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13.06.2013 Verliert Betongold seinen Glanz? Wenn Wohnen zu teuer wird

In den letzten Jahren entwickelten sich die Preise für Wohnen vor allem in eine Richtung: Nach oben, stark nach oben. Während die Einkommen mit dieser Entwicklung nicht mithalten konnten, kann auch das derzeitige Angebot die Wohnraumnachfrage nicht decken – eine Entwicklung die auch über Österreichs Grenzen hinweg zu beobachten ist. Kann man sich dem Preiswahnsinn überhaupt noch entziehen?

Die Wiener Wohnraumforschung geht von einem zusätzlichen Neuversorgungsbedarf an Wohnraum von 15,6 % im Jahr 2015 aus, verglichen mit 2005. Der größte Anteil entfällt dabei auf Nachfrager aus dem Inland. Dabei zu beachten ist ein anhaltend hoher Anteil an Singlehaushalten sowie ein abflachender Migrationsanteil. Die Gruppe der besonders Aktiven am Wohnungsmarkt sind junge Menschen von 18 bis 29 Jahren. Viele von ihnen wohnen noch im elterlichen Haushalt und wollen sich eigenen Wohnraum leisten. Aber auch alleinerziehende und karenzierte Personen gehören zu den besonders Aktiven am Wohnungsmarkt.

Die größte Hürde bei der Wohnungssuche stellt der Preis für die rund zwei Millionen Mietwohnungen dar. Eben jene Personen, die besonders nach einer Wohnraumveränderung streben, wollen auch mehr Platz und Komfort als in der bisherigen Wohnsituation. Dazu zählt neben einer Größe von 60 bis 100 Quadratmeter, Sauberkeit und Sicherheit in der Wohngegend, auch ein steigendes Interesse an ökologisch nachhaltiger Bauweise. Das Dilemma an der Sache: relativ zur Einkommensentwicklung kostet Wohnen extrem viel. So wird für eine 75 Quadratmeterwohnung im 3. Bezirk in Wien aktuell durchschnittlich 1.236 Euro pro Monat verlangt, im 16. Bezirk 991 Euro und im 21. Bezirk 989 Euro (Quelle: wohnnet.at). Das mittlere Bruttojahreseinkommen von unselbstständig Erwerbstätigen in Österreich betrug 2011 1.774 Euro pro Monat, netto verbleiben somit durchschnittlich 1.292 Euro pro Monat bei den Angestellten. Allein an diesem Beispiel ist der enorme Anteil des Mietaufwandes am Einkommen ersichtlich.
Für aktiv Wohnungssuchende reduziert sich damit das ohnehin überschaubare Angebot nochmals. Sie müssen Abstriche bei qualitativen Kriterien machen oder verändern ihre Wohnsituation vorläufig nicht. Als politisches Interventionsinstrument, um der Preisspirale entgegenzuwirken, wären die Wiedereinführung der Zweckwidmung der Wohnbauförderung und Mietzinsobergrenzen zu erwähnen.

Kritiker befürchten mit Einführung dieser Maßnahmen eine Ausweitung der Budgetlöcher beziehungsweise einen Rückgang der Investitionstätigkeit in Wohnimmobilien. Anders könnte man aber auch über eine Senkung der Grunderwerbssteuer diskutieren, oder bei Umwidmungs- und Baugenehmigungsverfahren ansetzen, die oftmals monatelang dauern. Ebenso werden zukünftig nicht mehr genutzte Objekte wie etwa leerstehende Kasernen für den öffentlichen Wohnbau noch interessanter werden.

Das Kernproblem der steigenden Preise besteht jedoch derzeit in der noch immer anhaltenden Kapitalflucht vieler Anleger. Wegen niedriger Zinsen und Inflationsängsten wollen sie ihr Kapital schützen und investieren deshalb in Sachwerte. Dieser Trend hat sich auch auf unbebaute Grundstücke ausgeweitet um dem Problem der Erhaltungskosten entgegenzuwirken. Häuser wollen saniert und betreut werden, Grundstücke hingegen erfordern nur minimalen Erhaltungsaufwand. Die Teuerung bei Grundstücken lag in den letzten fünf Jahren bei knapp 22 %.

Welche Wege werden nun Wohnungssuchende angesichts der aktuellen Entwicklungen gehen? Standortungebundene werden sich vermehrt in den Speckgürteln umsehen, da hier die Preise relativ günstiger sind als direkt in den Ballungszentren und auch die Infrastruktur sich kontinuierlich weiterentwickelt. Wer jedoch im Zentrum bleiben möchte, hat zur Zeit das Nachsehen. Hier muss die Politik aktiv werden um Wohnen wieder leistbar zu machen und das damit „Betongold“ nicht ganz seinen Glanz verliert.

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