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27.07.2022 Berlin: TLW nach Entwurf von Eike Becker_Architekten fertiggestellt

Foto: Jan Bitter
Ein dreiteiliges Wohnensemble, das die architektonische Formensprache des in den 70er-Jahren errichteten Hochhausviertels aufnimmt und sie in die moderne Zeit übersetzt – das Wohnhochhaus TLW in der Gropiusstadt ist fertiggestellt. Das Neubau-Projekt am namensgebenden Theodor-Loos-Weg 51 / Ecke Wutzkyallee im Berliner Bezirk Neukölln entstand nach dem Entwurf von Eike Becker_Architekten, die sich 2016 im Rahmen eines Wettbewerbs des Bauherren Beamten-Wohnungs-Vereins zu Berlin eG durchsetzen konnten. Der Wohnturm ist das erste genossenschaftliche Projekt des Berliner Architekturbüros und mit Gesamtbaukosten in Höhe von rund 43 Millionen Euro das größte Neubauvorhaben der Genossenschaft in den vergangenen 30 Jahren. Das TLW knüpft an die Ursprungsplanung von Architekt und Bauhaus-Gründer Walter Gropius an, der für den posthum nach ihm benannten Ortsteil eigentlich eine Integration kleinerer Gebäude vorsah. In dem Ensemble mit insgesamt 116 Wohneinheiten, das aus einem zwanziggeschossigen Wohnhochhaus, einem fünfgeschossigen Stadthaus und einem eingeschossigen Pavillon besteht und auf einer Bruttogrundfläche von 20.261 m2 eine große Nutzungsvielfalt aufweist, haben jetzt die ersten Mieter ihre Wohnungen bezogen.

Die drei Bauteile des TLW sind über ein gemeinsames, lichtdurchflutetes Erdgeschoss verbunden, welches eine zentrale Verteilerfunktion für die Bewohner einnimmt. Die Lounge des großzügigen, offenen Foyers verknüpft die integrierten Gastronomie- und Gemeinschaftsflächen. Von dort gelangt man auch zum voll verglasten Pavillon, in dem die Bewohner einen Fahrradraum und einen Gemeinschaftssaal mit Küchenzeile vorfinden. „Das Projekt wird die Pläne Berlins, die in der Vergangenheit als sozialer Brennpunkt bekannt gewordene Großwohnsiedlung Gropiusstadt aufzuwerten und mit verschiedenen Maßnahmen ein urbanes, verdichtetes Viertel voller Vielfalt und mit hoher Aufenthaltsqualität zu gestalten, einen großen Schritt weiterbringen“, weiß Eike Becker, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von Eike Becker_Architekten.

Hochwertige Ausstattung, Raum für Begegnung

Denn nicht nur innerhalb des Wohnensembles wurde Raum für ein nachbarschaftliches Miteinander geschaffen, sondern auch außerhalb: „Eine weitläufige und hochwertige Grün- und Außenanlage umsäumt die durch Terrassen- und Pflasterflächen verbundenen Gebäude. Hier gibt es Spiel- und Aufenthaltsflächen, hier können die Menschen zusammenkommen und sich austauschen“, erklärt Eike Becker. Darüber hinaus machen die hochwertige Wohnungsausstattung und die hervorragende Infrastruktur das TLW zu einem attraktiven Wohnstandort. Einzigartig ist zugleich seine Architektur: „Die Fassaden wurden mit hell und dunkel eloxierten Aluminiumplatten verkleidet. Das akzentuiert nicht nur plastisch, sondern lässt das Ensemble, insbesondere den 60 Meter hohen Wohnturm, schlank und elegant erscheinen“, so der Berliner Architekt. Am fünfgeschossigen Pavillon werden in den oberen Etagen Balkone von unterschiedlicher Größe und Anordnung besondere Akzente setzen. Die drei im Erdgeschoss befindlichen Gewerbeeinheiten sind – genau wie alle Wohneinheiten – bereits vermietet.

Ursprungsvision – und warum alles anders kam

Bezahlbares Wohnen im Grünen – das war einst die Idee des Architekten und Lehrers Walter Gropius für die am südlichen Stadtrand gelegene Ackerfläche zwischen den Ortsteilen Britz, Buckow und Rudow des dicht bebauten Gründerzeitviertels Neukölln. 1958 wurde eine „Entkernung“ dieses Viertels und eine Umsiedlung der Bewohner beschlossen, damit „mehr Licht, Luft und Sonne“ in den Stadtteil gelangen. Das Wohngebiet „Berlin-Buckow-Rudow – Großsiedlung BBR“ sollte entstehen. Der mit der Planung betraute Begründer des Bauhaus-Stils wollte die später nach ihm benannte Gropiusstadt, in der heute fast 36.000 Einwohner leben, zusammen mit seinem Architektenbüro The Architects Collaborative (TAC) anhand von halbrunden, maximal 14-geschossigen Bauten und viel Grün in eine Gartenstadt, in ein Vorzeigeviertel verwandeln und damit ein Zeichen der Modernität und des Aufbruchs setzen. Ursprünglich geplant waren 14.500 Wohnungen – durch den Mauerbau 1961 und die damit verbundenen räumlichen Einschränkungen musste allerdings deutlich verdichtet und höher gebaut werden: 19.000 Wohneinheiten für 50.000 Menschen, die teilweise bis zu 30 Stockwerke hatten.

Eine Hommage an Walter Gropius

Das gefiel Gropius ganz und gar nicht, er warnte davor, dass das Viertel zu einem sozialen Brennpunkt werden könne, doch er blieb bei der Realisierung letztlich außen vor. Stattdessen wurde die Gropiusstadt – in der sich trotz allem noch heute Elemente aus der Feder Gropius vorfinden lassen – von verschiedenen Planern und Akteuren kleinteilig gestaltet. Eike Becker_Architekten wollten den speziellen Charakter des heute eigenständigen Ortsteils der Bundeshauptstadt in diesem Projekt widerspiegeln. Eike Becker: „Das TLW vereint die wesentlichen Merkmale, die ein Ort wie die Gropiusstadt dringend benötigt: verdichteter, aber qualitativ hochwertiger Wohn- und Lebensraum, Nutzungsvielfalt, Grün, Aufenthaltsqualität und Raum für Begegnung. Das Projekt soll getreu den Worten in der Gründungsurkunde von 1975 – ‚concordia domi foris pax‘ – den Häusern Eintracht und den Plätzen Frieden bringen. Das TLW übersetzt Walter Gropius‘ Ursprungsidee ins 21. Jahrhundert – und ist somit in gewisser Weise auch eine Hommage an einen der größten Architekten der Geschichte.“






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