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20.11.2013 Leitfaden für lebenszyklusorientierten Hochbau

Bei Fragen zu lebenszyklus- und zukunftsorientierten Gebäuden können Österreichs Bauherren ab sofort auf ein neues Nachschlagewerk zurückgreifen. An der Entstehung des ersten phasen- und bereichsübergreifenden Leitfadens für lebenszyklusorientierte Hochbauprojekte haben rund 50 Unternehmen und Institutionen der Bau- und Immobilienbranche mitgewirkt. Am 19. November wurde das von der IG Lebenszyklus Hochbau herausgegebene, auf 24 Seiten kompakt zusammengefasste, Standardwerk im Rahmen eines hochkarätig besetzten Fachkongresses vor 200 Branchen- und Bauherrenvertretern in der Wirtschaftskammer Österreich präsentiert. Der Leitfaden kann bei der IG Lebenszyklus Hochbau kostenlos bestellt werden.

Ein neuer Standard für Hochbauten
„Wer eine Gebäude nachhaltig bauen und betreiben will, muss bei den Prozessen beginnen“ – so lautet das Motto der IG Lebenszyklus Hochbau. Vor zwei Jahren ist der Verein angetreten, die Prozesse in der Bau- und Immobilienwirtschaft im Sinne eines ökonomisch, ökologisch und sozial optimierten Gesamtergebnisses neu zu definieren.

„Die Branche kann es sich schlichtweg nicht leisten, so weiter zu machen wie bisher. Gemeinsam stehen wir vor der Herausforderung, das enorme Einsparungspotenzial von Gebäuden im Hinblick auf deren Energie- und Ressourcenverbrauch auszuschöpfen. Wir wollen mit diesem Leitfaden dazu beitragen, dass zukunftsorientierte Gebäude gebaut werden, die Investitions- und Folgekosten für Eigentümer und Gesellschaft so gering wie möglich halten und ihren Nutzern auf lange Sicht eine hohe Lebensqualität bieten“, betont Christoph Achammer, IG Lebenszyklus Hochbau, ATP Architekten & Ingenieure.

Rolle des Bauherren bisher nicht definiert
Neu ist die Definition der Rolle des Bauherren: In den Phasen „Strategie“ und „Initiierung“ legt er selbst den Grundstein für sein zukunftsfähiges, wirtschaftlich auf den Lebenszyklus abgestimmtes Gebäude. Die Phasen wurden im Rahmen der Leitfaden-Erarbeitung neu definiert. Dazu Karl Friedl, IG Lebenszyklus Hochbau, M.O.O.CON: „Der Bauherr muss wissen, was er braucht, Managementaufwand und Risiken über den gesamten Lebenszyklus der Immobilie richtig einschätzen und darauf aufbauend über den richtigen Mix an Einzel- und Fremdleistungen entscheiden.“

Unabhängig von der Art der Beschaffung (Einzel- und Paketvergaben bis hin zu Totalunternehmermodellen) wird im Leitfaden aufgezeigt, wie ein Projekt organisiert werden muss, damit es zu einem lebenszyklusorientierten Gebäude führt. In einem Organisationsmodell sind die entsprechenden Verantwortungsbereiche angeführt, das Prozessbild der IG Lebenszyklus Hochbau zeigt schließlich genau, welche Schritte und Aufgaben wann erfolgen sollen und welche Erfolgsfaktoren zum optimalen Ergebnis für den Bauherren führen.

Neue Partnerschaftlichkeit auf Basis von Transparenz
Damit Bauherren ihre Rolle überhaupt wahrnehmen können, ist als Fundament dieses Prozesses eine neue Partnerschaftlichkeit gefragt: Einzelinteressen müssen zum Vorteil eines gemeinsamen Ziels in den Hintergrund treten. Eine wichtige Grundlage dafür ist eine neue, transparente Vorgehensweise bei der Abwicklung von Hochbauprojekten. Verantwortungen der am Bauprozess beteiligten Bereiche müssen schnittstellenübergreifend formuliert und sichtbar für alle Beteiligten über den eigenen Leistungsbereich hinausgehen.

„Wenn das vielzitierte schlechte Klima in der Bauwirtschaft in eine Richtung verändert werden soll, wo Handschlagqualität wieder zur Basis des gemeinsamen Arbeitens wird, dann ist es neben den formalen Rahmenbedingungen wichtig dort anzusetzen, wo Kooperation entsteht: Beim Menschen selbst und bei seiner Interaktion mit anderen Menschen“, ergänzt Wolfgang Kradischnig, IG Lebenszyklus Hochbau, DELTA.

Eine Möglichkeit, dieses Miteinander bewusst und zielgerichtet zu gestalten, ist die Prozessmoderation. In dem parallel zum Leitfaden erschienenen Fachleitfaden „Prozessmoderation für Kommunikation und Konfliktmanagement in Bauprojekten“ wird daher gezielt auf dieses Thema eingegangen.

Lebenszyklusorientierte Vergabe und Verträge
Entsprechend sind auch neue und für alle Beteiligten faire Vertragsformen zu finden. Parallel zum Leitfaden ist daher bereits ein entsprechender Fachleitfaden unter dem Titel „Lebenszyklusorientierte Vergabe und Verträge“ erschienen. „Wir haben im Leitfaden der IG Lebenszyklus Hochbau sechs beispielhafte Beschaffungsmodelle formuliert, die mit ihren Vor- und Nachteilen diskutiert werden. Der Fachleitfaden >Recht< stellt dar, welche Vergabeverfahren und Verträge für die Umsetzung der im Leitfaden der IG Lebenszyklus Hochbau beschriebenen Beschaffungsmodelle von zentraler Bedeutung sind“, so Stephan Heid, IG Lebenszyklus Hochbau, Heid Schiefer Rechtsanwälte.

Weitere Fachleitfäden für Finanzierung und Bewirtschaftung
Unter dem Titel "Kosten und Finanzierung im Lebenszyklus" zeigt der Fachleitfaden Finanzierung zudem mögliche Finanzierungsvarianten auf, die den Lebenszyklusansatz berücksichtigen, und deren Charakteristika darstellen.

Der Fachleitfaden „Lebenszyklusorientierte FM-Organisation“ ergänzt und kommentiert u.a. das genormte „Europäische FM-Modell“, um strategische, taktische und operative FM-Prozesse gestaltbar zu machen.

Und der Fachleitfaden „Stichtagsbezogene Gebäudebewertung“ zeigt anhand einer einfachen Modellrechnung die Zusammenhänge von Neubauwert, Nutzungsdauer, Wertminderung/Wertverzehr und Restwert von baulichen Anlagen.

Der Leitfaden sowie die Fachleitfäden der IG Lebenszyklus Hochbau können unter http://www.ig-lebenszyklus.at/publikationen/leitfaden.html angefordert werden.


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