News RSS-Feed

29.10.2024 Infrastrukturbau – ein unterschätzter Wachstumsmarkt für Investoren

Wer in den letzten Jahren die Presse verfolgt hat, kam nicht umher, die nach wie vor anhaltenden turbulenten Zeiten der deutschen Bauindustrie mitzuerleben. Ob stark gestiegene Materialpreise, fehlende Verlässlichkeit bei Förderungen und Subventionen oder das erhöhte Zinsniveau - an Herausforderungen für Marktteilnehmer hat es seit der COVID-19-Pandemie Anfang 2020 nicht gemangelt. Neben diesen Entwicklungen steht die Branche auch vor grundlegenden Herausforderungen, wie beispielsweise dem strukturellen Fachkräftemangel oder der auch in der Bauindustrie angestrebten Klimaneutralität. Getrieben durch diese tektonischen Verschiebungen haben die vergangenen Jahre strukturelle Veränderungen in vielen Wertschöpfungsketten erlebt.

Beispielweise sahen sich Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell stark auf den Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern ausgerichtet haben, einem zeitweise nahezu vollständigen Nachfrageeinbruch dieses Segments gegenüber. Ähnliches galt für die vielen seit 2022 neugegründeten Installationsbetriebe für PV-Anlagen. Nachdem die Energiepreise in Folge des Ukraine-Krieges stark gestiegen waren und viele Eigenheimbesitzer mit Blick auf autarke Stromproduktion in PV-Anlagen investiert hatten, ist von dieser hohen Nachfrage im Jahr 2024 aktuell nicht viel übriggeblieben und viele Betriebe mussten Insolvenz anmelden.

Auf den ersten Blick verwundert es daher nicht, dass viele Investoren sich vor dem Bausektor fürchten. Die rein auf die Baubranche spezialisierte Strategie- und M&A-Beratung S&B Strategy sieht das anders: Gemäß der Strategieberater gibt es zahlreiche hochspannende Segmente in der Baubranche, allen voran z.B. den Infrastruktursektor, den sie in ihrer neuen Studie Deal Locator 2.0 – Infrastrukturbau analysieren und darin die Subsegmente der Branche entlang der Wertschöpfungskette untersuchen.

„In Gesprächen mit Marktteilnehmern erleben wir oft die Situation, dass Investoren bezüglich Akquisitionen äußerst vorsichtig geworden sind. Gerade Private Equity Fonds lassen sich häufig von Themen wie vermeintlicher Zyklizität, hohen CAPEX oder dem in der Bauausführung typischen Projektgeschäft abschrecken. Dennoch gibt es zahlreiche hochattraktive Sektoren und erfolgreiche Investitionsbeispiele und kaum eine andere Branche wird Deutschland in den nächsten Jahrzehnten so beschäftigen wie der Infrastruktursektor“, sagt Christoph Blepp, Managing Partner bei S&B Strategy.

„Die Infrastrukturbranche ist sicherlich eine der spannendsten in den kommenden Jahrzehnten. Gekennzeichnet vom maroden Bestand, der hohen Systemrelevanz der KRITIS sowie dem massiven Ausbaubedarf in Folge der erneuerbarer Energien, der Mobilitätswende oder der anhaltenden Urbanisierung, trägt der Sektor einen enormen Teil zur Wertschöpfung des Landes bei. Gleichzeitig bietet die Branche Investoren attraktive Voraussetzungen aufgrund langfristiger Planbarkeit, oft höherer Margen und des erheblichen Wertsteigerungspotentials. In unserer Studie zeigen wir auf, wo attraktive Subsegmente der Branche liegen und wie Investoren erfolgreich in diesem Markt aktiv werden“, so Fabio P. Meggle, Manager und Co-Autor der Studie.

