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23.06.2014 Vernetztes Wohnen ist mehr als Technik

Um den Nutzung flexibler, technikbasierter Dienstleistungsunterstützungen für den Alltag älterer Menschen zu erproben wurde in den vergangenen 1 ½ Jahren das Forschungsprojekt „Vernetztes Wohnen im Quartier – zukunftsfähige Versorgung älterer Menschen in Hamburg“ durchgeführt. Dazu wurde eine Testwohnung auf dem Gelände der PFLEGEN & WOHNEN Hamburg GmbH im Stadtteil Uhlenhorst mit einer zeitgemäßen Elektrotechnik, Smart Home-Technologien sowie alltagsunterstützenden Komponenten (AAL) ausgestattet und mit einer internetbasierten Serviceplattform versehen. Basierend auf der webgestützten Kommunikationsplattform wurde ein bedürfnisorientiertes Wohn- und Versorgungskonzept entwickelt und integriert. Anschließend testeten Probanden in unterschiedlich fortgeschrittenem Alter die Wohnung auf ihre Funktionalität und ihren Komfort. Die daraus entstandenen Interviews wurden ausgewertet und die Ergebnisse auf der vor wenigen Tagen durchgeführten "ehealth Conference 2014" in Hamburg präsentiert: Demnach ist eine ausgewogene Kombination aus alltagsunterstützender Technik und sozialen Angeboten aus dem nahen Wohnumfeld wesentlich für die Akzeptanz bei Nutzern.

Soziale Aspekte und technische Ausstattung gleichwertig betrachten

Die Evaluation bestätigt die Vermutung von Reinhard Heymann, Geschäftsführer der Q-Data Service GmbH, der sich mit seinem Unternehmen seit über 12 Jahren auf die Beratung und Planung von moderner Elektrotechnik spezialisiert hat: "Wenn wir bei dem Thema Vernetztes Wohnen weiter kommen wollen, muss sozialen Aspekten ebenso viel Aufmerksamkeit gewidmet werden, wie der technischen Ausstattung." Ihm und seinem Team oblag die Auswahl der zur Anwendung kommenden Komponenten, sie haben die elektrotechnische Planung übernommen und die Inbetriebnahme der Testwohnung durchgeführt. Vielen Probanden gefielen vor allem die "kleinen Dinge", wie etwa eine automatische Lichtsteuerung oder Jalousienbedienung, die den Wohnalltag angenehm machen. Auch die weit verbreitete Meinung, ältere Menschen käme mit der modernen Technik "nicht zurecht", wurde widerlegt.

Der Nutzer und seine Bedürfnisse müssen stärker im Mittelpunkt stehen beim Vernetzten Wohnen, sieht sich der Experte bestätigt. Denn die Technik, so intelligent und hilfreich sie auch ist, sei lediglich ein Aspekt. "Für uns sind die durch das EU-Projekt gemachten Erfahrungen deshalb wichtig, weil wir unsere zukünftige Rolle als Schnittstelle zwischen den verschiedenen Partnern definieren konnten. Das betrifft insbesondere die Moderation zwischen den am Bau Beteiligten, der Wohnungs- bzw. Immobilienwirtschaft, möglichen Partnern aus der Gesundheitswirtschaft und natürlich den späteren Nutzern. Nur so gelingt eine ganzheitliche Betrachtung, die menschliche Bedürfnisse und technisch Machbares gleichermaßen berücksichtigt." Die Elektrotechnik stünde damit vor neuen Herausforderungen, denn sie wird in Zukunft über ihr technisches Know-How hinaus, ein Verständnis für die Integration von nicht-technischen Kriterien entwickeln müssen und stärker interdisziplinär gefordert sein.

Führungen durch die Musterwohnung ab Herbst 2014

Die Crux beim Vernetzten Wohnen ist vor allem, dass sich bisher kaum jemand etwas Konkretes darunter vorstellen kann - weder Verantwortliche aus dem Bereich Bauen, noch aus der Wohnungswirtschaft und nur selten privat Interessierte. All zu häufig stehen technische Spielereien im Vordergrund, die jedoch wenig mit dem tatsächlichen Nutzen zu tun haben. Die durch das EU-Projekt in Hamburg entstandene Musterwohnung sieht Heymann denn als Chance, den Mehrwert einer vernetzten Wohnumgebung darzustellen. Er plant ab Herbst 2014 regelmäßig Führungen durch die Musterwohnung und wird dabei über die Funktionalität, die Planung, den finanziellen Aufwand sowie den späteren Betrieb informieren. "Mit der Testwohnung haben wir in Hamburg endlich ein praxisnahes Beispiel, an dem sich die Funktionalität anschaulich und leicht verständlich erklären lässt. Diese Möglichkeit werden wir für den Wissenstransfer nutzen", versichert der Experte. Darüber hinaus ist die sukzessive Integration weiterer Technologien geplant, um deren Anwendbarkeit zu erproben.



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