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17.05.2023 Grüne Wasserstoff-Langzeitspeicher werden zum Gamechanger

Nils Boenigk, Fotocredit: Home Power Solutions AG
Die Immobilienbranche steht unter Druck. Sie nimmt eine Schlüsselrolle in der deutschen Klimapolitik ein. Schließlich sind Gebäude für rund 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Wie in den Vorjahren verfehlte in Deutschland der Gebäudebereich auch im Jahr 2022 seine Klimaschutzziele – und das trotz einer vergleichsweise milden Witterung und einem rückläufigen Erdgasverbrauch. Gerade im Gebäudebereich klaffen bei der Energiewende Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Ein Beispiel ist der geplante Ausbau von Wärmepumpen. So sollen laut Bundesregierung schon ab nächstem Jahr jährlich 500.000 neue Wärmepumpen in Deutschland in Betrieb gehen. Das Problem: Die bestehenden Netze sind zu schwach für einen solch groß angelegten Einsatz der Heizgeräte!

Fehlender Strom: Wärmepumpen können nicht angeschlossen werden

Schmerzhaft deutlich wird dies an kuriosen Praxisbeispielen, die in jüngster Zeit vermehrt die Schlagzeilen prägen. So kann etwa Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia in vielen Fällen bereits installierte Wärmepumpen nicht in Betrieb nehmen – weil sie noch nicht angeschlossen werden konnten. Von insgesamt 115 im September verbauten Wärmepumpen wurden rund 70 installierte Geräte noch nicht angeschlossen (Stand: 4. Mai 2023). Einer der Gründe: Der fehlende Netzausbau und somit fehlender Strom. Es zeigt sich: Für die Optimierung der CO2-Bilanz in Gebäuden nur auf strombasierten Wärmepumpen zu setzen, kann ein Irrweg sein, der für die aktuell stark gebeutelte Immobilienbranche zur Unzeit kommt.

Fakt ist allerdings auch: Die Zeit drängt. Tatsächlich schreitet die Erderwärmung schneller voran, als von vielen Experten erwartet. Laut dem Weltklimarat (IPCC) wird es wahrscheinlich schon in den frühen 2030er Jahren die 1,5 Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens überschreiten. Ist die Energiewende somit bereits gescheitert? Keineswegs. Sie bedarf speziell in der Wärmepumpen-Debatte allerdings einer Ergänzung – einer Ergänzung namens „grüner Wasserstoff als Stromspeicher“. Flankiert man den Einsatz von Wärmepumpen etwa mit der Nutzung von Ganzjahres-Stromspeichern in Gebäuden mit Photovoltaik (PV) und einem Energiespeicher auf Basis von grünem Wasserstoff, wird daraus ein „Dreamteam“ der Energiewende. Denn somit kann die Wärmepumpe im Winter mit Solarstrom aus dem Sommer versorgt werden – ohne die Netze zu belasten oder auf Strom aus fossilen Reservekraftwerken angewiesen zu sein.

Smarte Lösung: Ganzjahresspeicher als Puffer für das Stromnetz

Hier eröffnen sich zugleich interessante Potenziale für die gesamte Immobilienbranche. Anstatt nach dem Hauruck-Prinzip einseitig Wärmepumpen zuzubauen, gilt es auf smarte Lösungen zu setzen. Nicht zuletzt auch, um den Immobilienmarkt zu entlasten, der nicht nur angesichts der stark gestiegenen Finanzierungskosten unter Druck ist, sondern auch aufgrund der anhaltenden Sorgen über die Bezahlbarkeit und Verfügbarkeit der Energieversorgung – und die damit einhergehende Debatte über die bestehenden Stromnetzengpässe.

Für eine ganzjährige CO2-freie Stromversorgung im Gebäude lassen sich die Überschüsse einer PV-Anlage mittels Elektrolyse lokal als grüner Wasserstoff speichern. Auf diese Weise kann der gespeicherte Strom im Winter zur Verfügung gestellt werden. Im Vergleich zu Batterien für Gebäude bietet diese Lösung eine hundertfach höhere Speicherkapazität bei einem Gesamtnutzungsgrad von bis zu 90 Prozent. Solche Systeme sind bereits im Einsatz und aus deutscher Produktion verfügbar. Der Einbau kann ohne Genehmigungsverfahren erfolgen.

Durch den Einsatz von Ganzjahres-Stromspeichern können Gebäude zu einem Puffer für das Stromnetz werden und somit einer Überlastung des Stromnetzes entgegenwirken. Die dezentrale Speicherung reduziert auch den Ausbaubedarf im Niederspannungsnetz und erhöht die allgemeine Versorgungssicherheit. Zudem steigert der Einbau eines Ganzjahres-Stromspeichers die Energieeffizienz des Gebäudes und erhöht den Immobilienwert. Der dezentrale Ausbau von entsprechenden Speichertechnologien erfordert jedoch zusätzliche Investitionen der Immobilienbranche. Zukünftige Förderprogramme sollten insbesondere auf Technologien setzen, die auf innovative und nachhaltige saisonale Stromspeicher in Gebäuden setzen. Dies würde sich nicht nur positiv auf die Energiewende auswirken, sondern auch auf die zuletzt stark unter Druck geratene Immobilienbranche.

Den Einsatz von Wärmepumpen mit der Nutzung von Langzeitspeichern auf Basis von grünem Wasserstoff zu flankieren, hat das Potenzial zu einem Gamechanger in der deutschen Energiewende zu werden.

(Gastkommentar von Nils Boenigk, Leiter Unternehmenskommunikation der Home Power Solutions AG)















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