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11.12.2025 Fed senkt weiter Zinsen – droht 2026 ein Nixon-Effekt?

Die US-Notenbank Federal Reserve hat die Zinsen zum dritten Mal in Folge gesenkt. Der Leitzins liegt nun in einer Spanne von 3,50 bis 3,75 Prozent. Die Entscheidung war vom Markt weitgehend erwartet worden. Doch die eigentliche Brisanz liegt aus Sicht von Mathias Beil, Leiter Private Banking der Hamburger Sutor Bank, nicht in der aktuellen Zinssenkung, sondern in der Frage, was nach dem Ausscheiden von Fed-Chef Jerome Powell im Mai 2026 kommt. Beil sieht Parallelen zur Nixon-Ära der 1970er Jahre – mit potenziell weitreichenden Folgen für Anleger.

Powell-Nachfolge: Kommt ein Kandidat „mit roter Basecap“?

Jerome Powell beendet seine Amtszeit im Mai 2026. Sein Nachfolger könnte die geldpolitische Ausrichtung grundlegend verändern. Als wahrscheinlicher Kandidat gilt Kevin Hassett, derzeit Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats unter Präsident Trump. „Die Frage ist nicht nur, wer Powell nachfolgt, sondern vor allem: Wie unabhängig wird die Fed unter der neuen Führung agieren können?", erklärt Mathias Beil. „Präsident Trump hat wiederholt öffentlich niedrigere Zinsen gefordert. Ein Fed-Chef, der diesem Druck nachgibt, könnte eine gefährliche Dynamik auslösen."

Mathias Beil geht davon aus, dass die Leitzinsen 2026 auf ein neutrales Niveau von 3,00 bis 3,25 Prozent fallen könnten. Kritisch werde jedoch sein, ob ein neuer Fed-Vorsitzender diesem Kurs treu bleibe oder unter politischem Druck eine noch expansivere Geldpolitik verfolgen werde. „Hat der Nachfolger eine rote Basecap auf, wird sich die inverse Zinsstruktur auflösen und die Zinskurve wird steiler verlaufen", warnt Beil. „Die extrem hohe Staatsverschuldung würde unter einem solchen Notenbank-Chef eher noch ausgedehnt werden, was zu höheren Zinsen am langen Ende führen dürfte."

Historischer Vergleich: Die Nixon-Ära als Warnung

Die Situation erinnert Mathias Beil an die 1970er Jahre unter US-Präsident Richard Nixon. Damals verfolgte die Federal Reserve unter dem Vorsitzenden Arthur Burns eine bewusst expansive Geldpolitik, um Beschäftigung und Wachstum zu fördern – während die Inflationsbekämpfung in den Hintergrund rückte. Nixon übte direkten Druck auf Burns aus, insbesondere im Wahljahr 1972. Die Fed expandierte die Geldmenge aggressiv, was zunächst zu einem inflationären Boom führte.

„Die Parallelen sind beunruhigend", so Mathias Beil. „Damals wie heute steht eine Notenbank unter politischem Druck, die Zinsen niedrig zu halten, um Wachstum zu fördern. Die Folgen der Nixon-Ära waren verheerend: Stagflation, dramatisch steigende Inflation und ein zusammenbrechender Aktienmarkt“, führt Beil aus.

Die Zahlen sprechen für sich: Die Inflation stieg in den USA von 9,6 Prozent im Jahr 1973 auf 12,1 Prozent 1974. Parallel verschärften sich strukturelle Probleme durch Lebensmittelknappheit und den Ölschock von 1973. Im November 1973 rutschte die Wirtschaft in eine Rezession. Als Nixon sein Amt verließ, befand sich die US-Wirtschaft in desolatem Zustand: steigende Arbeitslosigkeit, hohe Inflation, lange Warteschlangen an Tankstellen und ein zusammenbrechender Aktienmarkt.

Ein weiteres Element der Nixon-Ära war der sogenannte „Nixon Shock" vom August 1971: Die sofortige Aufhebung der Dollarkonvertibilität in Gold markierte das Ende des Bretton-Woods-Systems. Dies gab der Fed zwar größere Flexibilität, doch wurde diese Freiheit durch exzessive Geldmengenexpansion missbraucht.

Risiken für Anleger: Zwischen Inflation und Rezession

„Historische Vergleiche hinken sicherlich", erklärt Mathias Beil. „Doch die Gefahren einer zu expansiven Geldpolitik sind klar abzuleiten. Anleger sollten sich auf mögliche Turbulenzen einstellen."

Konkret ergeben sich aus Sicht von Mathias Beil zwei Hauptszenarien für 2026. Szenario 1 wäre gleichbedeutend mit einer Beibehaltung der Unabhängigkeit: Sollte der neue Fed-Chef die Unabhängigkeit der Notenbank wahren und sich an Daten statt an politischem Druck orientieren, dürfte die Geldpolitik nach Beils Einschätzung moderat bleiben. Die Zinsen würden auf dem neutralen Niveau von 3,00 bis 3,25 Prozent stabilisiert, was eine ausgewogene Balance zwischen Wachstum und Preisstabilität ermögliche.

Bei Szenario 2 stünde eine politische Einflussnahme im Fokus: Der neue Fed-Chef könnte dem Druck nach niedrigeren Zinsen nachgeben, so dass eine Wiederholung der 1970er Jahre drohen würde. Eine zu expansive Geldpolitik könnte die Inflation aus Sicht von Mathias Beil neu entfachen – zumal die US-Staatsverschuldung bereits auf Rekordniveau liegt. Höhere Inflationserwartungen würden die Renditen langfristiger Anleihen in die Höhe treiben, während gleichzeitig die kurzfristigen Zinsen niedrig gehalten werden. Dies würde zu einer steileren Zinskurve führen.

„Für Aktienmärkte wäre eine anfängliche Fortsetzung lockerer Geldpolitik zunächst positiv", erklärt Beil. „Doch mittelfristig würden steigende Inflationserwartungen und Zweifel an der Notenbank-Unabhängigkeit zu höheren Risikoprämien führen. Anleger würden höhere Renditen fordern – was Bewertungen unter Druck setzen würde."

Für Anlegerinnen und Anleger könnte es daher sinnvoll sein, Inflationsschutz einzubauen – etwa durch Sachwerte wie Aktien, Immobilien und inflationsgeschützte Anleihen. Bei einer möglichen Versteilerung der Zinskurve sollten Anleger die Duration ihrer Anleihenportfolios kritisch prüfen – kürzere Laufzeiten könnten attraktiver werden. Im Aktiensegment dürften Qualitätsaktien mit stabilen Cashflows und soliden Bilanzen an Bedeutung gegenüber hoch bewerteten Wachstumswerten gewinnen. International sollten Anleger stärker diversifizieren, da eine zu starke Fokussierung auf US-Märkte Risiken birgt. Europäische und asiatische Märkte könnten von einer anderen geldpolitischen Dynamik profitieren.

„Die Fed-Entscheidung vom Dezember 2025 ist nur ein Zwischenschritt", resümiert Mathias Beil. „Die entscheidenden Weichenstellungen erfolgen 2026 mit dem Führungswechsel an der Fed-Spitze. Anleger sollten die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und ihre Portfolios entsprechend positionieren. Die Nixon-Ära hat gezeigt: Wenn Notenbanken ihre Unabhängigkeit verlieren, zahlen am Ende die Anleger den Preis."

























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