08.12.2025 Eike Becker: Wie Wohnungsbau gelingen kann

Eike Becker. Fotocredit: Sebastian Wells
„Durch die über Jahre hochgejubelten Standards ist der private Wohnungsbau in Deutschland nahezu zum Erliegen gekommen. Das Gesamtpaket ist so teuer geworden, dass sich kaum einer die Mieten dafür leisten kann. Unglaublich, dass das bereits seit Jahren so akzeptiert wird.
In dieser Situation ruft die Immobilienwirtschaft nach dem Staat und bettelt um Steuergeschenke und Zuschüsse. Das würde natürlich helfen. Aber auch ohne monumentale Subventionen ist es durchaus möglich, die dringend benötigten Wohnungen zu bauen.
Ein Blick ins Ausland zeigt, wie es anders geht. Unser Sohn studiert gerade in Berkeley, San Francisco, und teilt sich ein 15 m²-Zimmer mit einem Mitbewohner. Ein Stockbett, zwei Schreibtische, zwei Kommoden – das war’s. Bad und Toilette über den Flur. Klingt nach Kinderzimmer für Erwachsene und nennt sich Campus. Sicher keine Dauerlösung. Doch das Wohnheim bietet auch eine Bibliothek, Lernräume, Aufenthaltsbereiche und warmes Essen fast rund um die Uhr. Lebensqualität ist nicht allein an Quadratmetern zu messen, sondern ist auch ein Gemeinschaftserlebnis.
In Deutschland sind viele stolz auf die über Jahre angesammelten und weltweit geschätzten Bauqualitäten. Wer aber heute keine passende Wohnung findet, wird das anders beurteilen und gerne Premium Wolkenkuckucksheim gegen eine Neubauwohnung mit Basisausstattung tauschen.
Maximale Energieeffizienz, High-End-Schallschutz, PKW-Tiefgarage, alles barrierefrei für in 30 Jahren, tiptop Ausstattung, alle Leitungen selbstverständlich unter Putz und ausgefeilte Lüftungstechnik schießen die Kosten so weit nach oben, das Bauen zu bezahlbaren Mieten in unerreichbare Ferne gerückt ist.
Zukunftsfähiger Wohnungsbau braucht daher weniger Perfektionismus, mehr Pragmatismus, weniger Reglementierung und mehr Experiment. Bauen ist kein Luxus, sondern ein gesellschaftliches Grundbedürfnis.
Deshalb brauchen wir andere Häuser. Die müssen einfacher sein, um bezahlbar zu werden und andere, soziale Qualitäten bieten: Kosten runter und Lebensqualität rauf.
Denn inzwischen ist klar geworden, dass das, was gebaut wird und wie es gebaut wird, nicht zielführend, ja, falsch ist.
In den begehrten Wohlfühlquartieren mit den Altbauten sind die Menschen auch dann zufrieden, wenn sie die Treppe steigen müssen oder ab und an die Kinder ihrer Nachbarn hören. Warum sollte das nicht auch für Neubauten akzeptabel sein.
Dann wird Einfachheit zum architektonischen Ziel: Schönheit entsteht aus der Abwesenheit von Hässlichem.
So kann es gehen: Kompakte Baukörper mit wenig Drumherum, effiziente und kleinere Wohnungen, ohne Tiefgarage und Mieterkeller, dafür Abstellräume in den Wohnungen, Wände und Decken ohne statische Extras, Reduktion überzogener Standards bei Schallschutz, Brandschutz und Barrierefreiheit, keine mechanische Lüftung, dafür eine App, die die Nutzer bei der Fensterlüftung unterstützt, Kfw 70 statt 40, Estrich, Teppich, Raufasertapete können weg, das Smartphone ersetzt die Videosprechanlage, Zimmertüren brauchen keine Schlösser, dafür wieder Anklopfen, weniger Steckdosen, kinetische Schalter statt Verkabelung, Duschen statt Badewannen.
Liest sich wie die Horrorliste herzloser Kapitalisten? Ist aber in den meisten europäischen Ländern selbstverständliche Realität.
Zusammengenommen lassen sich die Baukosten in Deutschland so aus dem Stand um rund 40?% reduzieren. Ohne auf grundlegende Wohnqualität zu verzichten.
Die mega Standards und die Art und Weise, wie Neubauten in Deutschland errichtet werden, sind das Ergebnis falscher Prioritäten. 50 % Single Haushalte ohne Begegnungen, aber viel Einsamkeit. Und die Wohnungen sind dann noch so teuer, dass sie sich kaum einer leisten kann.
Auch unsere Tochter ist gerade unterwegs und verbringt ihr Auslandssemester in Adelaide, Australien. Dort müssen Wohnungen neuerdings nicht mehr zwingend mit eigener Küche, Bad und Balkon ausgestattet werden, wenn dafür Gemeinschaftsräume und -aussenflächen vorhanden sind. Das spart Baukosten, man trifft sich und kommt bei alltäglichen Beschäftigungen leicht ins Gespräch.
