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06.02.2013 Nachhaltigkeitsrechnung wird oft ohne den Nutzer gemacht

Der Nutzer bleibt in der Nachhaltigkeitsformel die vernachlässigte Größe. Das ökonomische Potential, das in einer „grünen“ Zusammenarbeit von Eigentümern und Gebäudenutzern steckt, wird in den Nachhaltigkeitsstrategien der europäischen Immobilieninvestoren noch zu wenig berücksichtigt. Während in Großbritannien und Frankreich neue Ansätze erprobt werden, die Nutzerseite intensiver einzubinden, hinkt Deutschland der Entwicklung derzeit hinterher. Zu diesem Ergebnis kommen die Immobilienexperten von Union Investment in ihrer aktuellen Nachhaltigkeitsstudie, für die 165 Entscheider von Immobilienunternehmen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien repräsentativ befragt wurden.

Während rund 40 Prozent der britischen und 70 Prozent der französischen Investoren in diesem Jahr „grüne Mietverträge“ im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie einsetzen wollen, messen in Deutschland nur 15 Prozent der Investoren diesem Instrument eine hohe Bedeutung bei. „Die vertragliche Vereinbarung zwischen Vermieter und Mieter über die Einhaltung bestimmter grüner Standards im Immobilienbetrieb und -gebrauch steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen“, sagt Dr. Reinhard Kutscher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Union Investment Real Estate GmbH, Hamburg. Der Durchbruch würde erst dann erfolgen, wenn sich ein breites Bewusstsein dafür herausgebildet habe, welchen ökonomischen Beitrag nachhaltige und ressourcenschonende Nutzung und Bewirtschaftung für alle Parteien liefern kann. Mit der Veröffentlichung der Regelungsempfehlung „Green Leases – Der grüne Mietvertag in Deutschland“ im Juni 2012 habe die deutsche Immobilienbranche einen ersten wichtigen Schritt vollzogen.

Dass die Vorreiterrolle in puncto Nachhaltigkeit weiterhin in Großbritannien liegt, sich in Frankreich aber derzeit eine besonders dynamischere Entwicklung vollzieht, macht ein weiteres Ergebnis der Umfrage deutlich: In Deutschland messen rund 60 Prozent der Investoren dem Verhalten der Nutzer eine hohe Bedeutung für die Umweltbilanz eines Gebäudes bei. In Großbritannien und Frankreich liegt der Anteil der Investoren, die das Nutzerverhalten für einen maßgeblichen Faktor halten, mit 78 bzw. 85 Prozent signifikant darüber.

Korrespondierend hierzu kündigen in der Umfrage rund 35 Prozent der britischen und fast 70 Prozent der französischen Investoren an, bei der Auswahl von gebäudebezogenen Dienstleistern in den nächsten zwölf Monaten besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeitsaspekte zu legen. Bei den deutschen Investoren spielen Nachhaltigkeitsaspekte bei der Gebäudebewirtschaftung eine eher nachgelagerte Rolle: Gerade einmal 25 Prozent der in Deutschland befragten Immobilienprofis wollen die Dienstleisterauswahl in den nächsten zwölf Monaten unter Berücksichtigung von nachhaltigen Kriterien vornehmen.

Stärkere Einbindung in CSR-Strategien

Unterdessen setzt sich der Trend unter den europäischen Investoren fort, das einzelne Objekt stärker in den Kontext einer übergreifenden Nachhaltigkeitsstrategie zu stellen. Rund 38 Prozent der befragten Immobilieninvestoren bilden die Gebäudekennzahlen für Endenergieverbrauch, Lebenszykluskosten oder Abfallaufkommen auf der Ebene des Gesamtportfolios ab. Bei der letzten Befragung lag der Wert noch bei 34 Prozent. Bei ebenfalls 38 Prozent (vorher 34 Prozent) der Investoren ist das Thema Nachhaltigkeit in eine Corporate Social Responsibility (CSR-)Strategie eingebunden. Hier sind die britischen Investoren mit einer Zustimmung von rund 56 Prozent führend.

Zugleich setzt auch bei der Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsreports der positive Trend fort: Bereits 47 Prozent der befragten Immobilienunternehmen geben an, über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten Bericht zu erstatten. Gegenüber der letzten Befragung hat sich dieser Wert um 11 Prozentpunkte verbessert – ein wichtiger und dringend erforderlicher Schritt in Richtung mehr Transparenz. Denn, fast unverändert, sind nur 25 Prozent der Investoren der Meinung, in ihren jeweiligen Ländern eindeutige Beurteilungskriterien für „nachhaltige Gebäude“ vorzufinden.


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