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12.09.2014 Neues Nahversorgungszentrum für Hannover-Vinnhorst

Die zunehmende Urbanisierung und Eingliederung führt in den Vierteln größerer Städte oftmals zum Absterben der eigenen, gewachsenen Strukturen. Das soziale Leben und Einkaufen verlagert sich in den Kern des Ballungsgebiets, die Randbereiche sind nur noch Wohn- und Schlafstätten. Um dem entgegen zu wirken und den alten Ortschaften neues Leben einzuhauchen, braucht es lokale Zentren, in denen sich die Anwohner begegnen können. Die Stadt Hannover hat jetzt den Startschuss für ein solches Projekt gegeben: Am Schnittpunkt der Ortsteile Vinnhorst und Ledeburg sollen ein circa 700 m² großer Stadtplatz sowie ein Nahversorgungszentrum mit etwa 2.100 m² Verkaufsfläche entstehen. Bauherr ist die in Sachen Handelsimmobilien erfahrene List + Wilbers Projektentwicklung GmbH, die in Zusammenarbeit mit dem Architektenbüro Uwe Pielhop den damaligen Investorenwettbewerb gewann. Auch für die Fassadengestaltung wurde eigens ein Wettbewerb ausgerufen. Der Siegerentwurf von O.M. Architekten BDA und chora blau Landschaftsarchitektur bindet das neue Zentrum optisch in den umliegenden Baubestand ein und öffnet das zweigeschossige Gebäude durch weite Glasfronten und bodentiefe Fenster hin zum Stadtplatz – und so zu den Menschen.

Schon seit fünf Jahren ist der Bau eines Einkaufszentrums im Norden Hannovers an der Kreuzung Schulenburger Landstraße – Mecklenheidestraße im Gespräch, doch erst das jetzt vorgelegte Konzept hat die Stadt überzeugt: Der zweiteilige Baukörper bildet eine lockere Umfassung des neu geplanten Stadtplatzes, der im nordöstlichen Bereich des Geländes angelegt werden soll. Südlich des Baus ist eine Stellfläche mit mindestens 135 Parkmöglichkeiten geplant, die über einen Durchgang beziehungsweise eine Passage mit dem Stadtplatz verbunden wird. Die bisherige Sportanlage des BV Werder mit Vereinsheim und Tennisplatz wird dafür abgetragen und in den Südosten des weiteren Areals verlagert. Den Neubau des Vereinsheims trägt die Stadt, ebenso wie die Errichtung des Stadtplatzes vor dem Nahversorgungszentrum.

Für das Objekt selbst wurde im Rahmen eines Investorenwettbewerbs List + Wilbers Projektentwicklung GmbH als Bauherr gewonnen, eine Gesellschaft, die bereits seit 20 Jahren in der Entwicklung von Immobilien für den Handelssektor tätig ist und mit der List-Unternehmensgruppe auf über 100 Jahre Bauerfahrung zurückgreifen kann. „Hannover ist ein wirtschaftlich sehr attraktiver Standort mit viel Potential“, begründet Hubert Wilbers, Geschäftsführer des Unternehmens das Interesse an diesem Projekt. Bei der Planung des Objekts galt es allerdings verschiedene Auflagen seitens der Stadt zu berücksichtigen, wie Architekt Uwe Pielhop, der zusammen mit List + Wilbers den letztlich erfolgreichen Entwurf erstellte, berichtet: „Vor allem gab es bestimmte Vorstellungen, was die Verkaufsflächen, den Stadtplatz und die Anbindung an das Clubheim des BV Werder betraf.“ Darüber hinaus spielten auch bei der äußeren Gestaltung die Wünsche der Stadt eine entscheidende Rolle. Um hier eine stimmige Lösung zu finden, wurde ein Fassadenwettbewerb ausgerufen, in dessen Jury neben Hubert Wilbers auch der Stadtbaurat Uwe Bodemann und Prof. Manfred Schomers vom Bremer Architekturbüro as2 saßen.

Glas für einladende Offenheit und Klinker als Brückenschlag zum Baubestand

Der ausgewählte Vorschlag von Rainer Ottinger von O.M. Architekten BDA fasst die Baukörper zu einer gestalterischen Einheit zusammen und betont dabei die Hauptseite des Gebäudes. „Diese Seite ist sehr präsent im Stadtraum und erster Blickbezugspunkt für Passanten auf der stark frequentierten Schulenburger Landstraße“, erklärt Ottinger das Konzept. Über Glasfassaden im Erdgeschoss öffnet sich der Komplex zum Stadtplatz und zur Passage, wodurch eine einladende Wirkung erzielt wird. Das Obergeschoss wird als Lochfassade mit bodentiefen Fenstern ausgeführt, die zusammen mit der Struktur der darunterliegenden Glasfronten eine Linearität erzeugen, wie sie sich auch in der Bodengestaltung des Stadtplatzes wiederfinden wird. Für die restliche, geschlossene Fassade der Nord-Ost-Seite ist eine helle Klinkerfassade vorgesehen, die nicht nur den Eingang betont, sondern auch das vorherrschende Material der umliegenden Bestandsgebäude aufgreift. „Klinkerfassade, Glasflächen und Stadtplatz bilden somit eine Einheit und machen das Gebäude zu einem Blickfang im Stadtbild“, so der Architekt.

