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05.01.2023 Dekarbonisierung – So viel Nachhaltigkeit passt in den Gebäudesektor

Am Donnerstag, den 15.12.2022 beschloss der Bundestag die Preisbremse für Erdgas und Strom – Welche Folgen hat das für Unternehmen aus der Immobilienbranche? Das Signal ist klar: Energie wird zu einem sehr kostbaren Gut, das mehr denn je durch staatliche Maßnahmen geschützt wird. Allerdings kann eine solch starke politische Intervention kein Dauerzustand sein. Energie und Energiepreise, dürfen keiner permanenten und ausschließlichen staatlichen Kontrolle ausgesetzt sein. So würde auch die Energiewende, von der der Immobiliensektor mit am ehesten profitiert, blockiert werden. Dennoch entlastet die Entscheidung richtigerweise Unternehmen und Verbraucher in Zeiten hoher Energiepreise.

Welche Fehler machen Branchenunternehmen heute, wenn es um den Einsatz von regenerativen Energieträgern nach dem fossilen Zeitalter geht?

Ein Muster setzt sich im Marktumfeld immer wieder durch. Unternehmen führen dabei zunächst erst den Energieträgerwechsel aus. Korrekt wäre dennoch eine andere Reihenfolge, in der beispielweise die Eigenproduktion und Energieeffizienz gefördert werden müsste, bevor der Energieträgerwechsel vollzogen wird.

Der Mehrheit der betroffenen Unternehmen liegen außerdem keine Kenntnisse vor, was sie denn tatsächlich an Energie verbrauchen und welche Technik bei ihnen verbaut ist. Ein großes Manko zulasten einer durchdachten Energiewende.

Die genutzten Techniken sind in den meisten Fällen zudem nicht energieeffizient. Wärmepumpen liefern beispielsweise ein niedriges Temperaturniveau, sind aber nicht für die Nutzung von Heizkörpern geeignet. Photovoltaik funktioniert zudem nur wenn die Sonne scheint. Fernwärme wird bei hohen Leistungspreisen auch aus Gas oder Kohle erzeugt. Wirkliche Energieeffizienz sieht insofern anders aus. Und anstatt sich wie in der Vergangenheit nur auf einen Energieträger zu verlassen, muss zukünftig diese Last auf mehrere “energetische” Schultern verteilt werden.

Wie lauten die konkreten Maßnahmen, die Caverion im Projekt mit der Energie-Wende-Garching aktuell umsetzt, damit dauerhaft Energie ohne Kostensteigerung eingespart werden kann?

Wir fokussieren uns primär auf die Feinheiten der technischen Optimierung sowie einem ganzheitlichen Konzept. So wollen wir dazu beitragen, dass bereits heute konkret CO2 eingespart wird.

In der praktischen Umsetzung geht es unter anderem um die Anpassung der Hydraulik, Digitalisierung der Gebäudetechnik, Absenkung der Systemtemperaturen oder die Erneuerung der Pumpentechnik – diese und weitere Anwendungsfelder wie eine effiziente Anlagentechnik, neue Regelungstechnik oder adaptive Regelung sind parallel die wichtigsten Stellschrauben, an denen Gebäudetechniker heute drehen müssen.
So ein Vorgehen packt das Problem an der Wurzel und fördert eine langfristig konzipierte Ressourceneinsparung.

Welche möglichen Vorbehalte gibt es von betroffenen Firmen innerhalb der Liegenschaften?

Viele Unternehmen fürchten sich noch vor den hohen Kosten, die grundsätzlich mit der Implementierung ressourcenschonender Maßnahmen einhergehen. Energieeffizienz wird dabei nur als zweitrangig wahrgenommen und nicht als das, was es wirklich ist und werden wird: Der relevanteste Faktor in der zukünftigen Aufstellung unserer Wirtschaft.

Je später dies verstanden und auch umgesetzt wird, desto teurer wird es für die Unternehmen in Zukunft werden. Ich kann daher nur daran appellieren, den Faktor Energieeffizienz nicht als Anhängsel oder Nebenschauplatz zu betrachten, weil diese Einstellung einen folgenschweren Fehler für die regenerative Transformation unserer Wirtschaft bedeuten würde.

Kann so bereits regionale Energieunabhängigkeit erlangt werden oder sprechen wir hier über eine größere Einzelmaßnahme in einem regionalen Gesamtkontext?

Von kompletter Unabhängigkeit würde ich in dem Fall noch nicht sprechen. Dennoch spüren die beteiligten Unternehmen der Energie-Wende-Garching, wie deutlich bereits heute der Gasverbrauch reduziert werden kann, ohne dass es zu Einschränkungen in wirtschaftlichen Abläufen kommt.

Entscheider müssen sich hier vergegenwärtigen, dass regenerative Ressourcen regional begrenzt nutzbar sind. Die Standortauswahl sowie die Adaptierbarkeit für das eigene Geschäftsmodell, müssen insoweit berücksichtigt werden, bevor diese integriert werden. Ansonsten wird weder wirklich clever Energie eingespart noch die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen geschützt.

(Interview mit Andreas Blassy, Head of Digital- & Energy Services der Caverion Deutschland GmbH)






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