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10.06.2015 Deutscher Ferienhaustourismus generiert 8 Mrd. Euro Bruttoumsatz

Ferienhäuser und -wohnungen stehen bei den Deutschen hoch im Kurs: Anleger setzen auf attraktive Renditen, Touristen schätzen die flexible Urlaubsform und sorgen am Urlaubsort für Umsatz in Restaurants, Supermärkten & Co. Für Überraschung sorgen jetzt aktuelle Zahlen über die tatsächliche Größe und wirtschaftliche Bedeutung der Branche. Mit rund 103 Millionen Übernachtungen pro Jahr ist der deutsche Ferienhausmarkt drei Mal größer als bislang angenommen und generiert einen jährlichen Bruttoumsatz von knapp acht Milliarden Euro. Das belegt eine neue heute veröffentlichte Studie des Deutschen Ferienhausverbandes e.V. und des Ferienhausportals FeWo-direkt.

In Deutschland bieten sowohl private als auch gewerbliche Anbieter ihre Ferienimmobilien als Ferienunterkünfte an. Bis dato erfasst die amtliche Beherbergungsstatistik jedoch lediglich gewerbliche Ferienhäuser und -wohnungen, die über mindestens zehn Schlafgelegenheiten verfügen. Kleinere privat vermietete Quartiere berücksichtigt die Statistik nicht, obwohl diese mit rund 71 Millionen doppelt so hohe Übernachtungszahlen pro Jahr aufweisen wie der gewerbliche Ferienhausmarkt mit 32 Millionen. „Damit fallen zwei Drittel des Marktvolumens sowie der Großteil der erzielten Umsätze, Einkommens- und Steuereffekte der Branche unter den Tisch“, kritisiert Tobias Wann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Ferienhausverbands e. V. und Vice President Central Europe HomeAway/FeWo-direkt. Auf das touristische Gesamtangebot inklusive Hotellerie und andere Unterkunftsformen bezogen, nimmt der Ferienhausmarkt einen Marktanteil von rund 21 Prozent ein. „Bislang wurde von einem ein Anteil von 6,8 Prozent am touristischen Gesamtmarkt, bedingt durch den amtlich erfassten gewerblichen Ferienhausanteil, ausgegangen. Statt jeder 15. Übernachtung findet demnach real jede fünfte Übernachtung in einem Ferienhaus statt. Die Bedeutung des Segments wurde also bislang mehr als unterschätzt“, so Wann.

70 Prozent des Bruttoumsatzes werden im privaten Ferienhausmarkt erzielt

Ferienhausmieter haben neben den Kosten für die Anmietung noch eine Vielzahl weiterer Aufwendungen im Urlaub. Pro Tag geben sie pro Person im Durchschnitt 77,30 Euro aus. Neben den Ausgaben für Einkäufe oder Freizeitaktivitäten investieren die Urlauber ihr Budget vor allem in Lebensmittel, Restaurantbesuche und in die Freizeitwirtschaft. Diese direkten Gäste-Ausgaben für Unterkunft, Verpflegung, Einkäufe und Inanspruchnahme von Dienstleistungen aus Freizeit, Kultur und Mobilität generieren einen Bruttoumsatz von rund acht Milliarden Euro im Jahr. 70 Prozent davon (5,6 Milliarden Euro) werden alleine durch den privaten Ferienimmobilienmarkt erwirtschaftet. Urlaubs-Aufenthalte in gewerblichen Ferienhäusern erzeugen hingegen einen Bruttoumsatz von nur 2,4 Milliarden Euro.

Nicht nur Selbstversorger – Gastronomie profitiert mit zwei Milliarden Euro von den Ausgaben der Ferienhausurlauber

Rund ein Drittel der Gästeausgaben (38 Prozent) entfallen auf den eigentlichen Unterkunftssektor. Knapp zwei Drittel der touristischen Ausgaben (62 Prozent) fließen dagegen direkt in andere Wirtschaftszweige wie Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungsangebote vor Ort, wovon die Gastronomie mit rund zwei Milliarden Euro (25 Prozent) am stärksten profitiert.

Umsätze der Ferienhausgäste sorgen für vier Milliarden Euro Einkommen

Aus den Umsätzen der Ferienhausgäste resultieren direkte und indirekte Einkommen in Höhe von vier Milliarden Euro pro Jahr, was einem Beschäftigungsäquivalent von rund 150.000 Arbeitsplätzen entspricht. Auf die direkt vom Tourismus profitierenden Branchen entfallen rund 2,6 Milliarden Euro. Hierzu zählen z. B. Restaurants, Einzelhandel, Transportunternehmen, lokale Produzenten und spezielle Dienstleister wie Anbieter von Wellnessleistungen. Indirekt vom Ferienhaustourismus profitieren mit einem Einkommen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro die Beschäftigten, die Vorleistungen für touristische Leistungen erbringen, z. B. Zulieferbetriebe für Gastronomie und Einzelhandel, das Baugewerbe oder Finanzdienstleister.

Fiskus verdient 730 Millionen Euro durch vermietete Feriendomizile

Die Steuerrelevanz des Ferienhausmarktes für die Staatskasse ist nicht unerheblich. Das Umsatzsteueraufkommen durch die Gästeausgaben beträgt nach Abzug der Vorsteuer 208,7 Millionen Euro. Zusammen mit der entstehenden Lohn- und Einkommensteuer im Ferienhaustourismus in Höhe von 523,5 Millionen Euro fließen der Finanzverwaltung rund 732 Millionen Euro jährlich zu, die im Rahmen des Finanzausgleiches an Bund, Länder und Kommunen verteilt werden. „Die beeindruckende Bilanz unterstreicht, dass aktuelle Diskussionen um den Steuerungsbedarf dieses Segmentes in Städten, Gemeinden und Ferienorten fortan auf völlig neue Beine gestellt werden müssen“, so Tobias Wann. „Mit dem Wissen um die tatsächliche wirtschaftliche Bedeutung des Ferienhaustourismus können die Verantwortlichen einfach nicht mehr wie bisher verfahren.“

Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein erzielen die Hälfte des Bruttoumsatzes im privaten Ferienhausmarkt

Rund 70 Prozent des gesamten Angebotsvolumens im privaten Ferienhausmarkt erstreckt sich auf die bei Urlaubern beliebten Küstenbundesländer Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sowie die Alpenanrainer Bayern und Baden-Württemberg. Bayern liegt insbesondere bei den Übernachtungen vorn: Ein Fünftel (20,1 Prozent) aller Übernachtungen in privaten Feriendomizilen findet in dem Bundesland statt, jede zweite Übernachtung (48,8 Prozent) dagegen entweder in Bayern, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein. Diese Gewichtung setzt sich auch bei der Verteilung der erwirtschafteten Bruttoumsätze im privaten Ferienhausmarkt fort. Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein erzielen hier knapp die Hälfte (49,0 Prozent). In Bayern beträgt der Brutto-Umsatz durch die Ausgaben der Ferienhausurlauber knapp 1,2 Milliarden Euro pro Jahr.



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