News RSS-Feed

08.05.2014 Wie wollen Zuwanderer leben? Wohnungswirtschaft und Integration

Zuwanderung ist für Deutschland angesichts des demografischen Wandels Notwendigkeit und Chance zugleich. Auch die Wohnungswirtschaft ist deshalb gefordert einen Beitrag zu leisten, um Deutschland zu einem attraktiven Zuwanderungsland zu machen. Wie das gelingen kann, zeigt die Studie „Wohntrends 2030“, die das Beratungsunternehmen Analyse & Konzepte zusammen mit InWIS Forschung & Beratung GmbH im Auftrag des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. erstellt hat.

Im Jahr 2013 lebten mehr Ausländer in Deutschland als jemals zuvor. Doch viele von ihnen – insbesondere höher und hoch qualifizierte – kehren nach kurzer Zeit in ihr Heimatland zurück, wenn die Integration hier nicht gelingt. Dabei werden insbesondere die jungen und gut ausgebildeten Zuwanderer künftig gebraucht, um die Wirtschaftskraft des Landes zu erhalten. Doch laut „Wohntrends 2030“ sind Wirtschaft und Kommunen noch nicht genügend darauf eingestellt, diese Menschen langfristig an Deutschland zu binden. Hierbei spielt die Wohnsituation eine zentrale Rolle: „Das lokale Wohnungsangebot wird zu einem wesentlichen Faktor insbesondere für qualifizierte Jugendliche“, heißt es in der Studie.

Willkommenskultur schaffen

Wohnungsunternehmen können dieser zentralen Zielgruppe gerecht werden, indem sie wichtige Voraussetzungen für die Integration schaffen. Konkret bedeutet das:

- Die interkulturelle Qualifizierung des Personals
- Die Stärkung der lokalen Partizipation – zum Beispiel durch die Einbeziehung von Migranten in Bewohnerbeiräte
- Die Beteiligung an lokalen Netzwerken
- Eine verstärkte Mitwirkung an der Erstellung und Umsetzung stadtteilspezifischer oder quartiersbezogener Integrationskonzepte
- Die Steuerung der Wohnsitznahme von Neuzuwanderern durch Integrationsvereinbarungen und Lotsensysteme

Die Gewoba in Bremen zeigt, wie Integration gelingen kann

„Ein Wohnungsunternehmen, dem die Integrationsarbeit vorbildlich gelingt, ist die Gewoba Aktiengesellschaft Wohnen und Bauen aus Bremen“, erklärt Bettina Harms, Geschäftsführerin von Analyse & Konzepte. Deren Engagement wurde gerade mit dem Bremer Diversity Preis ausgezeichnet. Dieser honoriert die Wertschätzung von Unterschieden und Vielfalt im menschlichen Zusammenleben. Die Gewoba bietet zum Beispiel interkulturelle Schulungen für ihre Mitarbeiter an. Außerdem kümmert sich ein Diversity Manager um gute Verbindungen zu Vereinen und Netzwerken in den Gewoba-Quartieren. Er berät und unterstützt alle Unternehmensbereiche bei der Umsetzung von Diversity-Maßnahmen, organisiert themenbezogene Weiterbildungsprogramme und wirkt aktiv in regionalen Netzwerken mit. „Wertschöpfung durch Wertschätzung“, so fasst Vorstandsmitglied Manfred Sydow die Ziele des Diversity Managements zusammen. „Der Umgang mit menschlicher Vielfalt ist eine Frage der Haltung“, betont er. „Den Anspruch und die Haltung der GEWOBA haben wir in unserem Leitbild der Vielfalt definiert und damit für uns alle als Beschäftigte des Unternehmens den Idealzustand definiert: ‚Eine Willkommenskultur, die jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit und Würde sieht‘. Interkulturelle Begegnungen und viele andere Diversity-Maßnahmen hat die GEWOBA schon lange gefördert. Das Diversity Management systematisiert und strukturiert das Themenfeld. Es sorgt für die Umsetzung in den drei Ebenen: erstens innerhalb des Unternehmens, zweitens in der Beziehung des Unternehmens zu den Kunden, insbesondere Mietern, sowie drittens zwischen den Kunden in den Nachbarschaften.“

Häuslich und kommunikativ

Zwar ist die Gruppe der Zuwanderer sehr heterogen, und insbesondere die jüngeren unterscheiden sich nur wenig von ihren deutschen Altersgenossen. Dennoch gibt es Spezifika, die auch für die Wohnungswirtschaft von Belang sind. Laut den „Wohntrends 2030“ orientieren sich Haushalte mit Migrationshintergrund stärker an traditionellen Werten. Dies äußert sich zum Beispiel in der Bedeutung der Ehe und in einem höheren Anteil von Familien mit Kindern. Trotz der größeren Haushalte sind die Familieneinkommen aber im Schnitt deutlich niedriger als bei anderen Haushalten.

Diese Merkmale spiegeln sich in den Wohnkonzepten der Migranten wider.
1. Unter den Haushalten mit Migrationshintergrund ist das häusliche Konzept deutlich stärker vertreten als beim Rest der Bevölkerung. Dieses Konzept steht für eine starke Innenorientierung. Wichtig sind Freunde und Familie, die möglichst eng um den eigenen Lebensmittelpunkt gruppiert sind. Insofern spielt die Nachbarschaft hier eine wichtige Rolle.
2. Das funktionale Wohnkonzept ist bei Haushalten mit Migrationshintergrund sogar doppelt so häufig anzutreffen wie in der übrigen Bevölkerung. Haushalte mit diesem Wohnkonzept fragen einfach ausgestattete Wohnungen nach, wünschen sich aber eine Verbesserung der eigenen Situation und sind entsprechend mobil.
3. Ebenfalls überdurchschnittlich ausgeprägt ist bei Zuwanderern das kommunikative Wohnkonzept. Menschen mit diesem Konzept sind im Hinblick auf ihre Wohnungen kompromissbereit. Für sie spielt sich das Leben in der Gemeinschaft ab – sowohl in virtuellen Netzwerken wie auch mit realen Freunden im öffentlichen Raum.



Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!