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14.11.2013 Anstieg der eCommerce-Umsätze verursacht Anpassungen der Infrastruktur

Für das laufende Jahr werden weltweite Online-Einzelhandelsumsätze in Höhe von rund 890 Mrd. Euro erwartet. Der Einzelhandel steht vor diesem Hintergrund vor der immer dringlicher werdenden Frage, wann und wie Sendungen zwischen Lager und Kunden erfolgen sollen. Die erste Ausgabe einer neuen Report-Reihe zum weltweiten eCommerce von Jones Lang LaSalle widmet sich der Frage, wie die verschiedenen Märkte ihre Logistikinfrastrukturen unter Berücksichtigung kultureller Gegebenheiten und unterschiedlicher Verbraucheranforderungen aufbauen.

Craig Meyer, President Industrial Brokerage Americas bei Jones Lang LaSalle: "Früher bedeutete Expansion im globalen Einzelhandel den Erwerb zusätzlicher Immobilien in den wichtigsten Einkaufsstraßen der Welt, wie zum Beispiel der Fifth Avenue in New York oder den Champs-Élysées in Paris. Heute betrifft sie auch spezialisierte Mega-Lager sowie Paketabhol- und Sortierzentren". Und weiter: "Nachdem mittlerweile 39 Prozent der Weltbevölkerung über einen Internet-Zugang verfügen, ist die wachsende Präferenz für den Online-Einkauf ein globales Phänomen. Einzelhändler nutzen neue Infrastrukturen, um die Auslieferungsanforderungen optimal zu erfüllen."

Aktuell beläuft sich der Anteil des globalen Online-Umsatz am gesamten Einzelhandelsumsatz auf vier Prozent. Die Tendenz ist rapide steigend. Zwischen 2007 und 2012 erhöhte sich der globale Online-Umsatz um jährlich 14,8 Prozent. Zum Vergleich: der gesamte Einzelhandelsumsatz stieg im gleichen Zeitraum um lediglich 0,9 Prozent. Meyer weiter: "Zwar bleiben die Entwicklungsländer in punkto eCommerce-Infrastruktur noch hinter den entwickelten Nationen zurück, doch ein stärkeres eCommerce-Umsatzwachstum ist auch dort absehbar. Damit wird sich die globale eCommerce-Landschaft in den nächsten fünf Jahren und darüber hinaus sehr schnell verändern." Bis 2017 werden für Indonesien, China, Indien und Mexiko die höchsten Wachstumsraten im B2C-eCommerce prognostiziert. Dagegen wird das Wachstum in den reifen Märkten nur gemäßigt verlaufen, auch wenn Länder wie die USA und Großbritannien weiterhin zweistellige Jahreswachstumsraten verzeichnen dürften.

Kris Bjorson, Head of Retail eCommerce Distribution bei Jones Lang LaSalle: "Einzelhändler stehen mit ihren internationalen eCommerce-Expansionsplänen vor einem echten Dilemma. Sollen sie in Entwicklungsländer mit schlechter Infrastruktur investieren, obwohl sie hier vielleicht fünf Jahre lang keine Rendite erzielen werden? Oder empfiehlt sich eine Konzentration auf reife Märkte mit etablierter Infrastruktur, in denen allerdings bereits ein starker Wettbewerb um eCommerce-Nutzer und hochwertige Gewerbeimmobilien vorherrscht?"

In den entwickelten Märkten führen Omni-Channel-Strategien der Einzelhändler zu grundlegenden Veränderungen der eCommerce-Logistikmodelle. Im Rahmen einer Omni-Channel-Strategie, welche Vertriebskanäle wie stationären Handel, Internet und Mobiltelefon nahtlos verbindet, können die Verbraucher die für sie komfortabelste Form der Bestellung, des Empfangs und der Rücksendung von Waren auswählen. Dabei unterscheiden sich die Modelle weltweit:

