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24.10.2022 Smart-Meter-Bremse: Warum Stromkunden noch im Dunkeln tappen

Explodierende Strompreise vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs: Ein Großteil der Bundesbürger reduziert den Stromverbrauch, beklagt jedoch fehlende Transparenz – so eine aktuelle Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Demnach wüssten 88 Prozent der Deutschen gern auf einen Blick, wie hoch ihr Energieverbrauch gerade ist und wo sie noch sparen können. Dafür wünschen sich 78 Prozent einen intelligenten Stromzähler.

Für Andrew Mack, CEO bei Octopus Energy Germany, ist deren Einführung dringend notwendig und er fordert: „Damit wir alle unseren Stromverbrauch im Blick haben und wirkungsvoll selbst steuern können, brauchen wir Smart Meter flächendeckend und so schnell wie möglich. Ohne die intelligenten Zähler gibt es keine Möglichkeit für Endverbraucher, ihren Zählerstand direkt im Blick zu behalten – etwa im Halb-Stunden-Takt per App. Auch wenn die Vorteile auf der Hand liegen, verzichten die meisten Verbraucher auf den Einbau der intelligenten Messsysteme: zu teuer die Anschaffung, zu kompliziert die Beantragung. Für Letztere gibt es derzeit keinen bundesweit festgelegten Prozess. Stattdessen ist es den Verteilnetzbetreibern und den Betreibern der Messstellen überlassen, individuelle Abläufe zu definieren. Dies hat zu einem Wildwuchs hunderter verschiedener Antragsformulare und -prozesse geführt.

Sind die Kostenhürden überwunden und der Antragsdschungel durchquert, zögern viele Bürger immer noch, ihren Stromverbrauch vom Netzbetreiber steuern zu lassen. Vielen ist nicht klar, dass sie dadurch einen Beitrag zur Netzstabilisierung leisten könnten durch Lastverschiebungen. Lastverschiebungen helfen Haushalten, Geld zu sparen, indem der Strom dann verbraucht wird, wenn er reichlich vorhanden und günstig ist. Und weil die Höhe der für steuerbare Lasten gewährten vergünstigten Entgelte aktuell jedem Netzbetreiber selbst überlassen ist, bleibt der Kunde oft im Unklaren über den konkreten finanziellen Vorteil.

Die Bundesregierung hat erkannt, dass mehr passieren muss. Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck hat gestern auf einer Veranstaltung der Deutschen Energie-Agentur (dena) angekündigt, möglichst schnell den gesetzlichen Rahmen für Smart Meter anpassen zu wollen.

Das ist richtig und überfällig. Aber wie könnte man den Smart Metern zum Durchbruch verhelfen?

1. Bislang müssen Haushalte unterhalb von 6.000 kWh Jahresverbrauch die Kosten für die Installation eines Smart Meters selbst tragen. Diese Regelung gehört abgeschafft.

Stattdessen sollten die Kosten für den Betrieb der Smart Meter auf alle Verbraucher umgelegt werden. Das beseitigt die Kostenhürde und mehr Verbraucher würden sich für einen Smart Meter entscheiden. Weiterhin sollten bei der Installation einer Wärmepumpe die intelligenten Zähler zur Pflicht werden. Dann könnten die gesamten Kosten für Anschaffung und Installation aus dem Wärmepumpen-Zuschuss der Regierung finanziert werden.

2. Wir brauchen einen bundesweit einheitlichen Prozess zur Beantragung von Smart Metern. Der bisherige Wildwuchs an Antragsprozessen ließe sich durch ein Webportal bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) beseitigen. Ein Portal, ein Antrag, und schon kommt der Installateur vorbei und baut das Gerät ein.

3. Schließlich sollten auch die vergünstigten Netzentgelte für steuerbare Lasten deutschlandweit vereinheitlicht werden. Haushalte sollten auf einen Blick wissen, welchen finanziellen Vorteil sie haben, wenn sie dem lokalen Netzbetreiber die Steuerung ihres Verbrauchs überlassen. Schließlich sollen beide fair davon profitieren: Der Netzbetreiber kann das Netz entlasten, und der Anschlussinhaber wird finanziell kompensiert.

Diese Maßnahmen würden zusammen dazu beitragen, die Verbreitung von Smart Metern – und damit die Digitalisierung des Stromsystems und letztlich die Energiewende – zu beschleunigen. Endverbraucher wären damit endlich in der Lage, ihren Verbrauch transparent einschätzen zu können, Strom zu sparen, einen Beitrag zur Netzstabilität zu leisten und zugleich finanziell von Erlösmöglichkeiten durch die Entlastung der Netze zu profitieren. Worauf warten wir also?“






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