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19.12.2025 Pilotprojekt München: Dänische Architekten revolutionieren Arbeitswelt

Fotocredit: Architekturbüro PLH Architecture & Design
Ein Kulturwandel ist nötig bei Investoren, Architekten und Mietern von Büroimmobilien, wenn es um die Zukunft des Büros geht. Nicht nur Home-Office und hoher Leerstand stellen das klassische Bürogebäude in Frage – auch der Wertewandel verlangt nach neuen Ansätzen. Warum Unternehmen heute mit Architektur und Design im Wettbewerb um Fachkräfte punkten und wie sie dabei von Erfahrungen in Dänemark profitieren können, erklärte Thore Hemmersbach vom Kopenhagener Architekturbüro PLH Architecture & Design bei einem Vortrag in München.

Der dänische Architekt ist überzeugt davon, dass die Zeit nur zweckmäßiger, funktional gestalteter Büros vorbei ist und man das Bürogebäude neu erfinden müsse. „Junge Fachkräfte erwarten von ihrer Arbeitsumgebung dieselbe Qualität, die sie aus anderen Lebensbereichen kennen – das erfüllen herkömmliche Gebäude nicht mehr.“, sagte der 33-jährige. Gute und hochwertige Architektur sei ein Entscheidungskriterium für junge Menschen, welchen Job sie wählen – und für Unternehmen ein Instrument, um sie von sich zu überzeugen. „Wir müssen deshalb die Architektur schaffen, die genau das liefert, was sie brauchen.“ Dass Dänemark einen besonders guten Kompass für diese Bedürfnisse hat, liegt an der gesellschaftlichen Kultur des Landes, die schon immer mehr auf Gemeinschaft, flache Hierarchien, Sinnhaftigkeit und Wohlbefinden der Menschen setzt als hierzulande.

Hinzu kommt: „In Skandinavien betrachten wir Arbeit als Teil des Lebens – nicht als Gegensatz dazu, daraus entsteht ein anderer Anspruch an Lebensqualität – auch im Büro.“ Inzwischen ist das dänische Lebensgefühl Hygge, das für Gemütlichkeit und das Genießen des Hier und Jetzt steht, auch in anderen Ländern populär geworden. Übersetzt ins Büro bedeute das zum Beispiel, so Hemmersbach, dass Architekten viel mehr Wert auf die Materialien und auf Licht legen müssten – und zwar nicht etwa aus romantischen Überlegungen: „Es ist erwiesen, dass Menschen, die sich in einer Umgebung wohl fühlen, bessere Arbeitsergebnisse bringen.“

Das Architekturbüro PLH zählt mit mehr als 200 Mitarbeitern zu den größten in Skandinavien und hat zuletzt die Büros der Reederei MAERSK neu gestaltet und eingerichtet sowie die gemeinsame Zentrale der Unternehmen AP Pension und NyKreditBank in Kopenhagen entworfen. Die Architektur folgte einer umfassenden Arbeitsplatzstrategie, die den Menschen, den Ort und die Art der Arbeitsleistung in dem jeweiligen Unternehmen in den Blick nimmt. Daraus entstanden Zonen für alle erforderlichen Funktionen wie Kollaboration, Besprechung, Workshops, Kreativität, Konzentration, Rückzug sowie soziale Treffpunkte – alles sowohl in Präsenz als auch zugeschaltet. Auch verschiedene Arbeitsstile von Menschen wurden abgebildet. Hinzu kamen alle technologischen Anforderungen. Zur Vielfalt solcher neuen Bürogebäude gehört bei der Zentrale von AP Pension und NyKreditBank auch, dass die Architekten Funktionen der Stadt auf sie übertragen haben: das Gebäude bietet Raum für eine Bürgerküche, einen Ruderclub, eine Sauna, einen Badesteg, ein Fitnessstudio, ein Auditorium, Event-Flächen sowie öffentlich zugängliche Dachgärten. Das funktioniert selbst unter den hohen Sicherheitsanforderungen der beiden Unternehmen.

