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08.12.2025 Herausforderungen: Führende Geschäftsviertel gewinnen an Stärke

Die weltweit bedeutendsten Geschäftsviertel haben ihre globale Anziehungskraft zurückgewonnen. Das zeigt der jetzt von EY, dem Urban Land Institute (ULI) und dem Global Business Districts (GBD) Innovation Club vorgestellte „Global Business Districts Attractiveness Report 2025”. Demnach bewerten 63 Prozent der befragten Stakeholder diese Viertel heute als attraktiver als vor der Pandemie.

Die dritte Ausgabe der Studie untersucht 30 bedeutende Geschäftsviertel in 19 Ländern in Europa, Nordamerika und Asien. Sie vergleicht sie anhand von acht Indikatoren, darunter makroökonomische Leistung, Immobilien, Innovation und Nachhaltigkeit.
Fünf Jahre nachdem Covid-19 die Art und Weise, wie und wo Menschen arbeiten, verändert hat, bleiben Geschäftsviertel wie das Frankfurter Bankenviertel, Midtown Manhattan in New York, die City of London, Paris La Défense, Tokio Marunouchi und Singapurs Downtown Core die Zentralen der globalen Wirtschaft und Investitionen. Zusammen generieren die 30 Spitzenviertel jährlich 4,5 Billionen US-Dollar BIP, beschäftigen mehr als sieben Millionen Menschen, beherbergen 84 Unternehmen der Global Fortune 500 und 296 Hauptsitze.

Die analysierten 30 führenden GBDs

Der „Global Business Districts Attractiveness Report” basiert auf einer globalen Umfrage unter 250 Immobilienfachleuten, ausführlichen Interviews mit internationalen Experten und Praktikern sowie einer umfassenden Datenanalyse zu Schlüsseltrends und Erfolgsfaktoren. ULI und EY wendeten Kriterien auf mehrere Hundert Städte und deren Geschäftsviertel an, um 30 „Global Business Districts“ anhand von 2.400 Datenpunkten in acht Kategorien zu identifizieren (Makrobedingungen, Marktnähe, Talent, Einfluss, Immobilien, urbane Angebote, Innovation und Nachhaltigkeit).

Historisch bedeutsame und grundlegende Standorte – die Ursprünge des Konzepts „Geschäftsviertel“ – bleiben demnach an der Spitze. New York führt global (Midtown #1, Financial District #2), gefolgt von Tokio Marunouchi (#3), Paris La Défense (#4) und der Londoner City (#5). Das Frankfurter Bankenviertel erreicht Platz 10. Obwohl sie ihre Führungsposition behaupten, wandelt sich die globale Landschaft mit steigenden Leerstandsraten und schwächeren Investitionstrends. Asiatische Geschäftsviertel steigen weiter auf: Peking, Singapur und Seoul gehören zu den Top 10 – ein Spiegel der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung der Region und der Herausforderungen vieler nordamerikanischer und europäischer Pendants. In Nordamerika kontrastiert New Yorks Stärke mit der gemischten Performance von Los Angeles und San Francisco, die mit Leerstand und Sicherheitsproblemen kämpfen. Die durchschnittliche Leerstandsquote in großen nordamerikanischen Geschäftsvierteln ist heute fast dreimal so hoch wie in Asien. In Europa verdeutlichen die Rangfolgen und Entwicklungen führender Geschäftsviertel den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit des Kontinents. Europas sechs Top-Viertel beherbergen 2,5-mal weniger Fortune Global 500-Hauptsitze als ihre asiatischen Pendants. Die Investitionsvolumina lagen 2024 um 60 Prozent unter denen Asiens – eine komplette Umkehr von 2020. Dennoch zeigt Europa bemerkenswerte Fortschritte bei der ökologischen Transformation, insbesondere in Frankfurt und Amsterdam.

Sabine Georgi, Geschäftsführerin des ULI in Deutschland: „Frankfurt zählt mit seinem Bankenviertel, trotz aller Herausforderungen der vergangenen Jahre zu Recht zu den zehn wichtigsten globalen Wirtschaftszentren. Dies unterstreicht die Widerstandsfähigkeit solcher Viertel und ihre strategische Bedeutung für die Stadt.
Gleichzeitig belegt die besonders starke ökologische Performance Frankfurts, dass Klimaverantwortung und wirtschaftlicher Erfolg heute untrennbar miteinander verbunden sind, und demonstriert damit, dass ein zukunftsorientiertes Gleichgewicht aus ökonomischer Stärke und ökologischer Verantwortung nicht nur möglich, sondern entscheidend ist, um als moderne Metropole attraktiv, resilient und wettbewerbsfähig zu bleiben.”

