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19.03.2018 Denkmalgeschützter Fürstenhof in Bad Eilsen wird umfangreich saniert

Der am Kurpark in Bad Eilsen gelegene Fürstenhof ist ein architektonisches Prachtstück. Einst als Hotel errichtet, dient er heute als Bettenhaus der orthopädischen Klinik des Rehazentrums Bad Eilsen. Jetzt wird das unter Denkmalschutz stehende Gebäude – voraussichtlich bis in das Jahr 2019 – umfangreich saniert. Dafür wurde die pbr Planungsbüro Rohling AG vom Eigentümer, der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, mit der Architektur- und Statikplanung beauftragt.

Historie

Der Fürstenhof in Bad Eilsen wurde 1918 auf dem Kurgelände Bad Eilsen vom Architekten Paul Baumgarten als eines der modernsten und elegantesten Hotels seiner Zeit errichtet. Zeitgleich entstanden in direkter Nachbarschaft die Wandelhalle und das Kurmittelhaus, die heute ebenfalls Teil des Rehazentrums Bad Eilsen sind. Ab 1945 richteten Engländer im Hotel, das neben 100 Zimmern eine Vielzahl an Gesellschaftsräumen, Restaurants, Bars, ein Lese- und Musikzimmer beherbergte, das Hauptquartier der Royal Airforce ein. Der Fürstenhof diente nunmehr als Offizierskasino. Seit 1957 ist das denkmalgeschützte Gebäude im Besitz der Landesversicherungsanstalten Berlin und Hannover, 1961 wurde die Landesversicherungsanstalt Hannover alleinige Eigentümerin und nutzt den Fürstenhof seither als Kurklinik für innere und orthopädische Erkrankungen.

Das viergeschossige Gebäude auf einem rechteckigen Grundriss bietet durch das Mansardenwalmdach ein fünftes voll nutzbares Geschoss, das über Dachgauben belichtet wird. Das Untergeschoss weist mit einer Grundfläche von 2.020 m2 die größte Ausdehnung auf und beherbergt u.a. den klinikeigenen Fahrradverleih. Im Erdgeschoss befinden sich neben der Eingangshalle und kleineren Räumen auf der Westseite des Gebäudes sechs große Säle, die miteinander verbunden sind. Die Räume werden im Klinikalltag als Kreativ- und Fitnessräume, Therapieräume sowie als Besprechungsräume oder Büros genutzt. Der mittlere Bereich ist ab dem 1. Obergeschoss als Lichthof ausgebildet. Der Haupteingang befindet sich auf der Westseite und führt in die Eingangshalle, von der aus alle Geschosse über ein zentrales Treppenhaus erschlossen werden. Zwei Aufzüge gewährleisten die barrierefreie Erschließung aller Geschosse.

Fassaden- und Dachsanierung

Das äußere Erscheinungsbild ist geprägt durch eine helle Putzfassade mit Fassadengliederung und -plastizität in neoklassizistischer Formensprache. Vertikal strukturiert wird der massive Baukörper von einem über drei Geschosse hervorspringenden Gebäudeteil, ähnlich einem Risalit. Dieser wird aufgelöst durch Pfeiler, Pilaster und Halbsäulen, die ionische Kapitelle tragen und auf der West- und Ostseite kanneliert sind. Horizontal wird die Fassade über die mit waagerechten Fugenstrichen gestalteten Putzflächen in der Sockelzone im Erdgeschoss, ein aufwendig verziertes Stockwerkgesims und ein schlichter profiliertes Traufgesims gegliedert.

Im ersten und zweiten Obergeschoss verzieren Balkone mit Geländern und Loggien jede zweite Fensterachse, während im dritten Obergeschoss jedes Fenster über einen französischen Balkon verfügt. Die Fensteröffnungen wurden in den oberen Geschossen durch Kunstputz- oder Kunststeinleibungen gerahmt und abgesetzt. Die übrigen Fassadengliederungselemente sind in Naturstein oder Putz-Stuckmörtel ausgeführt. Im Innenhof wurde die Fassade als schlichte Putzfassade mit horizontalen und vertikalen Fugen ausgeführt.

Bei der Sanierung wird eine Anlehnung an den historischen Bestand angestrebt. Aufgrund von Schäden an der Farb- und Putzschicht wird die abdichtende Beschichtung von allen Putzflächen sowie den Gliederungs- und Zierelementen entfernt und die Putzflächen größtenteils erneuert. Lediglich der horizontal gegliederte Putz im Bereich des Erdgeschosses kann erhalten werden. Die Stahlträger im Bereich von Fenster- und Türstürzen sowie Balkonen erhalten eine Korrosionsschutzbehandlung. Ebenso werden Schäden am Mauerwerk, die durch einen langjährigen Wassereintritt entstanden sind, behoben. Zusätzlich sind umfassende Sanierungsmaßnahmen am gesamten System der Wasserableitung vorgesehen. Alle einfach verglasten Türen und Fenster sowie Kastenfenster und -türen werden erneuert und in Anlehnung an den historischen Bestand als zweifach verglaste Holzfenster mit filigranen Sprossen ausgeführt.

Das Mansardwalmdach ist nach außen mit Biberschwanzziegeln gedeckt. Je nach Seite, belichten zwischen 9 und 12 Tonnengauben das Mansardgeschoss. Zusätzlich ziert die West- und Ostseite jeweils in der Mitte ein Schaugiebel mit einer kleinen Loggia.

