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22.06.2023 Work from Home: Beschäftigte sind zufriedener und produktiver

Während 76 Prozent der Beschäftigten im Work from Home das Gefühl haben, produktiv zu arbeiten, gilt dies im Unternehmensbüro nur für 61 Prozent. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Befragung des Fachgebiets Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre der Technischen Universität Darmstadt unter 1.136 deutschen Wissensarbeitenden. Die Daten wurden von Januar bis Februar 2023 erhoben.

Jeder Fünfte Befragte gab sogar an, im Büro unproduktiv zu arbeiten (Work from Home: 11 Prozent). An dritten Orten, beispielsweise im Café oder einem Coworking Space, arbeitet derzeit noch weniger als die Hälfte der Befragten produktiv. Dennoch bieten gerade Coworking Spaces den Untersuchungsergebnissen zufolge zukünftig große Potenziale. Bei Work from Home steigt sowohl der zeitliche (65 Prozent) als auch mengenmäßige Umfang der Arbeit, gleichzeitig schätzen 62 Prozent der Befragten ihre Ergebnisse als qualitativ besser ein.

Kyra Voll, Projektleiterin am Fachgebiet Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre, erklärt hierzu: „Die Studienergebnisse zeigen, dass Beschäftigte die Entscheidung, welchen Arbeitsort sie aufsuchen, primär danach treffen, wo sie erfolgreich arbeiten können. Vor dem Hintergrund potenzieller Effizienzgewinne werden Arbeitgeber dem Wunsch ihrer Beschäftigten nach mehr Remote Work künftig verstärkt nachkommen müssen.“

Bereits im Jahr 2021 wurde in einer ersten Studie des Forschungsprogramms während der Covid-19-Pandemie ein durchschnittlicher Anstieg der Arbeitsproduktivität um 13 Prozent verzeichnet.

„Dieser Wert wird sich noch einmal massiv erhöht haben. Denn im Gegensatz zu dieser ersten Erhebung können Beschäftigte heute freier wählen, ob sie weiter von zu Hause oder wieder im Büro arbeiten wollen, und damit am für sie geeigneten Arbeitsplatz tätig sein. Die Immobilienwirtschaft steht angesichts der veränderten Nutzernachfrage nach Büroflächen vor großen Herausforderungen. Nur hochqualitative Objekte, die ein ideales Arbeitsumfeld bieten, können noch am Markt bestehen“, so Kyra Voll weiter.

Wer von zu Hause aus arbeitet, erkrankt im Schnitt seltener an Burnout

Neben dem Produktivitätszuwachs ist auch eine größere Zufriedenheit von Beschäftigten im Work from Home zu beobachten. Während 81 Prozent mit ihrer Arbeit zu Hause alles in allem zufrieden sind, gilt dies im Büro nur für 57 Prozent der Beschäftigten. Jeder Fünfte ist mit seiner Arbeit im Büro unzufrieden. Gleichzeitig wirkt sich Work from Home auf die psychosoziale Gesundheit der Beschäftigten aus: Insgesamt gab knapp ein Drittel der Befragten an, unter einem Burnout zu leiden. 18 Prozent leiden unter Boreout. Je mehr Stunden die Befragten jedoch mit Work from Home verbrachten desto geringer die Ausprägung von Boreout und Burnout.
Bei den Beschäftigten im Büro zeigte sich mit steigender Arbeitszeit der gegenteilige Effekt. Unterschiede gibt es auch zwischen den verschiedenen Bürokonzepten. Beschäftigte in Großraumbüros und Multispace-Offices sind im Schnitt weniger zufrieden (53 Prozent) als Beschäftigte im geteilten Büro für zwei bis drei Personen (67 Prozent).

„Viele Beschäftigte sind wenig begeistert von der Arbeit im Großraumbüro, was sich sowohl in der Zufriedenheit als auch in der Produktivität niederschlägt. Hier werden Unternehmen und Büroanbieter eine neue Balance zwischen den Bürokonzepten finden müssen. Seit Corona vergleichen Beschäftigte sehr genau, welche Arbeit sie an welchen Orten am erfolgreichsten und praktischsten erledigen können. In ein nicht zeitgemäßes Büro kehrt niemand mehr zurück. Entscheidend ist, ob der Arbeitsplatz außerhalb des Büros eine höhere Arbeitszufriedenheit bietet als das Büro“, erläutert Prof. Andreas Pfnür, Leiter des Fachgebiets Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre.

Beschäftigte im Work from Home sind derweil im Durschnitt zufriedener, je dezentraler ihre Wohnlage ist. Unter Teilnehmern, die in Innenstädten leben, beträgt die Zustimmungsquote nur 69 Prozent, bei Dorfbewohnern hingegen 90 Prozent.

Viele Beschäftigte machen Remote Work für Arbeitgeber zur Bedingung

Angesichts der bedeutenden Unterschiede in Bezug auf Zufriedenheit und Produktivität verwundert es nicht, dass die Befragten die verbrachte Zeit mit Work from Home gerne von derzeit durchschnittlich zwei auf drei Tage pro Woche steigern möchten. Insgesamt wollen Beschäftigte gerne 59 Prozent der Zeit von zu Hause arbeiten. Der Wunsch nach mehr Remote Work ist damit im Vergleich zur letzten Befragung aus dem Jahr 2020 noch einmal deutlich angestiegen. In diesem Zusammenhang wird auch ein Entgegenkommen der Arbeitgeber erwartet: Fehlt im Unternehmen die Möglichkeit, orts- und zeitflexibel zu arbeiten, sehen immerhin 24 Prozent der Beschäftigten dies als eindeutigen Kündigungsgrund. Nur 57 Prozent würden ihre Stelle unter diesen Bedingungen nicht kündigen.

Als Hauptgrund für die vermehrte Homeoffice-Nutzung wird von 72 Prozent der Befragten die bessere Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf genannt. Immerhin rund 46 Prozent möchten sich einen anstrengenden Arbeitsweg ersparen. 43 Prozent haben ihre Büroausstattung zu Hause zuletzt deutlich verbessert und wollen die Investition nicht umsonst getätigt haben. Klimaschutzaspekte (weniger vorzuhaltende Bürofläche oder CO2-Einsparungen) sind für 41 bzw. 46 Prozent der Befragten ein Grund, weiter von zu Hause aus zu arbeiten.

„Die Studienergebnisse zeigen deutlich: Die Beschäftigten begreifen Remote Work als einen fundamentalen gesellschaftlichen Zugewinn, der zukünftig für sie nicht mehr verhandelbar ist. Durch die freie Wahl des Arbeitsortes können die Menschen ihr eigenes Leben besser gestalten und finden zu einer echten Work-Life-Integration.

Arbeitgeber werden ihre Sorgen vor einem Kontroll- und Kulturverlust im Unternehmen durch zu geringe Büroauslastung zunehmend ablegen müssen. Der Beschäftigte wählt nach persönlicher Zufriedenheit und Produktivität, von wo aus er arbeitet. Wenn also der Arbeitgeber die Beschäftigten zwingt, ins Büro zu kommen, dann agiert er gegen deren Zufriedenheit und Produktivität und geht letztlich ein hohes Kündigungsrisiko ein“, resümiert Prof. Andreas Pfnür.













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