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13.03.2025 Bauen im Denkmal: Experten-Statements zum Thema

Am 25. Februar diskutierten Experten im Rahmen einer Online-Pressekonferenz die Herausforderungen und Chancen vom Bauen im Denkmal. Im Folgenden finden sich dazu Statements, welche die Thematik des Bauens im Denkmal kommentieren.

Nicola Halder-Hass, Geschäftsführende Gesellschafterin BRICKS&BEYOND & Gründungsmitglied und Fachbeirätin für Denkmalpflege im Verband für Bauen im Bestand: „Denkmalprojektentwicklung ist kein Sprint, sondern ein Marathon, denn die Denkmalprojektentwicklung erfordert eine andere Herangehensweise als beim Neubau, zusätzliches Denkmalfachwissen, Erfahrungen im Bauen im Bestand und mehr Zeit.“
„Die Phase 0 ist erfolgsentscheidend, wenn die Entscheidungsparameter der Denkmalpfleger und der Immobilienökonomie sichtbar gemacht werden, lassen sich daraus genehmigungsfähige, ressourcenschonende und wirtschaftlich tragfähige Lösungen für nachhaltige und deutliche Wertsteigerungen entwickeln.“
„Superkraft Denkmal oder Höchststrafe Denkmalschutz? Der frühzeitige Dialog auf Augenhöhe mit dem Denkmalschutzamt schafft Vertrauen und gegenseitiges Verständnis für gemeinsame Lösungen und Kompromisse, um die Superkraft im Denkmal zu entfachen.“

„Denkmalprojektentwicklung heißt aber vor allem, mit der Substanz umgehen zu lernen, zu reparieren, statt auszutauschen. Durch das Denkmalschutzgesetz sind wir im Training, reparieren zu müssen. Mein Wunsch: Gemeinsam mit der Immobilienwirtschaft und Baustoffindustrie die Reparaturkultur wieder wirtschaftlich zu machen.“

Christoph Tholl, Geschäftsführer Tholl Gruppe: „Mit Denkmalprojekten geht eine Vielzahl von Herausforderungen einher. Es beginnt bei den Eigenschaften der Immobilie – also beispielsweise Tragfähigkeit, Materialermüdung und Schadstoffe. Dann gilt es, Auflagen von Denkmalbehörden und Bauämtern mit modernen Anforderungen in Einklang zu bringen – vor allem in den Bereichen Brandschutz, Statik und Energieeffizienz. Auch die Verfügbarkeit von Fachkräften, wenn es um sehr spezielle und heute kaum noch übliche Gewerke geht, ist ein großes Thema.“

„Denkmalschutz bedeutet eine Wertsteigerung. Ein weiterer Vorteil ist die fast immer einzigartige Verbindung von historischer Qualität mit zeitgemäßer Funktionalität, was einen besonderen Charme erzeugt. Außerdem stellen Denkmalprojekte, wie auch Bestandsprojekte allgemein, eine deutlich CO2-ärmere Lösung dar als Neubauten.“
Andreas Rauch, Head of Development & Construction bei der Commerz Real
„Bauen im Denkmal bedeutet kann heutzutage bereits Objekte aus den 70er Jahren betreffen. Während die Bauqualität jener Zeit oft zu wünschen übrig lässt, dachten gute Architekten damals bereits an die Zukunft und berücksichtigten in ihren Konzepten eine gewisse Flexibilität hinsichtlich Deckenhöhe und Stützenraster.“

„Das Bauen im Denkmal ist in der Regel teurer als ein Neubau. Ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen muss also immer abwägen, ob die späteren Mieterträge den Aufwand rechtfertigen – oder ob das Geld besser in einen Neubau an anderer Stelle investiert werden sollte.“

„Eine attraktive Lösung, um denkmalgeschützte Gebäude trotz des erhöhten Aufwandes wirtschaftlich zu modernisieren, sind Aufstockungen.“

Shari Kim Schöbe, Projektleiterin bei Drees & Sommer: „Jedes Denkmalprojekt ist einzigartig und erfordert maßgeschneiderte Lösungen statt standardisierter Abläufe.“

„Eine der größten Herausforderungen ist das Fehlen detaillierter Bestandspläne oder deren Abweichung vom aktuellen Zustand des Gebäudes. Zudem sind historische Baustoffe oft begrenzt verfügbar oder kostenintensiv.“

„Das Bauen im Denkmal ist die essenzielle Grundlage, um viele Denkmäler überhaupt erhalten zu können. Sie hätten sonst keine Zukunft außer einem allmählichen Verfall. Für die Gesellschaft entstehen daraus viele Vorteile: von der Bewahrung traditioneller Handwerkstechniken über die Stärkung des kulturellen Erbes und die Aufwertung des Stadtbildes sowie den schonenden Umgang mit Ressourcen bis hin zur Auseinandersetzung mit der Historie der Werke bedeutender Baumeister.“

Dr. Karim Rochdi, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der AVENTOS Group: „Industriedenkmäler sind oft über die Jahrzehnte hinweg gewachsen. Was während der Industrialisierung errichtet wurde, erfuhr in den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg häufig Erweiterungen – in dann architektonisch meist nicht mehr so ansprechenden Formen.“

„Die Modernisierung von Industriedenkmälern kann durchaus wirtschaftlich sehr interessant sein. Die Herausforderung besteht darin, geeignete Nutzer:innen zu finden – auch wenn die Objekte natürlich fast immer anders genutzt werden als es ursprünglich geplant war. Derartige Nutzer:innen finden sich jedoch nicht überall: je kleiner und je weniger wirtschaftlich dynamisch die Stadt ist, desto schwieriger wird das Bauen im Industriedenkmal.“

„Denkmalprojekte sind von Natur aus bereits komplex. Deswegen ist es wichtig, unnötige Komplexitätssteigerungen zu vermeiden. Das betrifft vor allem das Ändern von Bebauungsplänen.“

„Mietflächen im Denkmal sprechen die Nutzer auf emotionaler Ebene an. Aus diesem Grund werden sie eher von mittelständisch geprägten Unternehmen als von großen Corporates bezogen.“



























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