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15.04.2015 FERI Frühjahrstagung: Politik des billigen Geldes treibt die Märkte

Die FERI EuroRating Services AG erwartet für den Euroraum ein moderat positives Wirtschaftswachstum in den Jahren 2015 und 2016. "Die EZB-Politik zeigt Wirkung", erklärt Axel Angermann, Chefvolkswirt der FERI EuroRating. "Die vorrangige Wirkung auf die Realwirtschaft ergibt sich jedoch aus dem gesunkenen Außenwert des Euros. Dieser Aufschwung dürfte insbesondere für Frankreich und Italien nur von kurzer Dauer sein. Das Interesse an Strukturreformen dürfte hierdurch verringert werden. Die Eurozone gerät zunehmend in ein 'japanisches Szenario', in dem immer neue geld- und fiskalpolitische Expansionsrunden ein moderates Wachstum herbeizwingen, das ohne diese Unterstützung keinen Bestand hat. Die langfristigen Risken für den Bestand der Währungsunion sind erheblich gestiegen", so Angermann.

Dies ist ein Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der FERI EuroRating Services AG, die während der 28. FERI Frühjahrstagung vorgestellt wurde. Über 250 Gäste, darunter Vertreter von Banken, Fondsgesellschaften, Wirtschaftsprüfung, Beratung und Versicherungen, nahmen an der Veranstaltung teil.

Kein Ende der Euro-Rettungspolitk in Sicht

"Die EZB befindet sich immer noch im Modus der Euro-Rettungspolitik. Doch die Mittel dürften auf Dauer nicht ausreichen und das volkswirtschaftliche Auseinanderdriften der einzelnen Länder wird dadurch nicht gestoppt", erklärt Angermann. Für eine dauerhafte Krisenbewältigung sei die Weiterentwicklung zu einer engeren wirtschaftlichen und politischen Union unerlässlich. "Die Gefahr des Scheiterns des Euros liegt eindeutig in der unterschiedlichen wirtschaftlichen Ausrichtung der großen Nationen wie Frankreich, Deutschland und Italien. Griechenland spielt hierbei keine Rolle mehr und stellt keine Gefahr für den Euro dar", so Angermann.

Fehlallokationen bei Investitionen zu beobachten

Dr. Heinz-Werner Rapp, Chief Investment Officer der FERI AG ergänzt im Rahmen der Podiumsdiskussion: "Durch die Notenbankpolitik werden Marktpreise und Anlegererwartungen verzerrt. Nicht mehr der Preis, Markttrends oder Produktkonzepte treiben den Markt, sondern die Notenbanken mit ihrer QE-Politik. Wir beobachten wegen der Notenbankpolitik deutliche Fehlallokationen bei Investitionen. Insbesondere die Rentenmärkte sind davon betroffen. Die stetige Liquiditätszufuhr birgt zudem die Gefahr, dass sich Investoren und Marktteilnehmer darauf einstellen und sich dann dadurch Blasen bilden können."

Produktauswahl wird schwieriger

"Für Investoren wird es zunehmend schwieriger in Produkte mit attraktiver Rendite zu investieren. Für liquiditätsorientierte Investoren stellen Absolute Return-Fonds einen Lösungsansatz dar. Für ausschüttungsorientierte Anleger sind dagegen Multi Asset-Konzepte interessant", erklärt André Härtel, Senior Fondsanalyst der FERI EuroRating. Allerdings führten die wachsende Anzahl und die Heterogenität der Fondskonzepte sowohl bei Absolute Return- also auch Income-Strategien zu erhöhten Anforderungen an die quantitative und qualitative Fondsanalyse. "Nur eine systematische Produktselektion und fundierte Marktkenntnis können zu guten Ergebnissen führen", so Härtel.

TTIP-Freihandelsabkommen kann weltweite Wachstumsimpulse schaffen

FERI warnt auch vor einem Scheitern des TTIP-Freihandelsabkommens. "TTIP schafft den größten Wirtschaftsraum weltweit und dürfte auf beiden Seiten des Atlantiks langfristig einen spürbaren Expansions- und Innovationsimpuls schaffen", so Angermann. Schließlich verhandelten zwei Wirtschaftsräume, welche die Hälfte der Weltwirtschaftsleistung und die Hälfte des Welthandels umfassten. Schon jetzt entfällt ein Drittel aller europäischen Auslandsdirektinvestitionen auf die USA und nur zwei Prozent auf China. Insbesondere könnten in Europa die Branchen Chemie, Pharma, Kraftfahrzeuge und Maschinenbau von einer Freihandelszone profitieren. "Scheitert TTIP, so fällt insbesondere Europa zurück. Im Fall eines Scheiterns ist es wahrscheinlich, dass sich die USA vermehrt dem asiatischen Wirtschaftsraum mittels des Trans Pacific Partnership Agreements zuwenden", so Angermann. Für Europa bedeute dies langfristig Wachstums- und Wohlfahrtsverluste sowie einen Rückfall im Wettbewerb der Wirtschaftssysteme.


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