Zwei Orte mit ähnlichen Ansätzen: auf weniger Fläche mehr Lebensqualität schaffen. Warum sollte das nicht auch in Deutschland möglich sein?“
(Kommentar von Eike Becker, Eike Becker_Architekten)
In dieser Situation ruft die Immobilienwirtschaft nach dem Staat und bettelt um Steuergeschenke und Zuschüsse. Das würde natürlich helfen. Aber auch ohne monumentale Subventionen ist es durchaus möglich, die dringend benötigten Wohnungen zu bauen.
Ein Blick ins Ausland zeigt, wie es anders geht. Unser Sohn studiert gerade in Berkeley, San Francisco, und teilt sich ein 15 m²-Zimmer mit einem Mitbewohner. Ein Stockbett, zwei Schreibtische, zwei Kommoden – das war’s. Bad und Toilette über den Flur. Klingt nach Kinderzimmer für Erwachsene und nennt sich Campus. Sicher keine Dauerlösung. Doch das Wohnheim bietet auch eine Bibliothek, Lernräume, Aufenthaltsbereiche und warmes Essen fast rund um die Uhr. Lebensqualität ist nicht allein an Quadratmetern zu messen, sondern ist auch ein Gemeinschaftserlebnis.
In Deutschland sind viele stolz auf die über Jahre angesammelten und weltweit geschätzten Bauqualitäten. Wer aber heute keine passende Wohnung findet, wird das anders beurteilen und gerne Premium Wolkenkuckucksheim gegen eine Neubauwohnung mit Basisausstattung tauschen.
Maximale Energieeffizienz, High-End-Schallschutz, PKW-Tiefgarage, alles barrierefrei für in 30 Jahren, tiptop Ausstattung, alle Leitungen selbstverständlich unter Putz und ausgefeilte Lüftungstechnik schießen die Kosten so weit nach oben, das Bauen zu bezahlbaren Mieten in unerreichbare Ferne gerückt ist.
Zukunftsfähiger Wohnungsbau braucht daher weniger Perfektionismus, mehr Pragmatismus, weniger Reglementierung und mehr Experiment. Bauen ist kein Luxus, sondern ein gesellschaftliches Grundbedürfnis.
Deshalb brauchen wir andere Häuser. Die müssen einfacher sein, um bezahlbar zu werden und andere, soziale Qualitäten bieten: Kosten runter und Lebensqualität rauf.
Denn inzwischen ist klar geworden, dass das, was gebaut wird und wie es gebaut wird, nicht zielführend, ja, falsch ist.
In den begehrten Wohlfühlquartieren mit den Altbauten sind die Menschen auch dann zufrieden, wenn sie die Treppe steigen müssen oder ab und an die Kinder ihrer Nachbarn hören. Warum sollte das nicht auch für Neubauten akzeptabel sein.
Dann wird Einfachheit zum architektonischen Ziel: Schönheit entsteht aus der Abwesenheit von Hässlichem.
So kann es gehen: Kompakte Baukörper mit wenig Drumherum, effiziente und kleinere Wohnungen, ohne Tiefgarage und Mieterkeller, dafür Abstellräume in den Wohnungen, Wände und Decken ohne statische Extras, Reduktion überzogener Standards bei Schallschutz, Brandschutz und Barrierefreiheit, keine mechanische Lüftung, dafür eine App, die die Nutzer bei der Fensterlüftung unterstützt, Kfw 70 statt 40, Estrich, Teppich, Raufasertapete können weg, das Smartphone ersetzt die Videosprechanlage, Zimmertüren brauchen keine Schlösser, dafür wieder Anklopfen, weniger Steckdosen, kinetische Schalter statt Verkabelung, Duschen statt Badewannen.
Liest sich wie die Horrorliste herzloser Kapitalisten? Ist aber in den meisten europäischen Ländern selbstverständliche Realität.
Zusammengenommen lassen sich die Baukosten in Deutschland so aus dem Stand um rund 40?% reduzieren. Ohne auf grundlegende Wohnqualität zu verzichten.
Die mega Standards und die Art und Weise, wie Neubauten in Deutschland errichtet werden, sind das Ergebnis falscher Prioritäten. 50 % Single Haushalte ohne Begegnungen, aber viel Einsamkeit. Und die Wohnungen sind dann noch so teuer, dass sie sich kaum einer leisten kann.
Auch unsere Tochter ist gerade unterwegs und verbringt ihr Auslandssemester in Adelaide, Australien. Dort müssen Wohnungen neuerdings nicht mehr zwingend mit eigener Küche, Bad und Balkon ausgestattet werden, wenn dafür Gemeinschaftsräume und -aussenflächen vorhanden sind. Das spart Baukosten, man trifft sich und kommt bei alltäglichen Beschäftigungen leicht ins Gespräch.
Zwei Orte mit ähnlichen Ansätzen: auf weniger Fläche mehr Lebensqualität schaffen. Warum sollte das nicht auch in Deutschland möglich sein?“
(Kommentar von Eike Becker, Eike Becker_Architekten)




