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05.02.2014 So geht‘s weiter auf dem Hamburger Kolbenschmidt-Gelände

Am 18. Dezember 2013 war es soweit: Eine 14-köpfige Jury, bestehend aus Vertretern der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt und des Bezirks Altona, renommierten Architekten, Stadtplanern, einem Landschaftsarchitekten sowie Vertretern des Auslobers und aus der Politik, kürte nach einer fünfmonatigen Wettbewerbsphase mit einer erfolgreichen Dialogwerkstatt einstimmig den Siegerentwurf für das Areal in Hamburg-Ottensen. Für das 3,6 Hektar große Industriegelände der früheren Kolbenschmidt AG wurde im August 2013 von der Rheinmetall Immobilien GmbH in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Altona ein zweistufiger städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben. Mit dem Siegerentwurf von coido architects ist Ende 2013 ein tragfähiges Konzept für die zukünftige Entwicklung des Areals gefunden worden. In den nächsten Monaten werden nun die weiteren wesentlichen Schritte hin zur Realisierung des neuen Quartiers in Ottensen auf den Weg gebracht.

Dabei wird es wie folgt weitergehen: Das Bebauungsplanverfahren und die Ausarbeitung eines Funktionsplans werden derzeit in die Wege geleitet. Zudem stehen die Erstellung zahlreicher Fachgutachten, wie lärmtechnischer Untersuchungen, landschaftsplanerischer Fachbeiträge und weiterführender Altlastenuntersuchungen auf dem Plan.

Aufgrund der positiven Bilanz für den bisherigen Kommunikationsprozess soll die transparente Ausrichtung des Projektes auch im weiteren Projektverlauf erhalten werden. Wie wird der Siegerentwurf genau umgesetzt? Was ist ein Bebauungsplan? Wie kommt er zustande? Warum können nicht alle Bestandsgebäude erhalten werden? – Wichtige Fragen (der Dialogteilnehmer) zu teilweise sensiblen Themen, die angemessen und ausreichend beantwortet werden müssen. Im Fokus der Kommunikation wird vor allem eine erklärende Begleitung der kommenden Entwicklungen stehen. Dabei gilt es, möglichst nahtlos an den bisherigen Informations- und Kommunikationsprozess anzuknüpfen und den Bürgern weiterhin aktiv und umfassend gestaltete Informationskanäle zur Verfügung zu stellen.


Was bisher geschah:

Der Wettbewerb wurde von einer intensiven und umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit begleitet, um zum einen frühzeitig über die städtebauliche Entwicklung des Geländes zu informieren und zum anderen das spezifische lokale Wissen des Stadtteils einzubinden und den Architektenteams zur Verfügung zu stellen. Hierzu wurde auf der Internetseite www.dialogwerkstatt-friedensallee.de seit August 2013 ein fortlaufender Dialogprozess geführt. Viele Interessenten nutzten die Dialogplattform. Zu verzeichnen waren 4255 Seitenbesuche in den Monaten August, September und Oktober sowie insgesamt ca. 150 Beiträge, die vor allem zu den Themenfeldern Nutzungsmischung, Mobilität, Freiraum und Ökologie die Wünsche, Belange und Nöte der Bürger aufnahmen. So begann bereits vor der Veröffentlichung der Entwurfsergebnisse eine rege Diskussion unter den Bürgern und den beteiligten Architektenteams zu den zukünftigen Qualitäten des neuen Quartiers. Die daraus entstandenen Ideen sind durch Vorschläge ergänzt worden, die an zwei Informationsständen im Einkaufszentrum „Mercado“ in Ottensen und im Rahmen einer Flyer-Aktion im Stadtteil gesammelt wurden.

In der Gläsernen Werkstatt, einem Vor-Ort-Termin, hat der Dialogprozess auf dem Areal selbst weiter stattgefunden. An diesem Termin, am 19. Oktober 2013, stellten sich die Architektenteams und die Ausloberin den Fragen von 400 Bürgern und nahmen vielfältige Anregungen und Ideen auf. Die dabei von den Bürgern formulierten Bewertungen und Vorschläge (insgesamt ca. 600 Beiträge) sind wiederum aufgearbeitet und den Architektenteams mitgegeben worden.
Diese hatten zwei Wochen Zeit, um die Chance zu nutzen, Überarbeitungsideen ihrer Entwürfe zu formulieren. In der ersten Jurysitzung am 05. November 2013 wurden die Entwürfe der Architekten sowie ihre Antworten auf die Fragen und Anregungen der Bürger präsentiert.

Nach einer Vorauswahl unter den zehn eingereichten Entwürfen der ersten Wettbewerbsphase entschied das 14-köpfige Preisgericht am 18. Dezember 2013 über drei Entwürfe der engeren Wahl. Der erste Preis ist einstimmig an das Hamburger Büro coido architects (Cordsen Ipach + Döll) verliehen worden.
Die Entwurfsidee nimmt die Vielfalt des Stadtteils Ottensen auf. Der Altbestand und die Neubauten mischen und ergänzen sich zu einer Einheit. Von einem Gewerbeschwerpunkt im Nordwesten des Gebietes entwickelt sich das Quartier zu einem Wohnungsbauschwerpunkt im Süden, Osten und Westen. Im Innern werden verschiedene Typen von Wohnen und Gewerbe realisiert. Der zentrale Platz ist als multifunktionale Fläche geplant. Hier sollen Quartiersevents, Märkte und Veranstaltungen stattfinden können. Das Konzept bietet Raum für Wohnungen und Gewerbeeinheiten in unterschiedlichen Preis- und Mietsegmenten. Um den unterschiedlichsten Gewerbearten wie handwerklichen Betrieben und der Kreativwirtschaft Raum zu geben, sieht der Entwurf eine Umnutzung der Bestandshallen 7 und 6, ergänzt durch Neubauten, vor.

Den zweiten Preis erhielt das Altonaer Architekturbüro LRW Architekten und Stadtplaner (Loosen, Rüschoff + Winkler), der dritte Preis wurde dem Rotterdamer Büro studio NL-D zugesprochen.

Insgesamt handelt es sich bei dem Verfahren des formellen städtebaulichen Realisierungswettbewerbs, kombiniert mit einem zweiphasigen innovativen Beteiligungsverfahren, um ein absolutes Novum bei einem so frühen Entwicklungsstand eines neu zu planenden Quartiers – es ist in der Form einzigartig und wegweisend.


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