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06.09.2013 Zunahme der Ausgaben für Wohnen in Europa trotz Wirtschaftskrise

Die wohnungsbezogenen Ausgaben in Europa sind die einzigen haushaltbezogenen Ausgabenpositionen, die im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise im Gegensatz zu anderen Konsumkomponenten und BIP-Trends nicht gesunken sind. Das ist ein zentrales Ergebnis des RICS-Reports „The Housing Sector in Europe – Household Consumption long-term and during the crisis“.

Die Ausgaben für Wohnen haben den größten Anteil an den Konsumausgaben auf europäischer Ebene. Im Jahr 2011 wurden in den 27 EU-Mitgliedsstaaten insgesamt rund 1.700 Milliarden Euro für das Wohnen ausgegeben. Das entspricht 23,6 Prozent der gesamten Haushaltsausgaben. Der Anteil ist im Vergleich zu 20,3 Prozent im Jahr 2000 und 22,5 Prozent in 2008 gestiegen. Andere wichtige Bestandteile der Konsumausgaben waren: Verkehr (13,2 Prozent) sowie Lebensmittel und nichtalkoholische Getränke (12,9 Prozent).

Nach Angabe der RICS sind dabei starke Unterschiede zwischen den Ländern zu verzeichnen. Die Mitgliedsstaaten, in denen das Einkommensniveau deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt (z.B. Skandinavien, die Niederlande und Luxemburg) verzeichnen ein hohes Niveau der wohnungsbezogenen Ausgaben. Demgegenüber ist der Anteil der wohnbezogenen Ausgaben in den Mitgliedsstaaten in Südeuropa (mit Ausnahme Griechenlands) kleiner.

Bezogen auf die tatsächliche Mietpreisentwicklung in den letzten Jahren sind Auswirkungen auf den gesamten Mietmarkt und nicht nur bei aktuellen Vermietungen in den Ländern festzustellen, die am stärksten von der Finanzkrise betroffen waren.

Peter Parlasca FRICS, Verfasser der Studie und Vorstandsmitglied der RICS Deutschland, erläutert, warum die Ausgaben für Wohnen in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit noch immer einen so großen Teil der Verbraucherbudgets ausmachen: „Der Grund, warum der Wohnsektor von 2008 bis 2011 der stabilste Posten im Verbrauch privater Haushalte war, sind gestiegene Kosten für Mieten und Strom in Europa sowie die Ausgaben der Eigentümer für das Leben in den eigenen vier Wänden. Auf der anderen Seite gaben die Bürger weniger für Renovierungen aus. Die Ausgaben für Instandhaltung und Instandsetzung von Wohnraum sanken um 3,2 Prozent.“

Die wichtigste Anteile der wohnbezogenen Ausgaben sind laut RICS-Studie die „unterstellten Wohnungsmieten“, mit denen der Bereich der selbstgenutzten Immobilien rechnerisch erfasst wird (12 Prozent), gefolgt von Wasser, Gas und Strom (sechs Prozent) sowie Wartung und Instandhaltung (1,3 Prozent).

Michael Newey FRICS, RICS-Präsident und CEO einer britischen Wohnungsgesellschaft: „Hochwertiger, bezahlbarer Wohnraum stellt für die Europäer ein grundlegendes Bedürfnis dar. Er ist auch ein Schlüsselfaktor der wirtschaftlichen Erholung. Unsere Studie zeigt, dass die Ausgaben für Wohnen der größte Ausgabenposten der Haushalte in den allermeisten Ländern Europas sind. Nur in fünf EU-Staaten liegen sie hinter den Ausgaben für Lebensmittel.

Ein interessanter Aspekt unserer Erhebung ist die große Variation bei den Wohneigentumsquoten in den einzelnen Ländern, die zwischen 50 und 90 Prozent liegen. Auch bei den Miettrends gibt es deutliche Unterschiede. Während das durchschnittliche BIP in Europa gesunken ist, hat sich der Anteil der Ausgaben für Wohnen erhöht und verläuft in bestimmten Ländern nun ähnlich dem Wachstum des Pro-Kopf-BIPs. Dennoch sind die Unterschiede zwischen einzelnen Ländern hauptsächlich auf strukturelle Unterschiede der nationalen Wohnungsmärkte zurückzuführen und nicht so sehr auf das Einkommensniveau.“

Weitere Informationen zu „The Housing Sector in Europe – Household Consumption long-term and during the crisis“:
Die von der RICS in Auftrag gegebene Studie zum Wohnungsmarkt liefert aktuelle Daten zur Untersuchung der Langzeittrends im Wohnungsmarkt und verbindet sie mit einer Analyse der Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die entsprechenden Ausgaben. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ausgaben, die mit dem Wohnen zusammenhängen in 28 EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen.


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