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20.06.2023 vdp-Emissionsklima: Geringeres Aktivgeschäft belastet Stimmung

Die Stimmung am Kapitalmarkt ist derzeit etwas eingetrübt. Dies ist das Ergebnis der zum zweiten Mal vom Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) durchgeführten Umfrage unter Kapitalmarktexpert:innen seiner Mitgliedsinstitute. Als mögliche Belastungsfaktoren für die Emission von Pfandbriefen und unbesicherten Bankanleihen werden u. a. das fehlende Wachstum des Aktivgeschäfts sowie die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), ihre Reinvestitionen im Rahmen der Asset Purchase Programme einzustellen, genannt. Damit fällt der Ausblick auf das zweite Halbjahr 2023 weiterhin verhalten aus.

Die Ergebnisse der Umfrage, die zweimal im Jahr durchgeführt wird, werden unter dem Titel „vdp-Emissionsklima“ veröffentlicht. Aktuell zeigt der Stimmungsindikator – bei einer Bandbreite von -100 bis +100 Punkten – mit einem Gesamtwert von -21 Punkten ein leicht negatives Stimmungsbild, wobei der Score für Pfandbriefe (-14) positiver ausfällt als der Score für unbesicherte Bankanleihen (-29). Gegenüber der Umfrage im Dezember 2022 ist bei den Scores jeweils eine leichte Verschlechterung zu verzeichnen.

Auswertung Juni 2023 Dezember 2022
Score für Pfandbriefe: -14 -10
Score für unbesicherte Bankanleihen: -29 -26
Gesamt-Score: -21 -17

Pfandbriefe: Nachfrage übertrifft Erwartungen

Dass der Emissionsklima-Score für Pfandbriefe von -10 auf -14 gefallen ist, hängt im Wesentlichen mit der Erwartung zusammen, dass sich die derzeit starke Investorennachfrage nach Pfandbriefen im zweiten Halbjahr 2023 beruhigen könnte. Das belegt die Veränderung der entsprechenden Teil-Scores für die Investorennachfrage von +30 (aktuelle Nachfrage) und +14 (Nachfrage in den nächsten sechs Monaten). Erwartet wird zudem ein weiterhin geringes zu refinanzierendes Aktivgeschäft, das vor allem unter der geringen Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen leidet.
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Das Immobilienfinanzierungsgeschäft ist nach wie vor von Zurückhaltung der Marktteilnehmer geprägt. Im ersten Quartal 2023 belief sich das Volumen an Immobilienfinanzierungen der vdp-Mitgliedsinstitute auf 25,6 Mrd. Euro, was zwar gegenüber dem Vorquartal ein Plus von 3,2 % darstellt, aber um 47,8 % unter dem Ergebnis von 49,0 Mrd. Euro im ersten Quartal 2022 lag, das damals einen Rekord markierte. Die Prognose einer weiter verhaltenen Nachfrage nach Finanzierungen spiegelt auch der Emissionsklima-Score für das zu refinanzierende Aktivgeschäft wider, der von -69 auf -81 zurückgegangen ist. Von einem negativen Einfluss des geringeren Aktivgeschäfts auf den Refinanzierungsbedarf gehen 80 % der befragten Mitgliedsinstitute aus.

Negativ, aber weniger stark als noch im Dezember 2022 wird der Rückzug der EZB gesehen (-56 im Juni 2023 versus -60 im Dezember 2022),. Die Notenbank hat angekündigt, ab Juli 2023 fällige Pfandbriefe und andere Covered Bonds aus dem Asset Purchase Programme nicht mehr zu ersetzen. Die bisher erfolgten Reduzierungen der Wiederanlagen sind vom Markt mühelos durch Käufe traditioneller Real-Money-Investoren wie Lebensversicherungen, Pensionskassen etc. kompensiert worden. Die Kaufbereitschaft dieser Investorengruppen wurde auch durch den attraktiven Aufschlag von Pfandbriefen gegenüber Emissionen des Bundes unterstützt. Dies zeigt sich auch im Score von +44 in Bezug auf den Einfluss des Aufschlags in den nächsten sechs Monaten.

