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24.10.2025 Urbanes Wohnen neu interpretiert: Ein neues Viertel in den Dolomiten

Fotocredits: ©Cosmoscube
In unmittelbarer Nähe von Bozen entwirft NOA ein neues Quartier, das das urbane Wohnen neu interpretiert. Eingebettet in das polyzentrische Gefüge der Stadt setzt RENNERIA auf ein Entwicklungsmodell mit sanfter Mobilität, integrierten landwirtschaftlichen Flächen und einem breiten Angebot öffentlicher Dienstleistungen. Im Mittelpunkt steht der kontinuierliche Einsatz für hochwertiges, inklusives und umweltbewusstes Wohnen.

Renneria befindet sich in Steinmannwald - Leifers, auf einem 13 Hektar großen Grundstück südlich von Bozen. Der Name leitet sich von „Rennerhof“ ab, ein traditioneller Südtiroler Bauernhof aus dem 14. Jahrhundert, der ein authentisches Beispiel der bäuerlichen Kultur und der historischen Identität Südtirols darstellt. Das Projekt wird von der Immobiliengruppe Gazzini gefördert und vom Architekturbüro NOA entworfen. Es wandelt ein derzeit landwirtschaftlich genutztes Grundstück um, das bereits an urbanisierte Bereiche angrenzt und an wichtige Infrastrukturen angeschlossen ist. Damit bietet das Vorhaben eine bedeutende Entwicklungschance für die Großregion Bozen, um auf eine der dringendsten Herausforderungen zu reagieren: die Erweiterung und Verbesserung des Wohnungsangebots.

„Die Lage von Renneria macht den Standort besonders geeignet für die Ansiedlung eines neuen Stadtviertels. Er grenzt an eine Siedlung, eine Handwerkszone und eine Schnellstraße, ist bereits in ein urbanisiertes Gefüge integriert und durch bestehende Infrastrukturen erschlossen. Renneria stellt die natürliche Fortsetzung der bestehenden Siedlung dar und ergänzt deren städtebauliche Entwicklung auf harmonische Weise. Somit weist das Areal ein starkes städtebauliches Potenzial auf“, erklären Luca und Matteo Gazzini, die Unternehmer hinter dem Projekt.

Das Design von NOA reflektiert eine sorgfältige Auseinandersetzung mit der Zukunft des urbanen Wohnens. Mit rund 800 Wohneinheiten verfolgt Renneria die Prinzipien der funktionalen Nähe: ein urbanes Ökosystem, in dem Wohnen, Arbeitsplätze, Schulen, Restaurants, Gesundheitsdienste, Kindergärten und Freizeiträume zu einem lebendigen, zugänglichen Gefüge vernetzt sind. Das Quartier ist als verkehrsberuhigte Zone konzipiert, in der Fußgänger, Radfahrer und öffentliche Verkehrsmittel Vorrang haben. Im Zentrum der Planung stehen die Menschen, die in Renneria leben werden. NOA entwickelt ein zukunftsweisendes Wohnmodell, das künftige Standards in Bezug auf Lebensqualität, Umweltverantwortung und soziale Kohäsion antizipiert – ein Quartier, das mehr ist als nur ein Wohnort; es schafft eine lebendige Gemeinschaft.

„Vier Begriffe leiteten unsere Vision: Residential, Cultural, Communal und Collaborative. Residential, weil wir vielfältige und inklusive Wohnungstypologien anbieten. Cultural, weil neue Einrichtungen – Bibliotheken, Institute, Labore – das intellektuelle Leben des Viertels anregen. Communal, weil Renneria den Maßstab eines Dorfes bewahrt. Und Collaborative, mit urbanen Gärten als Kern dieser partizipativen Dimension“, erklärt Lukas Rungger, Gründer von NOA und Projektarchitekt.

Die landwirtschaftliche Identität steht im Mittelpunkt des Projekts. Urbane Gärten, begrünte Dächer und Obstgärten schaffen eine enge Verbindung zur historischen Identität des Geländes und fungieren als authentische Katalysatoren der Gemeinschaft. Diese produktiven Grünflächen dienen gleichzeitig als Bildungszentren, Treffpunkte und lokale Lebensmittelnetzwerke, die es den Bewohnern ermöglichen, frische Produkte anzubauen und sich wieder mit dem Land zu verbinden.

„Renneria wird eine einzigartige landwirtschaftliche Schule beherbergen, ein echtes Freiluftlabor“, fügen die Brüder Gazzini hinzu. „Die 70.000 m² Grünflächen, Bildungs-Gärten, Obstbäume, Kräuter, Biotop und Zierpflanzen werden zu einem integralen Bestandteil des Bildungswegs und verwandeln das gesamte Quartier in ein verteiltes Klassenzimmer.“

Das Landschaftskonzept sieht unterschiedliche Anordnungen der Grünflächen vor: Im Westen dient ein linearer Garten als Puffer zwischen der Hauptstraße und den Wohngebäuden und bietet gleichzeitig einen baumgesäumten Weg für Fußgänger und Radfahrer. Das Quartier wird über rund 70.000 m² Grünflächen verfügen, die das Wachstum von Hochstämmen ermöglichen und ein vielfätiges Ökosystem schaffen. Das Projekt aktiviert auch grüne Korridore, die sich vom Grundstück aus erstrecken, wie den Panoramawanderweg, der zum Seit-Blickpunkt führt, an dem ein neuer Aussichtspunkt errichtet wird.