Ein weiteres Ergebnis zeigt, dass neue Geschäftsviertel entstehen: DIFC (Dubai) und KAFD (Riad) profilieren sich im Nahen Osten dank günstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. In Indien könnten Outer Ring Road (Bangalore) und BKC (Mumbai) die nächste Generation globaler Geschäftsviertel repräsentieren – ebenso wie Johannesburg, São Paulo und Casablanca.

Simon Chinn, Vice President Research & Advisory Services, ULI Europe: „Entgegen Vorhersagen ihres Niedergangs haben sich globale Geschäftsviertel angepasst und erholt. Sie bleiben die Nervenzentren wirtschaftlicher Einflussnahme, doch ihre Rolle entwickelt sich weiter. Die erfolgreichsten und widerstandsfähigsten werden jene sein, die sich kontinuierlich verändern und kommerzielle Vitalität mit Klimaverantwortung sowie multifunktionalen, menschlichen Erfahrungen verbinden.“

Obwohl das Vertrauen zurückkehrt, hat die Pandemie dauerhafte strukturelle Veränderungen hinterlassen. Hybrides Arbeiten, Fachkräftemangel und steigende Betriebskosten definieren die urbanen Zentren neu. Die Büroauslastung ist weltweit ungleich: Hohe Nachfrage nach hochwertigen, nachhaltigen und modernisierten Flächen steht einer schwachen Nachfrage nach älteren Beständen gegenüber.

Marc Lhermitte, Partner bei EY: „Unternehmen sind bereit, für Qualität und Nachhaltigkeit einen Aufpreis zu zahlen, doch hybrides Arbeiten hat die Definition von ‚Prime‘ verändert. Flexibilität, Zugänglichkeit und ein ausgeprägtes Identitätsgefühl sind heute ebenso entscheidend wie die Miete.“

Chen Dai, Vorsitzende des Global Business Districts Innovation Club und Direktorin des Verwaltungsrats des Beijing Central Business District: „Wir freuen uns zu sehen, dass große Geschäftsviertel weltweit in eine neue Phase dynamischen Wachstums eintreten. Sie zeigen starke Dynamik bei Talentkonzentration, Geschäftskraft, Innovationsentwicklung und nachhaltiger Transformation. Heute sind Geschäftsviertel nicht nur Motoren wirtschaftlichen Wachstums, sondern auch Innovationslabore und Prototypen für die Städte der Zukunft. Wir transformieren uns von traditionellen Bürostandorten zu integrativeren und resilienteren urbanen Kernen und schaffen neue Impulse für Wirtschaft und Talententwicklung.“

Vier Megatrends, die die Zukunft globaler Geschäftsviertel prägen
Neben unmittelbaren wirtschaftlichen und geopolitischen Spannungen hebt die Studie vier Megatrends hervor, die die Zukunft globaler Geschäftsviertel neu definieren – geprägt durch tiefgreifende demografische, technologische und ökologische Veränderungen.

1. Talent First

76 Prozent der Führungskräfte nennen Talentattraktivität als wichtigste Priorität bei der Wahl eines Geschäftsviertels. Diese Viertel müssen zunehmend als Partner für Unternehmen fungieren und in Transport, Technologie, Placemaking, Sicherheit und (bezahlbaren) Wohnraum investieren – ein kritischer Faktor für 46 Prozent der Führungskräfte. Der Fokus verschiebt sich von Bürogebäuden auf das urbane Erlebnis: Vitalität und Servicequalität sind Grundvoraussetzungen. Nur Geschäftsviertel, die echte Nutzungsmischung bieten – Grünflächen, Wohnen, Einzelhandel, Kultur, Freizeit – und aktiv Placemaking betreiben, bleiben für Unternehmen, Talente und Investoren attraktiv. Ohne Erneuerung riskieren GBDs, selbst lokal, von kleineren, agileren und besser integrierten urbanen Hubs überholt zu werden. Gemischt genutzte Viertel wie die Paulista Avenue in São Paulo (mit nahezu gleich vielen Bewohnern wie Beschäftigten) und Paris La Défense führen diesen Wandel an. 37 Prozent der Befragten nennen lebendige, ganzheitliche Umgebungen als entscheidenden Faktor bei der Standortwahl.