„Als stabiles Refinanzierungsinstrument lässt sich der Pfandbrief stets absetzen, auch in solch angespannten Marktphasen wie jetzt. 2023 zeigt sich bislang als emissionsreiches Jahr. Wir können aber nicht davon ausgehen, dass sich diese Dynamik auch im zweiten Halbjahr fortsetzt. Dafür bräuchte es eine Belebung des Immobilienfinanzierungsgeschäfts“,

fasst Sascha Kullig, Mitglied der Geschäftsleitung des vdp, seine Erwartungen für das zweite Halbjahr 2023 zusammen.

Neue Hypothekenpfandbriefe über knapp 41 Mrd. Euro für 2023 geplant

Seit Jahresbeginn wurden bereits Benchmark-Pfandbriefe (mindestens 500 Mio. Euro) im Volumen von 24,5 Mrd. Euro begeben. Der Absatz liegt damit zum 12. Juni 2023 rund 25 % über dem des Rekordergebnisses des Vorjahreszeitraums. Insgesamt kamen in den ersten fünf Monaten 2023 von den vdp-Mitgliedsinstituten 27,5 Mrd. Euro an neuen Pfandbriefen auf den Markt. Auf die in den ersten fünf Monaten platzierten neuen Pfandbriefe entfielen 22,2 Mrd. Euro auf Hypothekenpfandbriefe und 5,2 Mrd. Euro auf Öffentliche Pfandbriefe.

Die Ende 2022 abgegebenen Prognosen der Mitgliedsinstitute des vdp gehen für 2023 von einem Absatz von neuen Hypothekenpfandbriefen im Volumen von knapp 41 Mrd. Euro aus. Bei Fälligkeiten von knapp 28 Mrd. Euro entspricht dies Nettoneuemissionen von knapp 13 Mrd. Euro. Bei den Öffentlichen Pfandbriefen übersteigen 2023 die Fälligkeiten (gut 15,2 Mrd. Euro) wieder den geplanten Absatz (rund 9 Mrd. Euro).

Unbesicherte Bankanleihen: unverändert verhaltene Nachfrage

Als unverändert herausfordernd werden beim vdp-Emissionsklima die Absatzmöglichkeiten von unbesicherten Bankanleihen im zweiten Halbjahr 2023 eingeschätzt, was sich auch im Rückgang des entsprechenden Scores von -26 Punkten im Dezember 2022 auf aktuell -29 Punkte widerspiegelt. Hier rechnen die vdp-Kapitalmarktexpert:innen auch für die nächsten sechs Monate mit einer eher verhaltenen Nachfrage und wenig attraktiven Refinanzierungsbedingungen.

Noch etwas negativer wird der generelle Ratingtrend für den Bankensektor eingeschätzt. Der Rückgang des Scores von -30 im Dezember 2022 auf aktuell -36 schlägt sich belastend in der Beurteilung des Emissionsumfelds, insbesondere bei unbesicherten Anleihen, nieder. Entspannt wird die weitere Zinsentwicklung eingeschätzt. Die Mehrheit der befragten Institute geht davon aus, dass die Zinserhöhungsschritte der EZB in den nächsten sechs Monaten zu Ende gehen dürften.

„Die Platzierung unbesicherter Bankanleihen erwies sich in diesem Jahr bisher überwiegend schwierig. Da unsere Mitgliedsinstitute die Verunsicherung, ausgelöst von den Krisen einiger US-Regionalbanken und der Credit Suisse, gut verkraftet haben und die Spreads unbesicherter Bankanleihen aktuell rückläufig sind, bestehen in diesem Segment im zweiten Halbjahr möglicherweise wieder mehr Emissionschancen als zu Beginn dieses Jahres", so Kullig.












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