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10.06.2022 Deutschland muss sein Wirtschaftsmodell umbauen

Unternehmen und Verbraucher sowie Finanz- und Kapitalmärkte müssen sich auf eine Spaltung der Weltwirtschaft einstellen, die spürbare Wohlstandsverluste mit sich bringt. In einem Szenario globaler Systemkonflikte ist auf Dauer mit Störungen der weltweiten Wertschöpfungsketten und tendenziell steigenden Rohstoffpreisen zu rechnen. Der Ukraine-Krieg und die scharfe Zunahme der Inflation sind erste sichtbare Ausprägungen dieser adversen Veränderungen. Dies sind zentrale Ergebnisse einer prominent besetzten Expertendiskussion auf Einladung von FERI. „Sinkende Gewinne aus dem Welthandel sowie steigende Kosten für neue Sicherheitsarchitekturen und eine veränderte Energie-Infrastruktur bedrohen unseren bisherigen Wohlstand auf mehreren Ebenen“, sagte Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chief Investment Officer von FERI.

Inflation gibt Anlass zur Sorge

Industrienationen wie Deutschland, die stark in globale Arbeitsteilung und Handel eingebunden sind, seien von einer weiteren Entkoppelung der Weltwirtschaft besonders betroffen. „Deutschland muss sein exportorientiertes und energieintensives Wirtschaftsmodell umbauen und sich in Zukunft stärker als bisher auf europäischer Ebene abstimmen“, sagte Prof. Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts. „Der Druck, dass Deutschland im Verhältnis zu seinem wichtigsten Handelspartner China klar der Linie der USA folgt, dürfte zudem steigen“. Aktuell gebe die Entwicklung der Inflation Anlass zu großer Sorge. Laut Gemeinschaftsdiagnose der führenden Wirtschaftsinstitute werde die Inflationsrate in Deutschland im Jahr 2022 ca. 6,1% betragen. Sollten die Gasimporte aus Russland ausfallen, drohe sogar eine Inflationsrate von 7,3%. „Die EZB muss die Inflation mit aller Macht bekämpfen. Es ist höchste Zeit, die expansive Geldpolitik zu beenden“, erklärte Fuest. Um die steigende Belastung der Verbraucher durch die Teuerung abzumildern, seien gezielte Einkommensbeihilfen gegenüber Subventionen zur Senkung von Energiepreisen zu bevorzugen.

China auf der Suche nach früherer Größe

Auch über die Frage, wie es mit der Globalisierung in Zukunft weiter geht, wurde auf der FERI-Veranstaltung diskutiert. Nach der intensiven internationalen Zusammenarbeit in den letzten 30 Jahren unter Führung der USA beschleunige der aktuelle Konflikt mit Russland die Bildung großer Machtblöcke, die sich zunehmend feindselig gegenüberstehen. „Die eigentliche Bedrohung liegt darin, dass mit China und Russland zwei autoritäre Großmächte darauf abzielen, den Westen zu schwächen“, sagte Prof. Sebastian Heilmann, Inhaber des Lehrstuhls für Politik und Wirtschaft Chinas an der Universität Trier. Die Weltwirtschaft werde deshalb im Gegensatz zu früher nicht mehr global integriert sein, sondern in regionale Einflusssphären aufgeteilt. China agiere zuletzt zunehmend aggressiv, da es sich in einem scharfen Wettlauf mit den USA sehe. „Die Seidenstraßeninitiative und die offenen Drohungen gegen Japan und Taiwan unterstreichen die Ambitionen Chinas, zurück zu historischer Größe und globaler Bedeutung zu gelangen. Hier liegt einiges Konfliktpotential, das im schlimmsten Fall auch zu einer militärischen Eskalation führen kann“, so Heilmann.

Erhöhte Instabilität durch geoökonomische Zeitenwende

Einig waren sich die Teilnehmer darin, dass sich die Weltwirtschaft mitten in einer geoökonomischen Zeitenwende befindet. „Das laufende Jahrzehnt steht im Zeichen massiver Umbrüche. Dies bringt große strategische Herausforderungen für Unternehmer und Investoren mit sich, erzeugt aber auch neue gesellschaftliche und politische Risiken“, sagte FERI CIO Dr. Rapp. Investoren sollten darauf künftig mit robusteren Multi Asset-Portfolios reagieren, so ein zentrales Ergebnis der Expertenrunde.










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