Vor allem in der Bauausführung schlummert enormes Potential

Zur Bewertung der Attraktivität für Investoren hat S&B Strategy zunächst die Subsegmente der Infrastrukturbranche entlang der Wertschöpfungsschritte Herstellung, Handel und Bauausführung identifiziert. Anschließend wurden diese anhand von sechs Kriterien und zugrundeliegender Daten quantifiziert und analysiert. Zusätzlich haben die Berater die Attraktivitätskriterien im Rahmen verschiedener Investitionsstrategien unterschiedlich gewichtet, je nachdem, welchen Ansatz Private Equity Fonds verfolgen. Insgesamt sticht dabei die Bauausführung als attraktivster Teil der Wertschöpfungskette hervor.

„Die Bauausführung im Infrastruktursektor ist charakterisiert durch stark begrenzte Angebotskapazitäten bei den Fachkräften. Dem gegenüber steht die enorme Nachfrage, sowohl im Neu- und Ausbau als auch in der Instandhaltung und Sanierung, welche auch in Zukunft weiter zunehmen werden. Dieser Nachfrageüberhang sorgt für Preisdruck und ermöglicht in vielen Segmenten hohes Margenpotential, vor allem in Bereichen, in denen technisches Anwendungs-Know-how und Engineering-Fähigkeiten gefragt sind. Gleichzeitig erlaubt der hohe Fragmentierungsgrad der Anbieterlandschaft attraktives Buy-and-Build-Potential für Private Equity, verstärkt durch den Umstand, dass Unternehmen in diesem Sektor häufig mit Nachfolgeproblemen zu kämpfen haben“, analysiert Fabio P. Meggle.

Vor allem bauausführende Segmente, die stark von den langfristigen Treibern Energie- und Mobilitätswende und der kritischen Infrastruktur profitieren, wurden von den Beratern als spannende Felder für Finanzinvestoren identifiziert. „Besonders Segmente, wie der Leitungstiefbau oder Schienenbau, die erforderlich sind, marode Infrastruktur zu modernisieren und die ambitionierten Ausbauziele, z.B. bei den erneuerbaren Energien oder Gleisnetzen, zu erreichen, profitieren von einem langfristig positiven Ausblick“, so Christoph Blepp. „Als letztes Glied in der Wertschöpfungskette und der starken Verhandlungsposition können ausführende Gewerke zudem häufig als Preissetzer agieren, da der Endkunde auf die, meist sehr regional fokussierten, Leistungen der Tief- und Infrastrukturbauunternehmen angewiesen ist und gestiegene Preise in der Regel durchgereicht werden können“ ergänzt Blepp.

Operative Optimierungen als zentraler Hebel für Wertsteigerung im Infrastruktursektor
Um aus Investments den größtmöglichen Wert zu schöpfen, ist laut der Strategieberatung fokussierte Portfolioarbeit und zielgerichtete Vorbereitung für den Verkaufsprozess unabdingbar. Die Potentiale sind aufgrund der häufig sehr ineffizienten Unternehmen und Geschäftsmodelle vielversprechend.

„Wer sich näher mit der Bau- und Infrastrukturbranche befasst, merkt schnell – wir bauen an vielen Stellen noch wie vor 100 Jahren. In Sachen Effizienz und Produktivität wird man als Betrachter folglich relativ schnell ernüchtert, jedoch stecken genau hier auch enorme Potentiale für Investoren. Aufgrund der kaum digitalisierten und wenig datengetriebenen Arbeitsweise der meisten Branchenteilnehmer können Wertsteigerungshebel vergleichsweise einfach umgelegt und so deutliche Wettbewerbs- und Profitabilitätsvorteile realisiert werden“, so Fabio P. Meggle.

„Nicht selten übernehmen Investoren Plattformunternehmen und kämpfen dann mit der Integration von Zukäufen und Margenverwässerung durch weniger profitable Add-ons. Daher setzen wir bei unseren Kunden darauf, frühzeitig aktives Portfoliomanagement zu betreiben, die Marktbearbeitung zu fokussieren und KPI-basiertes Projektcontrolling zu implementieren, um volle Transparenz über Umsatz- und Margentreiber sicherzustellen. In diesen Optimierungsmaßnahmen stecken EBITDA-Effekte von bis zu 10% und gepaart mit strukturierter Post-Merger-Integration können auch im Infrastruktursektor durchaus zweistellige Multiples erzielt werden“, erklärt Christoph Blepp.























Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!