Ein Vordach fasst die beiden Teile der Baukubatur zusammen und bietet sich als Anbringungspunkt für Ladenschilder und Werbebanner an. Zugleich weist es auf den Eingangsbereich hin und gewährt Besuchern des Platzes oder der Geschäfte einen gewissen Schutz vor Wind und Regen. „Ich bin überzeugt, dass wir damit einen attraktiven Treffpunkt zwischen den Stadtteilen Vinnhorst und Ledeburg schaffen werden“, erläutert Wilbers die Entscheidung der Jury. Neben der Optik stand aber auch die Energieeffizienz und Heizbilanz des Zentrums im Fokus der Planer. Für die Süd-Ost-Seite beispielsweise ist daher ein Wärmedämmverbundsystem mit hellem Putz im Klinker-Farbton vorgesehen. Die Nord-West-Fassade gleicht im Aufbau und der Gestaltung der Nord-Ost-Fassade. Lediglich die geschlossenen Bereiche, die sich aus der Nutzung ergeben, werden in vertikal strukturiertem, dunkelgrauem Putz als Wärmedämmverbundsystem ausgeführt.

Stadtplatz als neuer Mittelpunkt des Viertels

Der dem Gebäude vorgelagerte Stadtplatz wird künftig als repräsentatives Gesicht des Viertels, als multifunktionale Eventlocation, aber auch als täglicher Treffpunkt und Marktplatz fungieren. Dazu wird ein Teil des Baumbestands durch Blaseneschen und Hainbuchenhecken ersetzt, wobei sich neue Einblicke von den angrenzenden Straßen auf die etwa 700 m² weite Fläche und die warme, einladende Fassade eröffnen. Die Bodenstruktur mit hellgrauen Betonsteinplatten und dunkleren Bändern spiegelt die städtebauliche Ausrichtung des Baus wider und dient gleichzeitig als praktische Markierung für Versorgungselemente sowie für die Stände des Markts, der hier voraussichtlich zwei Mal wöchentlich abgehalten werden soll. Robuste Sitzblöcke und Grün-Elemente laden zum Verweilen ein und leiten unaufdringlich zu den Eingängen, den Fahrradstellplätzen oder zum benachbarten Gehweg. Ebenso führt ein einheitlicher Pflasterbelag Besucher vom Stadtplatz zum Nahversorgungszentrum.

Auch die Stellfläche wurde im Hinblick auf eine ansprechende Gestaltung und eine hohe Nutzerfreundlichkeit entworfen: Fasenloses Betonsteinpflaster bildet die Fahrspur, die Stellplätze und die Laufspuren. Zur besseren Orientierung dienen hellere und dunklere Steine. Immergrüne Ligusterhecken sowie Hainbuchen-Reihen gliedern den Bereich und lockern ihn auf. „Mit dem gesamten Entwurf wird dem Standort ein einheitliches und ansprechendes Erscheinungsbild sowohl für die Aufenthalts- wie auch für die Verkehrsflächen verliehen, das sich harmonisch in das Stadtbild einfügt“, fasst Architekt Ottinger zusammen.

Nutzungsfläche für den Handel schon fast vollständig vermietet

Der Baubeginn des Nahversorgungszentrums ist für September 2014 vorgesehen, die Koordination des Baus und aller beteiligten Gewerke übernimmt List Bau Nordhorn als Generalunternehmer. Dazu gehört auch die enge Abstimmung mit der Stadt beziehungsweise beauftragten Dritten, die nicht nur den Stadtplatz und den öffentlichen Fuß- und Radweg errichten, sondern auch Umbaumaßnahmen an den beiden angrenzenden Straßen vornehmen will. Im Sommer 2015 soll das neue Nahversorgungszentrum bezugsfertig sein. Geplant ist eine Mischung aus Einzelhandel, Dienstleistungsgeschäft und Gastronomie im Erdgeschoss sowie Büros, Praxen und Dienstleister im oberen Stockwerk. Unter anderem stehen ein Lebensmittel- und Getränkemarkt (REWE) und ein Drogeriemarkt (Rossmann) bereits als Mieter fest. Das ebenerdige Nutzungsareal ist mittlerweile bis auf rund 135 m² vergeben, in der ersten Etage stehen noch freie Flächen zur Verfügung.



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