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04.11.2022 Autofreie Friedrichstraße: Wenn Stadtplanung, dann aber bitte richtig!

„Seit August 2020 läuft das Modellprojekt „Autofreie Friedrichstraße“ im Herzen von Berlin: Auf einem rd. 500 m langen Teilstück wurde der gesamte motorisierte Straßenverkehr – inklusive Busse, Taxen, Lieferverkehr(!) usw. – verboten.

Ziele der Maßnahme: Die Attraktivität der Friedrichstraße für Berliner und Touristen steigern, Gewerbe und Einzelhandel stärken sowie einen Schritt in Richtung autofreie Stadt gehen. Allerdings ist die Sperrung der Friedrichstraße für den Autoverkehr hoch umstritten und wurde gerade vom Berliner Verwaltungsgericht erstinstanzlich für rechtswidrig erklärt. Besonders hart trifft die Veränderung die Einzelhändler: Lieferverkehr und (über-) regionale Kundschaft werden abgeblockt, Leerstände nehmen weiter zu.

Dabei ist nicht die Idee das Problem, sondern die mangelhafte Umsetzung: Nach dem 2. Weltkrieg wurden viele deutsche Städte im Zuge des Wiederaufbaus deutlich umstrukturiert und das neue Stadtlayout häufig auf das immer beliebter werdende Auto ausgelegt. Dies erneut umzuplanen, erfordert viel Zeit und ausgefeiltere Lösungsansätze als lediglich den motorisierten Verkehr zu verbannen. Eine asphaltierte Straße mit einigen Bänken und Beeten auszustatten, schafft noch keine Flaniermeile mit hoher Aufenthaltsqualität und auch nicht die Voraussetzung für einen dynamischen Einzelhandel.

Wenn Pilotprojekte der Stadtplanung so unzureichend durchdacht sind, wird auch die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Mobilitätswende nicht funktionieren.“

(von Marc Retzlaff, Senior Berater Investment & Development Aengevelt Berlin)






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