Mit dem WOODS München Oberhaching setzt Hemmersbach die in Dänemark gemachten Erfahrungen zum ersten Mal in Deutschland um. Alle Büroeinheiten ordnen sich um den zentralen Bereich in der Mitte des sternartigen Gebäudes an und sind über eine Terrasse oder einen Balkon mit der umgebenden Natur verbunden. Lichthöfe bringen Tageslicht in jeden Raum. Der Eingangsbereich ist ein Atrium über drei Geschosse mit einer gewundenen hölzernen Treppe. Es soll einladen und die Botschaft vermitteln: schön, hier zu sein. Dazu trägt auch der Baustoff Holz bei, aus dem nahezu das gesamte Gebäude besteht. Daher der Name: WOODS. Das Material schafft eine Optik, ein Raumklima, einen angenehmen Geruch und eine Atmosphäre, in der Menschen gerne arbeiten und kreativ sein können. Hinzu kommt: Bürobauten aus Holz senken im Vergleich zu Beton die CO2-Emissionen massiv und gelten als eine nachhaltige Bauweise. WOODS München Oberhaching ermöglicht unterschiedlichste Raumkonzepte – von traditionell gegliederten Büroeinheiten über offene, kommunikative Arbeitslandschaften bis hin zu flexiblen Kombinationen. Jede Fläche lässt sich individuell an die Bedürfnisse des Mieters anpassen und bei einem Wechsel mit minimalem Aufwand neu gestalten.

Ein weiteres Bürogebäude der WOODS-Familie entsteht in München am Olympiapark nach Entwürfen des Architekturbüros LHR. Jede der maximal 16 Mieteinheiten besitzt einen eigenen Zugang auf den umlaufenden Balkon sowie eine überdachte Loggia. Zwei begrünte Innenhöfe durchziehen das Gebäude, sie sorgen für viel Helligkeit und eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Allen Mietern stehen Indoor-Fahrradstellplätze und moderne Duschen und Umkleideräume zur Verfügung. Außerdem gibt es 15 VIP-Parkplätze mit Lademöglichkeit. Eindrucksvoll ist auch hier das zweistöckige Foyer, das über die stilbildende Holztreppe mit dem ersten Obergeschoss verbunden ist. WOODS München am Olympiapark wird den strengen Energiestandard KfW 40 erfüllen und durch eine Grundwasser-Wärmepumpe CO?-neutral geheizt, bzw. gekühlt werden.

Der Prototyp für die Gebäudefamilie WOODS ist das WOODSTOCX in Oberhaching, bereits von Weitem erkennbar mit dem auffälligen Shed-Dach. Einer der ersten Mieter war der Architekt Christof Lampadius. Er hatte für sein Unternehmen nach einem neuen Büro gesucht, in das die Mitarbeiter gern kommen. „Gute Leistungen bringen wir nur, wenn wir zusammenarbeiten, das ist mit Homeoffice allein nicht möglich!“ Zunächst seien seine Mitarbeiter skeptisch gewesen, räumt er ein, aber nach einigen Monaten waren sie vom neuen Büro begeistert. „Die großen, hohen, hellen Räume, das viele Holz, der Blick nach draußen: hier fühlt man sich wohl, ist besser drauf, und das bringt am Ende auch bessere Ergebnisse“, sagt Lampadius. Die drei Etagen des WOODSTOCX waren so rasch vermietet, und die Resonanz der Mieter und Gäste ist so positiv, dass die OPES Immobilien Gruppe nun zwei weitere Gebäude nach diesem innovativen Bürokonzept plant. Geschäftsführer Dr. Jürgen Büllesbach sieht den Grund für den Erfolg auch in der immer größeren Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit für Mieter von Büroflächen. „Viele Firmen fragen heute ganz bewusst nach nachhaltig gebauten Büros, das sehen sie als ihre Verantwortung ihren Kunden wie Mitarbeitern gegenüber.“


























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