„Das pulsierende Herz des öffentlichen Lebens liegt in den drei neuen Plätzen“, erklärt Andrea Dal Negro, Architekt bei NOA. „Gestaltet für soziale Interaktion, Sicherheit und urbane Lebendigkeit, verfügen diese Räume über Brunnen, Bäume, Straßenmöbel und unterschiedliche Pflasterungen, die Wohnzimmer im Freien schaffen, die das ganze Jahr über genutzt werden können.“

Die drei neuen Plätze definieren den urbanen Rhythmus von Renneria: Der südliche Platz wird einen Markt beherbergen, der zentrale Platz wird ein lebendiges Zentrum mit Geschäften und Cafés sein, und der nördliche Platz ist auf Bildung und Jugend ausgerichtet, mit einem Kindergartenzentrum, Werkstätten, Studentenwohnungen, einer Cafeteria, einer Bar und Freizeiträumen.

Mobilität spielt eine zentrale Rolle im Projekt. Der Masterplan sieht ringförmig angelegte Erschließungsstraßen für den privaten Fahrzeugverkehr vor, mit punktuellem Zugang zu den unterirdischen Parkplätzen. Innerhalb des Quartiers sind Straßen für wesentliche Dienstleistungen reserviert, wodurch ein neu gestalteter Straßenquerschnitt realisiert wird, der öffentliches Grün priorisiert, Lärm reduziert, die Sicherheit erhöht und Fußgängern und Radfahrern Vorrang gibt. Zudem werden rund drei Kilometer Radwege neu gebaut.

Architektonisch basiert Renneria auf einer einfachen, aber kraftvollen Idee: das Gelände zu extrudieren und in bewohnbare Architektur zu verwandeln – dabei die Landschaft zu heben und die bestehenden Höhenlinien zu bewahren. Die Gebäude folgen der natürlichen Neigung und schaffen so einen nahtlosen Übergang zwischen Stadt und Landschaft. Die Volumen sind mit Holzlatten verkleidet – horizontal an Wohngebäuden und vertikal an öffentlichen Gebäuden – und verfügen über zugängliche, begrünte Dächer. Diese Strategie minimiert die visuelle Auswirkung und bietet zusätzlichen Freiraum.

„Die Gebäude variieren in der Höhe, um Panoramablicke zu bewahren, und sind strategisch ausgerichtet, um natürliches Licht und Belüftung zu maximieren. Für öffentliche Gebäude, bei denen das Gelände Höhenunterschiede aufweist, sind die Eingänge auf verschiedene Ebenen verteilt, was eine ansprechende räumliche Konfiguration schafft“, erklärt Andrea Dal Negro.

Der Masterplan sieht eine Gebäudedichte von 2,2 m³/m² vor. Das funktionale Programm umfasst Nachbarschaftsdienste, Kindergärten, ein 4-Sterne-Superior-Hotel, Geschäfte, Unterhaltungs- und Gastronomiebereiche. Ein besonderer Fokus liegt auf der sozialen Dimension: Einige Einheiten werden bestimmten Gruppen zugewiesen – Sicherheitskräften, Sanitätspersonal, Studenten, Senioren und Personen mit spezifischen Wohnbedürfnissen –, um eine inklusive Gemeinschaft aufzubauen. Die begrünten Dächer aller Gebäude sind als zugängliche Dachgärten konzipiert, ausgestattet mit Ruhezonen und Gemeinschaftsbereichen.

„Renneria soll ein urbanes Labor der Innovation sein, ein Modell, das Wachstum, Lebensqualität und Umweltbewusstsein vereint“, schließt Lukas Rungger.

Renneria gehört zu den vier globalen Finalisten in der Kategorie „Future Projects – Urban Design“ beim World Architecture Festival 2025. Das Projekt wird am 12. November 2025 im Miami Beach Convention Center gegen hochinnovative Vorschläge aus Seattle (USA), Auckland (Neuseeland) und Seoul (Südkorea) antreten. WAF ist das führende internationale Treffen der globalen Architekturgemeinschaft und bietet eine Plattform für den Dialog über den aktuellen Stand der zeitgenössischen Architektur. Während des dreitägigen Festivals präsentieren Designer ihre Arbeiten live vor einer Jury von über 140 der weltweit prominentesten Architekten, Designern, Journalisten und Branchenexperten.


























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