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03.04.2014 Umdenken bei Wohnraumversorgung in Emerging Markets elementar

Die wirksame Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum ist ein weltweites Problem. Das ist das zentrale Ergebnis der RICS-Studie „Global Affordable Housing: ´BRICx PLUS Mortar`”. Demnach herrscht der größte Mangel an entsprechendem Wohnraum in den Emerging Markets, in denen das Angebot nicht mit der wirtschaftlichen Entwicklung Schritt halten konnte. In den entwickelten Ländern bereiten die wachsenden Einkommensunterschiede und die Wohnkosten, die tendenziell schneller steigen als die Einkommen, den jüngeren und weniger vermögenden Haushalten große Schwierigkeiten, angemessene Wohnungen zu kommen.

Die Studie, die beim RICS International Summit in São Paulo vom RICS-Präsidenten Michael Newey FRICS vorgestellt wurde, untersucht, wie die Wohnraumnachfrage, der Bedarf und das Angebot in den drei BRIC-Ländern – Brasilien, Indien und China – durch das Wirtschaftswachstum beeinflusst worden sind und vergleicht die von den Regierungen geplanten Gesetzgebungen, mit denen sie der Wohnraumnachfrage Herr werden wollen.

Der Bericht, der von der RICS in Auftrag gegeben und von einem von Prof. Duncan Maclennan geführten Team der University of St. Andrews erarbeitet wurde, enthält Empfehlungen für Regierungen, Forscher und internationale Organisationen. Diese sollten sich demzufolge kritischer mit den Unterschieden zwischen den BRIC- und OECD-Staaten auseinandersetzen, um herauszufinden, inwiefern Wohnbestandssysteme vor Ort tatsächlich funktionieren.

Zudem kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass man sich zu sehr auf breit angelegte Wohnpolitik-„Visionen“ auf nationaler Ebene konzentriert habe, anstatt auf die tatsächliche Durchführbarkeit dieser Politik auf lokaler Ebene zu achten.

Im Ergebnis plädiert die Studie dafür, dass die Entscheidungsträger lokal wirksame Maßnahmen ergreifen sollten, die auf nationaler Ebene anerkannt und unterstützt werden und auf Stadtteil-, Gemeinde- und Stadtebene umgesetzt werden.

Der Bericht wirft zudem den Blick auf aktuelle Probleme der bestehenden Wohnungspolitik in Brasilien, Indien und China. So zeigt sich, dass die Konzentration auf die Wohneigentumsbildung in Verbindung mit der Vernachlässigung der Mietmarktentwicklung zu einem Wohnraummangel geführt hat. Das zeigt sich am deutlichsten in Brasilien und Indien, wo das begrenzte Wohnungsangebot durch die mangelnde Infrastruktur, die schlechte Finanzlage der Immobilienprojektentwickler, den langsamen Planungsapparat und teilweise auch durch Korruption noch verschärft wurde.

In Brasilien und China haben die wenig strikten Wohnversorgungssysteme und deregulierten Immobilienfinanzmärkte einen Wohnungsmarkt geschaffen, der anfällig für Booms, Aufschwünge und Abschwünge ist und der eine schwache Marktstabilität aufweist. In China, wo das Land insgesamt in Staatsbesitz und der Staat traditionell für den Wohnraum verantwortlich ist, existieren wirksame politische Maßnahmen, um die Wohnungsknappheit in den Städten zu bekämpfen.

Die Ergebnisse des Berichts verdeutlichen, dass die rasante Verstädterung zu mehr „informellen“ Siedlungen geführt hat, insbesondere in Brasilien und Indien. Die Favela- und Slumbildung kann die Entwicklung einer soliden Wohnraumversorgung behindern, wenngleich sie den Bedürftigen ein Dach über dem Kopf bietet. Die Bildung von Slums und Favelas überflügelt seit 2006 andere große Wohnungsbauinvestitionen. Das Aufzeigen der engen Verknüpfungen zwischen Wohnpolitik, Verstädterung und Infrastruktur in Brasilien und China ist für viele OECD-Staaten von Nutzen.

Dr. Clare Eriksson, Director of RICS Global Research and Policy: „Die Studie untersucht, wie die Wohnraumversorgung und die Politik in Brasilien, China und Indien auf das Wirtschaftswachstum reagiert haben. Auf Grundlage der Resultate werden Empfehlungen formuliert, die sich sowohl an die BRICs als auch die Volkswirtschaften der OECD-Staaten richten und mit denen ein wirksames Wohnungsangebot in Zukunft sichergestellt werden kann. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt die zentrale Rolle der Angebotsverbesserung, die Entwicklung eines funktionierenden Mietmarktes, eine Abstimmung der Wohnraum- und Stadtplanung und eine kontextbezogene, lokale Herangehensweise an die Wohnungsbaupolitik, die von angemessenen nationalen Rahmenprogrammen und -ressourcen begleitet wird. Obwohl gerade in Brasilien und China gewisse Fortschritte erzielt wurden, verdeutlicht die Studie, dass hier noch viel zu tun ist bis ein ausreichendes Angebot an bezahlbarem und gutem Wohnraum verwirklicht werden kann. In den kommenden Monaten wird die RICS ihre mögliche Rolle in diesem Prozess formulieren.“

Prof. Duncan Maclennan, Autor der Studie: „Internationale Organisationen und Lobbygruppen sehen häufig nur die Herausforderungen einer alternden Bevölkerung, der Arbeitslosigkeit, Einwanderung und ähnlichem. Festzustellen ist allerdings, dass im Hinblick auf die Versorgung mit angemessenen Wohnungen und Stadtvierteln eine globale Krise bevorstehen könnte. Die Politik hat hierauf in vielen Ländern noch zu wenig und zu zögerlich reagiert; deregulierte Finanzmärkte haben dazu geführt, dass die Konzentration auf die Förderung des Wohneigentums den Wohnungsversorgungssystemen geschadet hat. Die veränderten Zeiten erfordern neue Schwerpunkte bei der Mietwohnraumversorgung.“

Die Studie ist für RICS-Mitglieder kostenlos erhältlich unter http://www.rics.org/bricshousing.


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