. In Großbritannien und anderen entwickelten Märkten ist das so genannte "Click-and-Collect" für viele Einzelhändler die am schnellsten wachsende Online-Vertriebsform. Hierbei kommt zum Tragen, dass die meisten Verbraucher eine Selbstabholung ihrer Bestellungen gegenüber der Lieferung bevorzugen.
. Deutschland erzielt nach Großbritannien den zweitgrößten eCommerce-Umsatz in Europa. Durch das Wachstum im eCommerce ist eine beträchtliche Nachfrage nach neuen eFulfillment-Einrichtungen entstanden, die von Einzelhändlern betrieben werden.
. In den USA stehen rund 30 Prozent der Nachfrage nach Mega-Lagern im Zusammenhang mit eCommerce. Einzelhändler eröffnen zunehmend eFulfillment-Zentren in unmittelbarer Nähe der großen Städte. Daneben nutzen sie auch mittelgroße, von externen Logistikanbietern betriebene Lager in Sekundär-Märkten, um landesweit die Nachfrage nach "Same Day Deliveries" erfüllen zu können.

"Convenience spielt eine zentrale Rolle. Der Kunde erwartet ein integriertes Omni-Channel-Angebot. Die vorhandenen Immobilien wurden jedoch noch als Teile konventioneller Lieferketten geplant und gebaut", erklärt Bjorson. "In den nächsten fünf Jahren geht der Trend zu vertriebskanalneutralen Standorten, die dem Verbraucher einen annähernden Sofort-Service bieten. Wir gehen davon aus, dass die Immobilien im Laufe der Zeit Retouren zunehmend erleichtern werden. Dabei werden große zentralisierte Retourenbearbeitungszentren als Drehscheiben fungieren und die lokalen Paketzentren unterstützen, welche sowohl der Abholung als auch Rückgabe dienen."

In den Schwellenländern entwickeln sich die eCommerce-Lieferketten sehr differenziert und werden dabei von aufsichtsbehördlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren beeinflusst:

. In China konzentrierte sich die erste Welle der Eröffnung von eCommerce-Lagerflächen auf die großen Städte wie Peking, Shanghai und Guangzhou. Seit 2011 errichten die großen eCommerce-Unternehmen jedoch zunehmend Vertriebszentren in den aufstrebenden inländischen Einzelhandelsmärkten.
. Mit mehr als 100 Millionen Internet-Nutzern hat der eCommerce-Boom in Brasilien zu neuer Nachfrage nach Lagern, insbesondere in São Paulo, der wichtigsten Logistik-Drehscheibe des Landes, geführt. In Regionen wie Barueri, Cajamar und Guarulhos entstehen auf den in die Städte führenden Hauptstraßen immer mehr Logistik-Cluster.
. In Indien hat der Online-Einzelhandel einen Anteil von weniger als einem Prozent an den gesamten Einzelhandelsausgaben. Die eCommerce-Lager bedienen hauptsächlich die großen Städte. Die vielschichtige Steuer- und Abgabenstruktur des Landes förderte in der Vergangenheit die Bildung dezentralisierter Lagernetzwerke mit kleineren Einrichtungen in den Bundesstaaten. Die absehbare Konsolidierung der Vertriebsnetze wird die Nachfrage nach größeren Vertriebszentren jedoch absehbar antreiben.

Bjorson abschließend: "Aufgrund ihrer Bevölkerungsgröße könnten die Schwellenländer die reifen Märkte mit Blick auf das Umsatzvolumen überholen. Wir glauben, dass eCommerce den Einzelhändlern die Möglichkeit bietet, neue Kunden zu erreichen, die vom stationären Handel nicht bedient werden können, insbesondere in entlegenen ländlichen Gebieten. Immer mehr Verbraucher entdecken und nutzen den eCommerce als sichere und bequeme Einkaufsmöglichkeit. Vor diesem Hintergrund werden auch die Einzelhändler in den Entwicklungsländern in Logistikmodelle investieren, mit denen sie neuen Bevölkerungsgruppen neue Produkte anbieten können."


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