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12.07.2013 Insolvenz der Praktiker AG: Kommentare von Immobilienspezialisten

Nach dem Insolvenzantrag der Praktiker AG erreichten uns verschiedene Kommentare, zum Großteil von Spezialisten aus dem Markt der Handelsimmobilien. Nachfolgend haben wir einige Statements für Sie zusammengestellt. Bitte beachten Sie, dass dies die unverfälschten Originalzitate und Meinungen sind, die nicht durch unsere Redaktion bearbeitet wurden:

Susanne Klaußner, Vorsitzende der Geschäftsführung der GRR Real Estate Management GmbH, zur Insolvenz von Praktiker:

„Praktiker fehlt ein durchdachtes Konzept und eine klare Positionierung gegenüber den Wettbewerbern. Das und die ausgebliebenen Investitionen in ein zeitgemäßes Storedesign haben Praktiker in einem hart umkämpften Markt letztendlich in die Insolvenz geführt“, nennt Susanne Klaußner, Geschäftsführerin der GRR Real Estate Management GmbH, die Hauptgründe für das Scheitern von Deutschlands drittgrößter Baumarktkette. „Nur mit Rabatten zu werben, reicht heute eben bei Weitem nicht mehr aus. Dabei hätte man bei Praktiker mit der Max Bahr Kette doch ein gutes Beispiel im eigenen Haus gehabt, wie man es hätte besser machen können. Praktiker hat die Entwicklungen verschlafen, wie zuvor schon Schlecker, und die Insolvenz ist nun die Konsequenz, weil auch hier eine der Kernweisheiten des Handels sträflich missachtet wurde: ‚Handel ist Wandel!’“

Filipe Costa, Geschäftsführer der PAMERA Retail GmbH, zur drohenden Insolvenz von Praktiker:

Für Filipe Costa, Geschäftsführer der PAMERA Retail GmbH, kommt die drohende Insolvenz von Praktiker nicht überraschend: „Ich habe es erwartet. Die Kunden sind längst nicht mehr nur durch die billigsten Schnäppchen zu gewinnen. Die reine Orientierung am Preis ist überholt. Geiz ist ja auch schon lange nicht mehr geil und ‚20% auf alles’ war am Ende offenbar doch nicht genug, aber für Praktiker zu viel. Erst die Pleite von Schlecker, jetzt die Situation bei Praktiker, dazu der erstmalige Umsatzzuwachs der Supermärkte gegenüber den Discountern – das alles könnten Signale dafür sein, dass die Verbraucher einer angenehmen Atmosphäre und guter Beratung immer größere Bedeutung beimessen. Wie es aussieht, gewinnt ja auch die Beratungsqualität bei OBI, Bauhaus und Hornbach gegen die Rabatte bei Praktiker.“

Joachim Stumpf, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung GmbH und der IPH Handelsimmobilien GmbH, zur drohenden Insolvenz von Praktiker:

„Die drohende Insolvenz von Praktiker mutet wie ein Déjà vu der Schlecker-Pleite an“, sagt Joachim Stumpf, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung GmbH und der IPH Handelsimmobilien GmbH.

„In einer Betriebsform wie dem Fachmarkt, bei dem für die Kunden günstige Preise ohnehin schon einer der Hauptgründe für einen Einkauf dort sind, ist der Versuch einer Differenzierung über den Preis sinnlos und kann – wie wir sehen – schnell ruinös werden. Im Unterschied zu Praktiker haben die Wettbewerber bessere Differenzierungsstrategien entwickelt. So setzt Hornbach auf die Profiheimwerker. Obi und Toom sprechen mit ihrem Wohnen- und Einrichten-Sortiment auch Frauen an. Und Bauhaus hat einen Drive-in, in dem bequem große Teile in das Auto gepackt werden können.“

„Die richtige Positionierung und die Wettbewerbsfähigkeit der Mieter entscheiden wesentlich über deren nachhaltigen Erfolg am Markt und müssen daher vor Abschluss des Mietvertrags unbedingt immer intensiv analysiert werden. Für Experten zeichnet sich die Schieflage eines Handelsunternehmens nämlich bereits frühzeitig ab. Keine Branche ist wirklich gefeit vor diesen Problemen – das macht auch vor den Großen nicht Halt. Praktiker ist immerhin die Nummer drei unter den Baumärkten in Deutschland.“

„Eine fundierte Standortanalyse für eine Einzelhandelsimmobilie muss sich immer auch mit der Zukunftsfähigkeit der Betreiberkonzepte befassen, weil der Hyperwettbewerb von Online-Handel gegen Offline-Handel, Großstadt gegen Kleinstadt und City gegen Peripherie eine schnellere Erosion von Konzepten mit sich bringt. Dies gilt sowohl für die Neuplanung als auch für die Revitalisierung von Handelsimmobilien.“

„Durch mangelhafte Unternehmenskonzepte der Mieter können Immobilienprojekte schnell zum Millionengrab werden. Investitionen in Handelsimmobilien brauchen von Anfang an eine fundierte Einschätzung der Unternehmenskonzepte der Mieter. Wenn Praktiker final scheitert, stehen jetzt schlagartig viele Vermieter vor der Frage der Drittverwendungsmöglichkeit ihrer Flächen. Und da stehen einem an den meisten Standorten der Praktiker-Märkte gar nicht so viele Alternativen zur Verfügung, denn das Baurecht erlaubt dort häufig nur sogenanntes ‚nicht-innenstadtrelevantes’ Sortiment."

„Während die Praktiker-Märkte nun wohl vor dem Aus stehen, dürfte es für die MaxBahr-Filialen weitergehen. MaxBahr attestieren die Verbraucher eine hohe Service- und Sortimentskompetenz. Die Märkte sind deutlich besser positioniert als Praktiker. Auch wegen der Größe der Verkaufsfläche. Begnügten sich Baumärkte früher mit etwa 5.000 Quadratmetern, sind heute 15.000 bis 20.000 Quadratmeter Standard.“


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