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30.05.2022 Außergewöhnliche Lösungen brauchen besondere Unternehmenskultur

Christopher Hoevels, Geschäftsführer der Arup Deutschland GmbH. Fotocredit: Michel Buchmann
Arup steht seit 75 Jahren für zukunftsweisende Projekte. In diesem Jahr feiert der deutsche Standort des weltweit tätigen Planungs- und Beratungsunternehmens sein 30-jähriges Jubiläum. Projekte wie das Sony Center in Berlin, die Europäische Zentralbank in Frankfurt oder der Fehmarnbelt-Tunnel zwischen Deutschland und Dänemark zeigen die breitgefächerte Expertise. Im Interview erläutert Deutschland-Chef Christopher Hoevels, was sein Unternehmen auszeichnet, wie sich die Anforderungen im Laufe der Zeit verändert haben und an welchen Themen er und seine 300 Mitarbeiter aktuell arbeiten.

Herr Hoevels, was macht Arup so besonders?

Christopher Hoevels: Arup ist ein treuhänderisch geführtes Unternehmen, das seinen Mitarbeitern gehört und nicht von externen Investoren abhängig ist. Das gibt uns die Freiheit, Dinge neu zu denken und kreative Lösungen zu finden, die Maßstäbe setzen. Diese besondere Unternehmenskultur zieht innovative Vordenker an, die unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen und trotzdem das gleiche Wertesystem teilen. Ganz im Sinne unseres Unternehmensgründers Sir Ove Arup streben alle Mitarbeiter danach, die Welt ein Stück weit besser zu machen. Durch unsere Unabhängigkeit sind wir in der komfortablen Situation, Aufträge ablehnen zu können, die nicht mit unseren Werten übereinstimmen. So haben wir beispielsweise vor Kurzem entschieden, keine Beratungs- oder Planungsaufträge von Energieversorgern mehr anzunehmen, die auf fossile Energien setzen.

Was schätzen Ihre Kunden besonders an Arup?

Christopher Hoevels: Unsere unkonventionelle Denkweise, den ganzheitlichen Beratungsansatz und den interdisziplinären Wissenstransfer. Für jedes Projekt stellen wir ein individuelles Best-in-Class-Team aus unterschiedlichen Spezialisten zusammen. Ergänzend dazu können wir jederzeit auf das Know-how unserer 16.000 internationalen Kollegen zurückgreifen. Durch diese vielfältige Expertise sind wir in der Lage, Projekte zu realisieren, an die sich vorher niemand herangetraut hat. Mit dem legendären Opernhaus in Sydney hat unser Unternehmensgründer gezeigt, dass es ein „Geht nicht“ für uns nicht gibt. Diese kooperative, kreative Arbeitsweise führt zu qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Ergebnissen, die sich für unsere Kunden langfristig auszahlen.

Wie hat sich Ihr Geschäft in den letzten 30 Jahren verändert?

Christopher Hoevels: Unser Aufgabenspektrum ist vielfältiger und komplexer geworden. Die Synergieeffekte, die sich aus unserer Beratungs- und Planungsexpertise ergeben, helfen uns dabei, die zunehmende Komplexität im Kundensinne zu lösen. Mit planerischem Denken lassen sich Probleme tiefer durchdringen und differenziertere Lösungen für die einzelnen Phasen im Gebäudelebenszyklus entwickeln – vom Neubau über die Sanierung bis zur Revitalisierung oder Konversion. Dieser synergetische Beratungsansatz ist erfolgreich und hat dafür gesorgt, dass sich unser Aufgabenspektrum in den letzten 30 Jahren deutlich erweitert hat. Lag der Schwerpunkt in den Anfangsjahren auf Bürogebäuden, umfasst unsere Beratung und Planung mittlerweile auch Forschungs- und Produktionsstätten, Rechenzentren, Kultureinrichtungen, Städte und Gemeinden sowie die verkehrstechnische und energetische Infrastruktur.

An welchen Zukunftsthemen arbeiten Sie aktuell?

Christopher Hoevels: Das große Thema ist Nachhaltigkeit und die Frage, wie wir die Städte von heute verändern müssen, damit sie zu klimaneutralen Städten von morgen werden. Mit dem Green Deal, dem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft und der Taxonomie hat die EU die Weichen gestellt, um die Transformation voranzutreiben. Wir verstehen uns als eine Art Dolmetscher, der die regulativen Anforderungen in konkrete Handlungsanweisungen für die Immobilienwirtschaft übersetzt. Als Partner und Mitglied zahlreicher Nachhaltigkeitsinitiativen, wie der Ellen MacArthur Foundation, der DGNB oder Madaster beschäftigen wir uns sehr intensiv mit diesem Thema. Denn um unsere Kunden umfassend zum klimaneutralen Planen und Bauen beraten zu können, müssen wir die Zukunftstrends und ihre Auswirkungen in allen Aspekten analysiert haben.

Inwieweit unterstützt die Digitalisierung Ihre Arbeit?

Christopher Hoevels: Die Digitalisierung spielt eine immer größere Rolle. Je fundierter die Datenbasis, desto besser wird unsere Beratungs- und Planungsqualität. Um die Dekarbonisierung der Immobilienbranche aktiv voranzutreiben, haben wir uns freiwillig dazu verpflichtet, künftig alle Neubau- und Sanierungsprojekte im Gebäudesektor hinsichtlich ihrer operativen und gebundenen CO2-Emissionen zu bilanzieren. Das in unserem ganzheitlichen Beratungsansatz inklusive Whole Lifecycle Carbon Assessment soll Kunden die Umweltauswirkungen unterschiedlicher Projektszenarien verdeutlichen und sie bei der nachhaltigen Entscheidungsfindung unterstützen. Das gilt auch für weitere digitale Tools, wie das Circular Buildings Toolkit oder das Dekarbonisierungs-Tool CRISP. Wir nutzen die Digitalisierung gezielt, um die zunehmende Komplexität zu reduzieren und Mehrwerte für unsere Kunden zu generieren.

Was verbirgt sich hinter Arup Ventures?

Christopher Hoevels: Das ist unser vor Kurzem gestartetes Innovationsprogramm. Im Rahmen von Arup Ventures unterstützen wir ausgewählte Start-ups bei der Realisierung von Ideen, die einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Immobilienbranche leisten. Im Gegensatz zu einem klassischen Venture Capitalist investieren wir allerdings kein Geld, sondern stellen unser Wissen, unsere Erfahrung und unser globales Expertennetzwerk zur Verfügung. Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft erfordern einen Paradigmenwechsel und ein völlig neues Mindset. Die Transformation der Immobilienwirtschaft ist mit gravierenden Veränderungen verbunden, eröffnet aber auch riesige Chancen – ökologisch wie ökonomisch. Durch Kooperationen mit innovativen Start-ups wie Mogu und Futur2K können wir uns als Think-Tank für zukunftsweisendes Bauen etablieren.

Was ist zum 30-jährigen Arup-Jubiläum geplant?

Christopher Hoevels: Es wird eine Microsite mit 30 ausgewählten Ideen von Arup geben, die für eine nachhaltige Zukunft stehen. Zudem ist an jedem der drei Bürostandorte ein Event geplant, bei denen unterschiedliche Aspekte der Urbanität im Fokus stehen. In Berlin wird es um lebenswerte Städte gehen, in Düsseldorf um innerstädtische Infrastrukturen und in Frankfurt um das Bauen von morgen. Mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten.





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