2. Die „Soft und Hard Power“ von Immobilien

Die Frage des „fairen Werts“ steht im Mittelpunkt jeder Immobilienstrategie: 40 Prozent der Nutzer nennen diesen Aspekt als Priorität – ein Anstieg um 14 Punkte seit 2020. Zwei Wege kristallisieren sich heraus: urbanes Design und Qualität. Topmoderne Gebäude und Bezirke, die zugänglich, komfortabel, technologisch ausgestattet und energieeffizient sind, ziehen weiterhin Mieter an. Viertel, die Obsoleszenz zulassen oder keine gemischte Nutzung bieten, verlieren hingegen an Attraktivität. Trotz der Priorisierung von „fair value“ steigen die Preise weiter – ohne dramatischen Nachfrageeinbruch. Beispiele: City of London (+40 Prozent zwischen 2019 und 2024), Midtown Manhattan (+30 Prozent). Unternehmen zahlen höhere Mieten für ikonische, nachhaltige und serviceorientierte Büros.

3. Die Doppelrolle von Technologie und das “Unicorn-Gap”

Technologie ist essenziell für den Betrieb und die Attraktivität globaler Geschäftsviertel – sowohl für Unternehmen als auch für Talente. Trotz der Befürchtungen, dass Technologie und KI disruptiv wirken, sind sie zugleich Treiber von Effizienz, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. 42 Prozent der Branchenführer fordern eine stärkere Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, 27 Prozent sehen KI als kritischen Fortschrittsfaktor. Doch viele Geschäftsviertel haben Schwierigkeiten, neue Innovationsführer anzuziehen:

Nur 12 Prozent der globalen Unicorns (Start-ups > 1 Milliarde USD) haben ihren Hauptsitz in GBDs. Dieses „Unicorn-Gap“ birgt die Gefahr, gegenüber agilen Innovationsclustern an Boden zu verlieren.

Best-Practice-Beispiele:

• Singapurs Marina Bay integriert IoT und 5G für Mobilität & Energieeffizienz.
• Paris La Défense nutzt KI-Daten für Verkehrs- und Emissionssteuerung.
• Beijing CBD nutzt KI für Verkehrs- und Sicherheitsmanagement.
Digitale Zwillinge, modulare Bauweisen und vorausschauende Wartung sind Standard geworden.
4. Die Komplexität von Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit steht im Zentrum der Agenda globaler Geschäftsviertel. Drei Hebel sind laut Befragung entscheidend:

• Niedrigemissionsmobilität (54 Prozent)
• Gebäudesanierungen (49 Prozent)
• Grüne und blaue Infrastruktur (46 Prozent)

Erfolg hängt davon ab, wie umfassend Klimaschutz in Planung, Investition und Governance verankert wird. Weniger als 10 Prozent der Führungskräfte glauben, dass diese Bereiche aktuell auf Kurs sind. Europa führt im Nachhaltigkeitsranking: Frankfurts Bankenviertel steht an der Spitze, gefolgt vom Financial District San Francisco und der City of London.

Zentrale Empfehlungen der Studie

Die EY & ULI-Studie prognostiziert, dass sich Geschäftsviertel im kommenden Jahrzehnt zu „Central Social Districts (CSDs)“ entwickeln – inklusive, gemischt genutzter Räume, die Arbeit, Wohnen, Kultur und Klimaresilienz verbinden.

Empfehlungen:

• Den Menschen in den Mittelpunkt stellen: Talente durch bezahlbaren Wohnraum, Zugänglichkeit und Lebensqualität anziehen.
• Immobilien neu denken: Adaptiven Re-Use, Flexibilität und nachhaltiges Design priorisieren.
• Technologie nutzen: KI, digitale Zwillinge und smarte Infrastruktur integrieren.
• Triple-Helix stärken: Kooperation zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Start-ups.
• Klimaverpflichtung ernst nehmen: Sanierung zuerst, saubere Mobilität, soziale Integration in Politik & Management verankern.





























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