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31.07.2014 Cordea Savills Investments Forum: Märkte zwischen Krise und Optimismus

Zwar hat die Peripherie Europas nach wie vor Aufholbedarf. Insgesamt aber steigt der Optimismus auf den europäischen Immobilienmärkten. Und die Immobilienwirtschaft kann vom Fußball lernen - das sind Aussagen vom Cordea Savills Immobilien Investment Forum am 17. Juli 2014. Mehr als 100 Gäste diskutierten die Frage, welche Rolle Immobilien im aktuellen Niedrigzinsumfeld als Investmentalternative spielen. Kiran Patel, Chief Investment Officer von Cordea Savills in London, sieht eine Reihe von positiven Indikatoren mit Blick auf die Fundamentaldaten. Die Beschäftigungszahlen steigen, börsennotierte Immobilienunternehmen seien im Kursaufschwung, und die direkten Immobilienmärkte könnten folgen. Europaweit herrsche weitgehend Optimismus bei den Unternehmen vor - wenngleich es zu differenzieren gelte. Frankreich sei genauer zu beobachten. Als weiteres Beispiel nennt er Spanien.

Die Fundamentaldaten, vor allem die hohe Arbeitslosigkeit, mache Spanien auf kurze Sicht noch schwer einschätzbar. Für Investoren, die auf Gewerbeimmobilien setzten, heiße das: Anlegern mit einem langen Investitionshorizont von zehn Jahren könnten bereits jetzt durchaus über einen Einstieg nachdenken. Anleger mit einem kürzeren Horizont rate er eher zur Vorsicht. Grundsätzlich für die Immobilie spreche, dass es europaweit einen Trend zur Konvergenz bei den Zinsen auf Staatsanleihen gebe - eine Konvergenz auf niedrigem Niveau. "Früher galten Bonds als risikoloser Zins. Heute gelten sie als zinsloses Risiko", merkt Thomas Gütle an. Er ist Geschäftsführer von Cordea Savills Deutschland. Der Renditeabstand von Immobilien gegenüber den vermeintlich risikolosen Staatsanleihen sei trotz steigender Immobilienpreise nach wie vor attraktiv.

Marcel Fratzscher - er ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Professor für Makroökonomie und Finanzen an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Mitglied des Beirats des Bundesministeriums für Wirtschaft - dämpft den allgemeinen Optimismus. "Wir sind in Europa noch immer in der Krise", sagt er und zählt vier Felder auf: Bankenkrise, Schuldenkrise, Vertrauenskrise und Wirtschaftskrise. So sieht er viele Probleme eher in der Peripherie Europas verortet. Vor allem in Südeuropa gebe es trotz massiver Liquidität bei den Banken eine Kreditklemme für kleine und mittelständische Unternehmen. Zentral- und nordeuropäischen Ländern stellt er ein besseres Zeugnis aus. Deutschland beispielsweise habe sich in den vergangenen fünf Jahren sehr gut entwickelt. In einem 15-Jahres-Blick spricht er allerdings auch bei Deutschland von einem schlechten Ergebnis, gar von einem "Misserfolg in wichtigen volkswirtschaftlichen Kennzahlen". So sei die Zahl der Menschen, die nominell weniger verdienen als vor 15 Jahren, deutlich gestiegen. Auch das Thema der europäischen Finanzmarktstabilität bereite ihm Sorgen. Das Thema werde fälschlicherweise häufig bei der Europäischen Zentralbank (EZB) gesehen - tatsächlich aber sei das primäre Mandat der EZB, für Preisstabilität zu sorgen, nicht für Finanzmarktstabilität. Dies sei vor allem auch die Aufgabe der Politik. "Wir tun hier zu wenig, weil sich alle auf die Europäische Zentralbank verlassen", sagt Fratzscher. Er muss es wissen, denn er war von 2001 bis 2012 für die EZB tätig - zuletzt als Leiter der Abteilung International Policy Analysis (Internationale wirtschaftspolitische Analysen).

Ehrengast der Veranstaltung war Oliver Kahn, dreifacher Welttorhüter des Jahres, ehemaliger Kapitän der Fußballnationalmannschaft, Champions League-Sieger sowie vielfacher deutscher Meister und deutscher Pokalsieger mit dem FC Bayern München. Er sprach mit Blick auf die kurz zuvor gewonnene Fußballweltmeisterschaft über das Thema Spitzenleistungen, Motivation und Leadership. Wille, Disziplin und Einsatz - das seien die drei Komponenten, die Spitzenleistungen definierten. Zudem bedarf es einer Vision, eines klaren Ziels und Werten, die damit verknüpft sein müssten. Kahn mahnte außerdem den dauerhaften Respekt vor einer Aufgabe als Teil der Selbstführung an. Bei der zurückliegenden Weltmeisterschaft habe man bei Spanien gesehen: Je mehr Erfolg es gab, desto schwieriger wird es, die Leistung hoch zu halten. Immobilieninvestoren, denen zum wiederholten Male eine Akquisition gelänge, seien hier möglicherweise genauso betroffen. Es käme darauf an, dass eine Aufgabe nicht als leicht abgetan werde, nur weil sie bereits mehrfach gemeistert wurde.

Auf die Frage, was Unternehmen von Fußballklubs lernen könnten, sagte Kahn: "Aus unternehmerischer Sicht können die Fußballklubs mehr von den Unternehmen lernen als umgekehrt. Nimmt man aber den sportlichen Erfolg als Maßstab, dann können Unternehmen sich etwas vom Teamgeist einer Mannschaft abschauen." Teamarbeit sei in deutschen Unternehmen noch nicht ausreichend als Kultur ausgeprägt. Allerdings müsse es auch hier Führungsspieler geben, die selbst stark genug sind, um ihr jeweiliges Umfeld stark zu machen.


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