, erklärt Heid.

In ihrem Trendbarometer befragte die Berliner Hyp mehr als 200 Immobilienexperten aus dem In- und Ausland und bat um Einschätzung zu Trends innerhalb der deutschen Immobilienbranche. 60 Prozent der Befragten schätzen, dass Einkäufe zukünftig auf Online-Marktplätzen und Online-Shops getätigt werden. Mit Blick auf den Lebensmittel-Sektor sind spezielle Online-Plattformen für 22 Prozent interessant. Die Mehrheit der befragten Personen sagen jedoch, dass sie zukünftig weiterhin im stationären Handel einkaufen werden. Davon legen 26 Prozent ein besonderes Augenmerk auf hochwertige Warenpräsentation.

Die Veränderung des Retail-Markts ist unwiderruflich und wird sich nach der Pandemie nicht mehr zurückentwickeln. Es zeichnen sich bereits neue Trends ab, weshalb Retail-Immobilien neu ausgerichtet werden müssen, um erfolgreich zu bleiben. Eine Tendenz ist die Mischnutzung von Immobilien und die Ausarbeitung von Multi-Channel-Strategien. Stationärer Handel wird sich verkleinern und mehr Fokus auf die Präsentation statt auf die Verkaufsfläche legen. Highstreet-Einzelhandelsobjekte würden so wieder mehr an Bedeutung gewinnen.

„Nutzungskonzepte müssen überdacht werden. Es gilt also out-of-the-box zu denken. Retail-Immobilien können zum Beispiel als Showrooms fungieren, um einen späteren Einkauf über Online-Shops zu bewerben. Das Ziel ist es, unentbehrlich zu bleiben. Dienstleistungen und zusätzliche Services wie zum Beispiel Laufanalysen und Testfahrstrecken in Sportgeschäften sowie die Option des ,Click and Collect' gewinnen zunehmend an Bedeutung“, erläutert Heid. „Die Revitalisierung des Retail-Sektors in der zweiten Jahreshälfte birgt viele Investitionschancen und sollte nicht aus den Augen gelassen werden.“





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