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12.09.2022 Studie: Hybrides Arbeiten braucht moderne Büros als sichere Basis

Die Pandemie wirkt sich auf die Büroarbeitszeit in den großen Staaten Europas sehr unterschiedlich aus – in Deutschland ist die Veränderung jedoch besonders stark. So verbrachten deutsche Arbeitnehmer vor 2020 im Schnitt 4,5 Tage pro Woche im Büro. Heute liegt die Quote bei 2,3 Tagen und wird perspektivisch wieder auf 2,6 Tage steigen. Zu diesem Ergebnis kommt die JLL-Studie „Hybrid Work Decoded“, in der kürzlich mehr als 5.000 Arbeitnehmer in 15 Ländern zu ihren Arbeitsgewohnheiten und zu ihren Erwartungen an das Arbeitsumfeld befragt wurden.

Dabei zeichnet sich ein wichtiger Punkt ab: Das Büro muss hybrides Arbeiten aktiv unterstützen, damit Angestellte gesunde Routinen entwickeln und etablieren können. Voraussetzung dafür ist, dass das Büro die Vielfalt der Arbeitsweisen und -prozesse strukturell abdecken kann – zum Beispiel für konzentriertes Arbeiten ebenso wie kollaboratives Arbeiten im Team. „Die strikte Trennung von Stillarbeit im Homeoffice und Teamarbeit im Büro ist ein Mythos. Denn auch im Homeoffice finden viele Mitarbeitende nicht immer die optimalen Bedingungen, um konzentriert zu arbeiten. Das Büro muss deshalb auch diesen Bereich abdecken“, stellt Martina Williams, Head of JLL Work Dynamics DACH and CEE, fest.

Völlig anders ist die Entwicklung hingegen in Frankreich und Italien, wo die Werte mit 4,2 Tagen und 4,3 Tagen zwar von einem leicht niedrigeren Niveau gestartet sind, seitdem aber schrittweise zurückgehen und künftig voraussichtlich bei 3,1 Tagen beziehungsweise 2,9 Tagen liegen werden. In Spanien geht man derweil davon aus, dass genau die Hälfte der Arbeitszeit im Büro verbracht wird.

Martina Williams erklärt: „Mit Beginn der Pandemie vor mehr als zwei Jahren hat ein fundamentaler Umdenkprozess begonnen. Das Büro ist keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern ein Ort, dem mittlerweile besondere und ausdifferenzierte Aufgaben zukommen. So zeigt die Studie ,Hybrid Work Decoded‘, dass das Büro für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine entscheidende Rolle dabei spielt, funktionierende Arbeitsabläufe zu entwickeln sowie Arbeit und Privatleben wieder besser voneinander zu trennen.“

Zugleich stehen viele Bürokräfte nun vor der Qual der Wahl: Zwar haben viele mehr Freiheiten bei der Ortswahl, doch nicht allen fällt es leicht, das richtige Umfeld für die jeweilige Arbeit zu bestimmen beziehungsweise mit entsprechend sinnvoller Ausstattung zur Verfügung zu haben und dies auch zeitlich miteinander zu koordinieren.

„Haben viele früher einfach an ihrem Schreibtisch gesessen, ist das moderne Arbeiten viel stärker von einem konstanten Wechsel von digitalen und analogen Treffen und Absprachen, von kreativer Zusammenarbeit und zurückgezogener Stillarbeit geprägt“, beschreibt Martina Williams. „Die Bandbreite, wie wir arbeiten, hat sich spürbar erweitert und erfordert von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mehr Planung, Koordination und ebenfalls Entscheidungen, die sie früher nicht treffen mussten. Arbeit ist nicht mehr, wo wir hingehen, sondern was wir tun.“

Die JLL-Studie verdeutlicht, dass das Büro vor allem für das soziale Miteinander, die Gruppenarbeit mit externen Teilnehmern und wegen seiner technischen Ausstattung geschätzt wird. Im Homeoffice stehen hingegen die Vereinbarkeit mit dem Privatleben, Wohlfühlen und konzentriertes Arbeiten im Vordergrund.

Zugleich muss das Büro aber auch so ausgestattet sein, dass konzentriertes Arbeiten jederzeit möglich ist. „Das Büro sollte ein flexibles Angebot unterschiedlicher Set-ups an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen. Wer konzentriertes Arbeiten ins Homeoffice auslagert, riskiert die Bindung der Angestellten an das Unternehmen und deren Identifikation. Auch die Einarbeitung neuer Mitarbeiter und das gemeinsame Voneinanderlernen, wird im Homeoffice erschwert, was durchaus nachteilige Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg haben kann“, warnt Martina Williams.

Akustik und Wohlbefinden sind eng miteinander verknüpft: „Wir sehen, dass sich die Wahrnehmung von Lärm in der Pandemie verändert hat. Menschen haben sich daran gewöhnt, in einer ruhigeren Umgebung zu arbeiten. Doch nur noch 28 Prozent glauben, dass das Büro der beste Ort für konzentriertes Arbeiten ist“, sagt Williams. Die Attraktivität des Büros bemesse sich also daran, dass genügend komfortable Arbeitsplätze mit geeigneter Akustik zur Verfügung gestellt werden, die dem Bedürfnis nach Privatsphäre Rechnung tragen. „Da 55 Prozent der Arbeitswoche aus konzentrierter Arbeit bestehen, muss das Büro diese Rückzugsräume haben und durch effiziente Buchungssysteme bereitstellen“, ergänzt Williams. „Diese Ruhe trägt zum Wohlbefinden im Büro mindestens ebenso viel bei wie die Verfügbarkeit gesunder Lebensmittel, angenehme Temperaturen, die Luftqualität, eine schöne Aussicht und der Zugang zu Außenbereichen.“

Hybrides Arbeiten bietet dem Individuum zwar mehr Gestaltungsfreiheit, erfordert zugleich aber auch mehr Entscheidungen und Organisation. Das Büro muss alle willkommen heißen, unabhängig vom Arbeitsmodell. „Gerade für Menschen mit hybriden Arbeitsmodellen ist es entscheidend, sie in ihren Routinen zu unterstützen, damit das Büro für sie nicht ein Ort des Stresses wird und damit die generelle Arbeitszufriedenheit gefährdet“, sagt Williams.

Das Büro werde so zum tragenden Pfeiler erfolgreicher Personalpolitik: „Ein mit diesem Hintergrundwissen gestaltetes Arbeitsumfeld kann für viele Menschen deshalb den Unterschied machen, sich für einen Arbeitgeber zu entscheiden oder sich noch stärker mit dem Unternehmen und der Gemeinschaft im Büro zu identifizieren“, macht Martina Williams deutlich.






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