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05.02.2013 eCommerce - (k)eine Gefahr für di Nachfrage nach Einzelhandelsflächen?

Eigentümer von Einzelhandelsflächen könnten durch die zu erwartenden weiter steigenden Umsätze im Online-Handel direkt getroffen werden. "Umsatzrückgänge bei stationären Händlern werden kontinuierlich zu einer Reduzierung der Flächenleistung und mittelfristig nahezu zwangsläufig zu Flächenanpassungen und Filialschließungen führen, wenn auch branchen- und betriebstypenabhängig sowie regional unterschiedlich ausgeprägt", sagt Joachim Stumpf, Geschäftsführer der IPH Handelsimmobilien GmbH aus München.

Die Umsätze im Distanzhandel ziehen aktuell, getrieben durch den eCommerce, dynamisch an. Für das Gesamtjahr 2012 wird ein Umsatz in diesem Segment von 36,5 Mrd. Euro prognostiziert. Wenn auch durch die Insolvenz von Schlecker 2012 erstmalig gebremst, gibt es grundsätzlich aber trotzdem weiterhin Flächenwachstum beim stationären Einzelhandel - 2011 lag dieser bei etwa 1 Mio. m².

Neue Formen des Handels, wie der Direktvertrieb von Herstellern, beispielsweise von WMF oder adidas, oder Shops zur 'Markenerziehung' à la Maggi, Milka und Porsche sowie innovative Ladenkonzepte und die Multi-Channel-Strategie erfolgreicher Online-Händler sind hierfür nur für einen geringen Teil verantwortlich.

"Der Löwenanteil des Flächenwachstums im Einzelhandel ist der Expansion etablierter Marktteilnehmer geschuldet. Diese müssen, um Skaleneffekte zu generieren und der gestiegenen Erwartungshaltung der Verbraucher gerecht zu werden, ihre Flächen ausweiten", erklärt Stumpf. Zusätzliche Nachfrage nach Einzelhandelsflächen kommt von ausländischen Handelsunternehmen. "In ihren Heimatländern etablierte und erfolgreiche Einzelhändler wie Forever21, Primark, Özdilek, Abercrombie, Calzedonia oder Urban Outfitters sehen Deutschland aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke zunehmend als Expansionsmarkt", beschreibt der IPH-Geschäftsführer einen noch jungen Trend, der seiner Ansicht nach an Bedeutung gewinnen wird.

Auch Unternehmen, die ihre Wurzeln im eCommerce haben, möchten zunehmend an prominenter Stelle in Fußgängerzonen und Einkaufszentren vertreten sein. Als erfolgreiche Beispiele sind Globetrotter (Outdoor-Bekleidung und -Ausrüstung), Cyberport (Elektronikprodukte) und myMuesli.de (Lebensmittel/Ernährung) zu nennen. "Für die stationären Präsenzen der Internethändler lohnen sich vor allem Standorte mit hoher Frequenz in deutschen Ballungszentren. Ländliche Regionen werden von deren Flächennachfrage kaum profitieren können", so Stumpf.

Noch nicht akut von der rasch zunehmenden Bedeutung des eCommerce gefährdet sind nach Ansicht der IPH derzeit die Einzelhändler aus dem Bereich der Nahversorgung (Lebensmittelmärkte, Drogerien, Apotheken), die immerhin mehr als 50 % des Gesamtumsatzes des heutigen stationären Handels erwirtschaften. "Die Kunden der Lebensmittelhändler akzeptieren weder längere Lieferzeiten noch eine begrenzte Auswahl", sagt Stumpf.

Auch in anderen Bereichen, wie etwa bei den Elektrofachmärkten, ist momentan noch kein auf den eCommerce zurückführbarer Flächenrückgang erkennbar. Schrumpfende durchschnittliche Verkaufsflächen werden mit kleineren Märkten erklärt, die das Filialnetz verdichten, also kleinere Orte als bislang abdecken sollen. Für Stumpf ist das aber nur eine Frage der Zeit: "Auch in der Unterhaltungselektronik wird der Flächenbedarf zurückgehen. Der Integration von Online-Shop und Ladengeschäft wird in den nächsten Jahren daher eine besondere Bedeutung zukommen. Einzelhandelsflächen werden vielerorts eine Funktionsänderung durchmachen und sich vom reinen Verkaufsraum zum Showroom, Terminalstandort und Auslieferungsort wandeln, was im Übrigen dramatische Auswirkungen auf althergebrachte Mietvertragsklauseln wie beispielsweise die Umsatzmiete haben wird. Das gilt allerdings nicht nur für die Unterhaltungselektronik, sondern für nahezu alle Branchen."


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