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10.05.2023 Architektenfamilie Patzschke trauert um Gründerzwilling Rüdiger

Der Berliner Architekt Rüdiger Patzschke ist am 6. Mai nach kurzer schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie im Alter von 84 Jahren verstorben. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Jürgen, der bereits 2020 gestorben ist, hat er besonders das Gesicht Berlins durch Gebäude, die eine klassisch-traditionelle Architektursprache sprechen, geprägt. Eines seiner letzten umgesetzten Projekte war das jetzt offiziell eröffnete Forum an der Museumsinsel. Hier hatten Patzschke Architekten für das Simon-Palais am Spreeufer, die Residenz Monbijou und das mächtige Haupttelegraphenamt an der Oranienburger Straße die Planungsverantwortung.

Rüdiger und Jürgen Patzschke waren Zwillinge, die ihr Leben zusammen verbrachten, ihre Leidenschaft für die Architektur teilten und in Berlin im Jahr 1969 ein gemeinsames Architekturbüro gründeten. Beide hatten ein ausgeprägtes Gespür für klassische Vorbilder und setzten sich für eine Architektur ein, welche die Schönheit vergangener Epochen in die Gegenwart übertrug. Mit ihren Entwürfen haben sie einen großen Beitrag zur Gestaltung des Stadtbildes Berlins geleistet. Spätestens mit der Errichtung des Hotels Adlon am Brandenburger Tor (1997) hatten sich Rüdiger und Jürgen Patzschke als Protagonisten der zeitgenössischen traditionellen Architektur einen Namen gemacht, der über die Grenzen Berlins hinaus reichte.

Mit weltweit mehr als 600 Gebäuden, von denen sich gut die Hälfte in Berlin befindet, sind Patzschke Architekten auch international bekannt. Ihre klassisch-traditionelle Architektur drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern fügt sich mit dezenter Selbstverständlichkeit in das Stadtbild ein. Die zahlreichen Bauten werden Rüdiger und Jürgen Patzschke stets ein ehrenvolles Andenken bewahren.

Robert Patzschke, geschäftsführender Gesellschafter von Patzschke Architekten: „Wer uns kennt weiß, dass meine Cousinen, Cousins, mein Bruder und ich bei Jürgen und Rüdiger immer von unseren Vätern sprechen. Nun sind beide nicht mehr bei uns. Was aber bleibt, ist der Respekt, die Liebe und auch der Stolz darauf, wie sie ihr Leben gestalteten. Gemeinsam haben sie Ideen verwirklicht, die den Menschen dienen. Für unsere Väter war und ist unsere Architektur nachhaltig, weil mit ihr nicht der ständige Wechsel auf der Suche nach der künftigen Architekturmode stattfinden muss.“

Rüdiger hat bis zuletzt als Architekt gearbeitet und seine Bauherren mit Kreativität und Enthusiasmus begeistert. „Er war vital und voller Energie, und seine Arbeit war für ihn nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Auch wenn er nun von uns gegangen ist, werden seine Werke weiterleben und das Berliner Stadtbild für immer prägen“, so Robert Patzschke.

Prof. Dr. Christoph Stölzl, ehemaliger Kultursenator in Berlin, sprach anlässlich des 80. Geburtstages der Zwillinge Rüdiger und Jürgen Patzschke 2018: „Mich interessiert an den Patzschkes vor allem, wie kommt dieses Neue in die Welt. Das klingt ja paradox, denn viele Leute, die nicht genau hinschauen, sagen, das ist doch gar nicht neu, sondern das ist das Uralte, was die Patzschkes da machen, aber das stimmt nicht. Die Patzschkes sind klassische Dissidenten, die von außen eine Diskussion erobert haben.

Eine Diskussion über die Fragen: Wie sollen Städte aussehen? Wie sollen die Individuen, die Häuser, der Städte aussehen. Man kann – so glaube ich – die Wirkung dieses Paukenschlages, das Hotel Adlon, gar nicht hoch genug einschätzen. Vieles was uns seitdem ganz selbstverständlich erscheint: Schlossaufbau etc. – all dies war vorher undenkbar und ist nun denkbar geworden. Ich betrachte es auch als Dank. Ich bedanke mich bei den Patzschkes: to make the world a better place. Ich glaube, wir leben besser und schöner in Städten seitdem die Patzschkes ihre Fackel aufgesteckt haben.“












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