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26.07.2022 Nachhaltigkeitsdebatte steigert Transparenz der globalen Topmärkte

Die Kluft zwischen transparenten und intransparenten Immobilienmärkten weltweit hat wieder zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Immobilientransparenzindex von JLL (Global Real Estate Transparency Index 2022). Der Grund: Die führenden Länder erhöhen ihre Standards – von neuen Vorschriften für Energieeffizienz und Emissionsstandards für Gebäude und die Berichterstattung zu Klimarisiken, bis hin zur Anhebung der Standards für die Bekämpfung von Geldwäsche sowie der Bereitstellung umfassenderer Daten zu Büronutzungsraten. Dem gegenüber stagnieren viele bedingt oder kaum transparente Märkte oder machen sogar Rückschritte. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf das Verhalten der Investoren weltweit.

Großbritannien an der Spitze, Äthiopien hält die rote Laterne unter den 94 untersuchten Märkten

Deutschland gehört mit einem Wert von 1,76 Punkten zur Gruppe der transparentesten Länder weltweit. Hier wirken sich vor allem die größere Datenabdeckung von Nischenimmobilientypen sowie die Taxonomie positiv aus. Zugleich zeichnet sich Deutschland dadurch aus, dass die Unterschiede zwischen einzelnen Kommunen sehr gering sind – im Gegensatz zu China und den USA. Die Bundesrepublik liegt damit im Wert gleichauf mit Schweden auf Rang neun – noch vor Neuseeland (1,77), Japan (1,88), Finnland (1,96), Singapur (1,96) und der Schweiz (1,97). Spitzenreiter der Rangliste ist Großbritannien mit einem Indexwert von 1,25 vor den Vereinigten Staaten und Frankreich mit jeweils 1,34. Schlusslicht der 94 von JLL analysierten Staaten ist Äthiopien mit 4,60 Punkten.

Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany: „Der Druck auf die Immobilienbranche, die Dekarbonisierung voranzutreiben, hat weiter zugenommen. Nachhaltigkeit und das Streben nach Netto-Null-Emissionen sind zum Eckpfeiler der Transparenz geworden, da Investoren, Unternehmen, Regierungen und die Öffentlichkeit langfristige Ziele und Regulierung einfordern. Wir sehen deshalb, dass Nachhaltigkeit der entscheidende Treiber für die Verbesserung der Transparenz in den Märkten war.“ Allerdings zeigt sich, dass eine Vielzahl unterschiedlicher Standards, Maßnahmen und Regulierungen auf kommunaler, nationaler und internationaler Ebene die Vergleichbarkeit und Messbarkeit deutlich erschweren. Noch gehört die Nachhaltigkeit trotz der aktuellen positiven Entwicklungen somit zu den intransparentesten Bereichen, doch mittelfristig werden ESG-Daten auf nationaler und lokaler Ebene eine deutlich stärkere Rolle bei Immobilien-Investitionsentscheidungen spielen und mindestens gleichberechtigt neben traditionellen Daten wie Miete oder Leerstand stehen.

Entscheidender Faktor für den Ausbau von Transparenz und Nachhaltigkeit ist laut der JLL-Analyse der Einsatz neuer Technologien. Das Bestreben, die Produktivität zu steigern und neue Einnahmequellen in der Branche zu erschließen, ebenso wie Veränderungen durch die Pandemie, haben in der Immobilienwirtschaft zu einem signifikant gestiegenen Einsatz von Technologieplattformen geführt. „Die Verfügbarkeit hochfrequenter sowie detaillierterer Daten erhöht die Transparenz von Immobilien in einer Weise, die noch vor zehn Jahren unvorstellbar war. In einigen Ländern führt dies zu einem tieferen Verständnis von Gebäuden und Märkten als je zuvor, von der Echtzeitverfolgung der Belegung oder des Fußgängerverkehrs bis hin zur Nutzung digitaler Zwillinge auf Gebäude- und Stadtebene für Stadtplanung und Prognosen“, beschreibt Scheunemann.

Einsatz von digitaler Infrastruktur steht noch ganz am Anfang

Der Einsatz neuer Technologien ist jedoch je nach Unternehmen und Markt sehr unterschiedlich, die Landschaft der Lösungen und Anbieter komplex und viele technische Standards sind spezifisch für einzelne Unternehmen oder Anwendungsfälle. Die aktuelle Studie unterstreicht zwar, wie schnell sich die Nutzung dieser tieferen und häufigeren Daten ausgeweitet hat, insbesondere in Märkten mit guter digitaler Infrastruktur, „aber wir stehen noch ganz am Anfang, wenn es um die massiven Auswirkungen geht, die die Technologie auf die Märkte und die Transparenz haben wird“, sagt Scheunemann.

Gerade in der aktuellen Marktsituation mit steigenden Zinsen, hoher Inflation und einem wirtschaftlich unsicheren Umfeld nimmt die Bedeutung der Transparenz für Investoren nochmals zu. Transparenz ist die Basis für Vertrauen und hilft in unsicheren Zeiten, Investitionsentscheidungen abzusichern. Und auch Diversifizierung ist für viele Anleger ein zentrales Thema. Da institutionelles Kapital in fast zwei Dritteln der untersuchten Märkte in „alternativen“ Sektoren aktiv ist, sind die Erwartungen an eine höhere Transparenz bei Nischenimmobilien wie Laborflächen, Rechenzentren und Studentenwohnungen gestiegen. Transparenz und Informationen über Betriebs- und Preisdaten in vielen dieser Nischenbereiche des Marktes nehmen zu, bleiben aber nach wie vor deutlich geringer als bei den etablierten Immobilientypen, wobei über ein Drittel der Märkte keine verlässlichen Daten außerhalb der „Kernbereiche“ verfügbar sind.

„Deutschland braucht sich im internationalen Vergleich nicht zu verstecken und hat seinen Transparenz-Score im Vergleich zu 2020 nochmals verbessert. Ein Teil davon entfällt sicherlich auf neue Regularien, wie zum Beispiel die Erweiterung des Transparenzregisters. Gleichzeitig treiben aber auch hierzulande Investitionen in digitale Produkte und Lösungen das insgesamt gute Abschneiden Deutschlands. Und im Ausblick auf die nähere Zukunft sehen wir Aspekte wie die Harmonisierung globaler Nachhaltigkeitsstandards, die Erfassung sozialer Ausprägungen, Datensicherheit und Abwehr von Cyberattacken sowie Daten zur Verbesserung der Klimaresilienz im Fokus von Unternehmen und Investoren“, erklärt Scheunemann.







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