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13.08.2013 Nach den Quartalszahlen: Womit müssen Anleger jetzt rechnen?

Viele Unternehmen haben jüngst die Ergebnisse für das zweite Jahresviertel 2013 bekanntgegeben. Es gab Überraschungen – sowohl positive als auch negative. Wie beurteilen Experten die Zahlen? Anlageprofis von J.P. Morgan Asset Management und der quirin bank AG geben Antworten.

„Das Europa der Unternehmen ist ein völlig anderes als das Europa der Politik oder der Finanzen.“
Michael Barakos, Chief Investment Officer für Aktien Europa, J.P. Morgan Asset Management:
„In Europa gibt es viele verborgene Juwelen, die im Moment jedoch dafür bestraft werden, an den europäischen Börsen gelistet zu sein.
Viele europäische Unternehmen, insbesondere die stark international ausgerichteten, sind aber nicht von den Problemen betroffen, die den Regierungen und Banken in Europa zu schaffen machen. Denn das Europa der Unternehmen ist ein ganz anderes als das Europa der Politik, der Finanzen oder des Konsums. Als Beispiel kann man Volkswagen nennen: Die Firma verkauft natürlich viele Autos in Deutschland, doch darüber hinaus setzt sich VW vor allem als Anbieter von Sportwagen in den Emerging Markets durch. In den Emerging Markets verdient VW unglaublich hohe Margen. Die Erträge liegen weit über den Schätzungen, was den Aktienkurs steigen ließ.“

„In Deutschland waren die Erwartungen an Firmengewinne eher zu hoch, in den USA eher zu niedrig.“
Arndt Kussmann, Leiter Finanzanalyse der quirin bank AG:
„Die deutsche Berichtssaison verlief – bezogen auf die DAX-Konzerne – zuletzt holpriger als in den USA, wo der Motor auch schon stotterte. Es gab einige herbe Enttäuschungen, die in der Summe dazu führten, dass der DAX-Index kein neues Allzeithoch (8.558) mehr schaffte. Im Fokus stand hierbei Siemens mit seiner Gewinnwarnung und dem hastigen Wechsel an der Konzernspitze. Die Deutsche Bank – eine weitere Enttäuschung der laufenden Berichtssaison – kommt aus dem Sumpf von hohen Schadensersatzklagen nicht heraus und hat im zweiten Quartal deutlich weniger verdient als die Wettbewerber. Auch bei adidas, Lanxess, Lufthansa und Münchener Rück lief es im zweiten Quartal schlechter als erwartet. Die Quartalszahlen von Bayer waren eher durchwachsen.

Es gab jedoch auch positive Überraschungen: Allianz, Deutsche Telekom und die leidgeprüfte Commerzbank legten erfreuliche Zahlen vor. Unter dem Strich bleibt jedoch festzuhalten, dass die schwächelnde Konjunktur in weiten Teilen Europas zunehmend auch in den Bilanzen der deutschen Firmen ankommt. Hier scheint sich jedoch eine gewisse Besserung abzuzeichnen, denn in den vergangenen Wochen machten die aktuellen Wirtschaftsdaten – speziell aus der Peripherie der Euro-Zone – Hoffnung auf ein Ende der quälenden Rezession.

Während die Erwartungen an die Firmengewinne in Deutschland offenbar eher zu hoch angesiedelt waren, was Raum für Enttäuschungen bot, waren sie in den USA nach mehreren Abwärtsrevisionen eher zu niedrig angesetzt, wodurch eher positive Überraschungen zustande kamen. Dieser Unterschied könnte auch zum Teil die jüngste relative Schwäche des deutschen Aktienmarktes im Verhältnis zur Wall Street erklären, obwohl Ersterer – gemessen an den einschlägigen Bewertungskriterien wie Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Kurs-Buchwert-Verhältnis – eindeutig preiswerter ist.

In den USA überwogen gewinnseitig bisher die positiven Überraschungen. Die niedrigen (Gewinn-) Erwartungen, die im Vorfeld gehegt wurden, führen nun dazu, dass selbst deutliche Gewinneinbrüche oftmals keinen signifikanten Einfluss auf den jeweiligen Aktienkurs haben – sofern die Gewinnschätzungen nicht zu deutlich unterboten wurden. Besonderen Beifall aus dem Analystenlager erhielten die großen amerikanischen Geldinstitute wie J.P. Morgan, Wells Fargo, Citigroup, Bank of America oder Goldman Sachs – wobei die Gewinnausweise nicht selten mit legalen Bilanztricks aufgehübscht wurden. Bei den großen US-Industriekonzernen ergab sich ein eher gemischtes Bild: Der Global Player Caterpillar enttäuschte, was auf eine schleppende Weltkonjunktur hindeutet. Andererseits lief es bei General Electric und United Technologies besser als erwartet. Einen Hinweis auf einen starken Konsum lieferten die Zahlen von American Express – deren Kunden griffen wieder öfter beim Einkauf zu ihren Kreditkarten.“


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