Die nach innen gerichteten Dachflächen sind im flachen Teil der Mansardplattform mit Bitumenbahnen gedeckt, die geneigten hingegen mit gemörtelten Flachziegeln. Diese Dachdeckungen zum Innenhof werden komplett mit Bitumenbahnen bzw. Flachziegeln aus Ton erneuert. Außerdem werden die Dachgauben saniert.

Die Innenhofüberdachung muss aus statischer und brandschutztechnischer Sicht komplett erneuert werden. Es wird eine feuerbeständige Brettsperrholzkonstruktion eingebaut, die auf die Bestandsauflager aufgelegt wird. Eine Gefälledämmung aus Schaumglas nimmt die Wallmdachform des Bestandsdaches auf. Als Dachdeckung ist vorbewitterter Titanzink geplant.

Nutzungsanpassung des Untergeschosses
Im Untergeschoss werden hauptsächlich die Rä
umlichkeiten auf der West- und Nordseite saniert bzw. für neue Nutzungen ausgebaut. In diesem Bereich werden unter anderem Räume für die Fremdreinigung hergerichtet, der Umkleide- und WC-Bereich für die Mitarbeiter erneuert und ein Waschraum saniert. Der angrenzende, tiefer liegende Bereich des Untergeschosses wird für die arbeitsplatzbezogene Therapie ausgebaut. Für diesen Ausbau sind umfangreiche Abdichtungsmaß-nahmen erforderlich. Die Wände erhalten u.a. einen Sanierputz, der Salze speichert und die Feuchtigkeit abtransportiert. In den Aufenthaltsräumen wird außerdem eine mineralische Dämmplatte aufgebracht. In der Gebäudemitte wird ein großer Raum für die RLT-Zentrale geschaffen, die Heizungstechnik wird komplett erneuert und eine kleine Hausmeisterwerkstatt wird inmitten der Technikräume integriert.

Substanzerhaltung im Sinne der Denkmalpflege

Bei den denkmalgeschützten Räumen im Erdgeschoss wird eine Substanzerhaltung und Sicherung der historischen Bauteile im Sinne der Denkmalpflege angestrebt. Dazu gehören in erster Linie die Oberflächensanierung der Wandflächen und Stuckdecken, das Abschleifen und Versiegeln der Parkettböden sowie die Erneuerung der Teppichböden.
Der neue öffentliche Sanitärbereich wird den Besucher- und Patienten-zahlen entsprechend auf 250 Personen ausgelegt und in den Bereich der südlichen Haupttreppe verlegt. Die ehemaligen WC-Räume werden zusammengelegt und zu einer Teeküche umgebaut.

Neue zentrale Anlaufstelle für Patienten

Die vorher auf die ersten drei Obergeschosse verteilten Arzt- und Personalräume sollen zukünftig in der ersten Etage untergebracht werden. Durch die Zusammenlegung dieser Funktionsräume und die Schaffung von zwei Arztzentren wird eine zentrale Anlaufstelle für Patienten geschaffen, Arbeitsabläufe werden optimiert und Wegeführungen erheblich erleichtert. Ein Wartebereich für Patienten wird gut erreichbar im aufgeweiteten Flurbereich neben der Haupttreppe und dem Aufzug eingerichtet. Die Schwesterndienststelle inkl. Spritzen- und Aktenraum wird direkt angrenzend an den Wartebereich positioniert. Neben einem Aufenthaltsraum für das Personal mit Teeküche und einem Sanitärbereich werden in den verbleibenden Räumen auf der Ost- und Nordseite Patientenzimmer angeordnet.

Einheitliche Patientenzimmer in den Obergeschossen

Die oberen Geschosse des Gebäudes werden in Zukunft mit Ausnahme von einigen Nebenräumen ausschließlich für die Unterbringung von Patienten genutzt. Um möglichst einheitliche Zimmergrößen sowie Räume mit ähnlicher Qualität zu schaffen, werden die Patientenzimmer neu strukturiert und umgebaut. Die Optimierung der sehr unterschiedlichen Raumgrößen wird in erster Linie durch die Erneuerung und Verschiebung des Sanitärkerns erreicht. Alle Zimmer erhalten mit den Umbaumaßnahmen deswegen Standard-Badtypen, die extra entwickelt wurden, um auf die verschiedenen Raumzuschnitte und -tiefen zu reagieren.

Im vierten Obergeschoss sind nur partielle Umbaumaßnahmen geplant, da die Gebäudestruktur in diesem Bereich keine signifikanten Verbesserungen zulässt. Alle Zimmer und Bäder werden hier oberflächensaniert. Insgesamt stehen nach Fertigstellung der Baumaßnahmen 84 Patientenzimmer zur Verfügung, von denen 14 Zimmer als Doppelzimmer eingerichtet werden und 12 Zimmer über ein Zustellbett um eine Schlafgelegenheit erweitert werden können.

Erneuerung Treppenhaus Nord

Um die Erschließung aller Räume zu sichern, wird das Treppenhaus Nord komplett erneuert und den Bestimmungen der Branddirektion und der Bauaufsicht angepasst. Vor allem die zu geringe Durchgangshöhe war bisher problematisch. Die Bestandstreppe wird abgebrochen und an gleicher Stelle durch eine neue Treppe unter Berücksichtigung der Vorgaben der NBauO ersetzt. Der Treppenraum wird in den Geschossen eins bis vier verbreitert und um den vorgelagerten Flurbereich ergänzt. Nach Fertigstellung des neuen Treppenhauses auf der Nordseite kann auf das Treppenhaus auf der Südseite verzichtet werden.





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