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15.05.2014 Länderübergreifende Zusammenarbeit für neues Staatsarchiv Stade

Am 19. Mai 2014 wird der Neubau eines Magazin- und Verwaltungsgebäudes für das Niedersächsische Landesarchiv in Stade feierlich eröffnet. Der Entwurf für den 20 Millionen Euro teuren Bau stammt von der pbr Planungsbüro Rohling AG. Nach einem europaweiten VOF-Verfahren war die pbr AG vom Land Niedersachsen, vertreten durch das Staatliche Baumanagement Osnabrück-Emsland, im Jahr 2011 mit der Architekturplanung beauftragt worden. Die Außenanlagenplanung wurde von Kuttner + Kahl Landschaftsarchitekten erbracht.

2009 beschlossen die Landesregierungen Niedersachsens und der Freien Hansestadt Hamburg ein gemeinsames Grundbuch- und Aktenarchiv zu schaffen. Die länderübergreifende Zusammenarbeit im Archivwesen stellt bundesweit bislang ein Unikum dar. Für die Aufbewahrung der Grundbücher und –akten Nordostniedersachsens und Hamburgs fehlten im alten, Mitte der 1960er Jahre entstandenen Staatsarchiv Stade die räumlichen Kapazitäten. Auch wurden dort die heutigen Anforderungen zur sachgemäßen Aufbewahrung von Archivgut nur unzureichend erfüllt. Aus diesem Grund entschied sich das Land Niedersachsen für einen Neubau. Neben den erforderlichen Kapazitäten und optimalen Bedingungen zum Schutz der Archivalien zeichnet sich der Neubau durch kurze Wege, eine hochmoderne Ausstattung, Transparenz und Nachhaltigkeit aus.

Das neue Staatsarchiv Stade stellt sich als eine Komposition aus monolithischen Baukörpern im heterogenen Umfeld zwischen Bahngleisen, Industriebauten und Wohngebäuden unterschiedlicher Größe dar. Der Neubau versteht sich als Auftakt und Anker für die zukünftige Stadtentwicklung im Quartier rund um den Bahnhof. Sein äußeres Erscheinungsbild ist geprägt durch seine Ziegelfassade sowie Fenster- bzw. Pfosten-Riegel-Konstruktionen aus dunkelgrauen Aluminiumprofilen. Durch die roten Ziegel hat das Archiv ein für Stade ortstypisches Fassadenmaterial erhalten und fügt sich somit optisch in das Stadtbild ein. Darüber hinaus zeichnet sich das Material Ziegel durch Robustheit aus.

Der Neubau trennt sich in zwei Baukörper, das Magazingebäude und das vorgelagerte Gebäude für Öffentlichkeit/Verwaltung bzw. Archivtechnik. Durchdrungen werden die Gebäudeteile von einer zentralen Magistrale, die am Eingang beginnt und bis ins Magazin führt. Die Baukörper bilden klar definierte Räume, den Anlieferungshof auf der Westseite zur Industriebahn und den größeren Hof mit Grünfläche vor den Lesesälen auf der Ostseite. Der Hauptzugang wird durch einen Vorplatz markiert.

Der großzügige, mit einer Glasfassade gestaltete Eingangsbereich öffnet sich bereits von außen dem Besucher und gibt den Blick auf das Eingangsfoyer mit seiner offenen Haupttreppe frei. Dieser Bereich ist auch für Ausstellungen geeignet. Der im östlich anschließenden Gebäudeteil befindliche, teilbare Lesesaal im Erdgeschoss ist nach Norden zu einem begrünten Hof orientiert. Mit seiner im Raumkonzept integrierten, akustisch wirksamen Trennwand bietet er den Besuchern Raum und Ruhe zum Studieren von Dokumenten. Auch Veranstaltungen und Vorträge werden hier künftig stattfinden. Im 1. Obergeschoss befinden sich die für die Öffentlichkeit eingeschränkt zugängliche Verwaltung sowie multifunktionale Büro- und Produktionsräume. Hier findet auch die Bearbeitung von kontaminierten Archivalien statt.

Im dreibündigen Bereich für Archivtechnik, westlich der Magistrale, sind Anlieferung, Werkstatt und Archivalienaufbereitung untergebracht. Die Werkstatträume werden unter anderem zur Restaurierung und Trocknung von Archivgut genutzt. Das 1. Obergeschoss beherbergt die übrigen Nutzungseinheiten, darunter eine Dienstbibliothek, Lagerräume und eine Reprowerkstatt zur Anfertigung von digitalen Reproduktionen. Im 2. Obergeschoss befindet sich die Dienstwohnung des Haustechnikers.

Das Herzstück des Staatsarchivs bildet der fünfgeschossige Magazintrakt im Norden des Grundstücks. Von den Gebäudetrakten für Öffentlichkeit/Verwaltung und Archivtechnik aus ist es für die Mitarbeiter des Staatsarchivs über die Magistrale auf kurzem Wege zu erreichen. Eine besondere Herausforderung in der Planung des Magazins stellten die Anforderungen an Öffentlichkeit, Klima und Belichtung dar. Seine passive Klimatisierung sorgt für ein sich selbst stabilisierendes konstantes Raumklima. So werden Betriebskosten gering gehalten und ökologische Maßstäbe im Sinne der Nachhaltigkeit gesetzt. Um die Archivalien vor schädlichem Tages- und Sonnenlicht sowie Wärmeeinstrahlung zu schützen, wurde auf Fenster verzichtet und der Zugang über Schleusen gestaltet. Die Oberflächen der Wände und Decken im Magazinbereich blieben unbehandelt, um die unterstützende Wirkung zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit voll auszunutzen. Um hinreichend Platz für das Archivgut beider Länder sicherzustellen, wurde das Magazingebäude mit einer Kapazität von rund 50 Regalkilometern ausgestattet. Rund 20 Regalkilometer davon werden vom Staatsarchiv Hamburg genutzt. Diese wurden durch die Verlagerung der im Staatsarchiv Hamburg Wandsbek archivierten 21.000 Grundbücher und Grundakten benötigt. Hinsichtlich der äußeren und inneren Erschließung sowie der WC-Anlagen wurde das Staatsarchiv barrierefrei errichtet. Jede Ebene wird durch einen Aufzug behindertengerecht erschlossen.

Die pbr Planungsbüro Rohling AG ist ein national und international tätiges Architektur- und Ingenieurbüro mit über 400 Mitarbeitern an bundesweit neun Standorten. Kernkompetenzen hat das Büro u. a. in der Planung und Sanierung von Gebäuden für die Bereiche Bildung und Forschung, Kultur, Sport und Freizeit, Verwaltung, Industrie und Gesundheit. Zu den von der pbr AG betreuten Projekten im Bereich Verwaltungsbau gehören u. a. der Neubau und die Sanierung des Wasser- und Schifffahrtsamts Kiel-Holtenau, der Neubau der FAM Firmenzentrale in Magdeburg sowie der Neubau eines Verwaltungsgebäudes für die Hochschule Osnabrück.



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