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24.09.2019 CO2-Preis: Klimarisiken von Gewerbeimmobilien erkennen und managen

Ralf F. Bode, Geschäftsführer der agradblue GmbH
Deutschlands Klimaschutzziele sind ambitioniert. Bis 2050 wird ein nahezu CO2-neutraler Gebäudebestand angestrebt. Mit dem jetzt von der Bundesregierung geschnürten Maßnahmenpaket für mehr Klimaschutz wird die CO2-Reduktion im Gebäudesektor konkret und verbindlich: Maximal 75 kg CO2 pro Quadratmeter und Jahr darf ein Gebäude in 2025 emittieren, damit keine Abgabe für die Emission des klimaschädlichen Treibhausgases fällig ist. In 2030 sollten es nicht mehr als 60 kg CO2 sein. Bis 2050 vermindert sich der Wert bis auf höchstens 14 kg CO2. Aktuell liegt der durchschnittliche CO2-Ausstoß eines Gebäudes pro Jahr rein rechnerisch bei etwa 90 kg je Quadratmeter. Gewerbeimmobilieneigentümer stehen damit vor der Herausforderung, ihre Gebäude auf mögliche Klimarisiken zu analysieren und zu bewerten, um Strafzahlungen vorzubeugen.

CO2 wird zum Risikofaktor

Städte rufen den Klimanotstand aus, Bewegungen wie "Fridays for Future" kämpfen für wirksamen Klimaschutz, Risikomanager von Versicherungen sehen den Klimawandel als größte Gefahr: Kein Tag vergeht, an dem nicht über die Auswirkungen der Erderwärmung und die Folgen für unseren Planeten berichtet und diskutiert wird. Vor diesem Hintergrund bewegt sich der Gebäudesektor, der mit 130 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr zu den Hauptemittenden des klimaschädlichen Treibhausgases in Deutschland gehört. Zwar ist es gelungen, die CO2 -Emissionen von Gebäuden, die 1990 bei 209 Millionen Tonnen lagen, durch energetische Maßnahmen zu reduzieren. Eine echte Trendwende blieb jedoch aus. Die soll nun das Klimaschutzpaket einleiten, das größtenteils allerdings wenig Neues beinhaltet.

Ein Detail ist indes brisant: die CO2-Bepreisung. Sie bedeutet, dass Eigentümer eine CO2-Abgabe zahlen müssen, falls ihr Gebäude nicht den im Klimaschutzplan 2050 definierten CO2 -Zielwert zum vorgegebenen Zeitpunkt einhält. 2021 soll der Preis bei zehn Euro pro Tonne starten und bis 2025 stufenweise auf 35 Euro steigen. Danach müssen Zertifikate erworben werden, deren Preiskorridor zwischen 35 bis 60 Euro liegt. CO2 wird damit zum Risikofaktor für den Wert einer Gewerbeimmobilie, der bis auf die Performance eines Portfolios durchschlagen kann. Ein Szenario, auf das die wenigsten Gewerbeimmobilieneigentümer hierzulande vorbereitet sind, denn der CO2-Footprint spielt im Immobiliengeschäft in Deutschland derzeit keine Rolle. Das wird sich in Zukunft ändern.

Klimarisiken per Knopfdruck analysieren

Die Zeit drängt, Lösungen für das Erkennen und Bewerten von CO2-Emissionsdaten zu finden. Neu ist das Erfassen umweltbezogener Gebäudedaten nicht. Seit der Einführung von Energieausweisen in 2008 werden Informationen über die Energieeffizienz erhoben, festgehalten und dazu genutzt, um eventuell erforderliche Optimierungsmaßnahmen abzuleiten. Nachhaltigkeitszertifikate sind ein weiteres Instrument zur Dokumentation. Doch längst ist der Instrumentenkoffer größer geworden, mit dem Gewerbeimmobilieneigentümer etwaigen CO2-Verursachern in ihrem Gebäudeportfolio auf die Schliche kommen können. Das excelbasierte Tool "CO2RE" bietet hierfür einen pragmatischen Ansatz. Die Basis bildet ein konsistentes Datenmodell, mittels dessen die relevanten Klima-, Energie- und Gebäudedaten analysiert und aussagekräftige Indikatoren für alle an der Immobilie Beteiligten ermittelt werden. Anhand weniger Eingaben und in Übereinstimmung mit bestehenden Standards und Normen können Eigentümer entscheidungsorientierte Aussagen über immobilienbezogene CO2-Emissionen, Energieverbräuche und weitere Klimaschutzaspekte machen.

Mangelhafte Datenlage kann teuer werden

Maßgeblich an der Entwicklung des Tools mitgewirkt hat Ralf F. Bode, Geschäftsführer der agradblue GmbH, mit seinem auf integrierte Nachhaltigkeitsberatung spezialisierten Team. Er kennt die Problematik aus der täglichen Praxis. Mal werde mit Bruttogeschossfläche gerechnet, ein anderer beziehe sich auf die Mietfläche, der nächste wende den gif-Datenstandard an. "Fehlende einheitliche Datenstandards und eine mangelhafte Datenlage im Hinblick auf Energieverbräuche und CO2-Emissionen verhindern häufig wichtige Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen. Viele Eigentümer und Entscheider verfügen deshalb nicht über belastbare Informationen, um gezielte Maßnahmen zur CO²-Einsparung umzusetzen. Er ist überzeugt, dass Gewerbeimmobilieneigentümer sowie Fonds-, Asset- und Investmentmanager dem Thema CO2-Emission im Zuge des vorliegenden Klimaschutzpaketes deutlich mehr Bedeutung beimessen werden. "Andernfalls könnte manchem Immobilienportfolio eine Wertanpassung bevorstehen", vermutet Bode, "auch wenn die vorgesehene CO2 -Bepreisung gering ausgefallen ist".

Abwarten ist keine Option

Längst beziehen international agierende Immobilieninvestoren wie Allianz und Union Investment Klimarisiken in ihre Investitionsentscheidungen ein. Laut Global Real Estate Sustainability Benchmark (GRESB) berücksichtigen 90 Prozent der dort weltweit organisierten 750 Immobilienmanager und Fonds mit einem Immobilienvermögen von 4,5 Billionen US-Dollar entsprechende Risiken. Auf dem World Built Environment Forum der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) in New York, an dem 500 Entscheider aus 20 Staaten teilnahmen, warnten Ökonomen kürzlich davor, dass sich der Klimawandel auch auf die Wertentwicklung von Immobilien auswirken wird. Höchste Zeit, endlich auch in Deutschland zu handeln. Auf die diesbezüglichen Gespräche während der bald stattfindenden Expo Real ist Nachhaltigkeitsberater Bode gespannt.








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