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20.05.2022 Management Studie: Wie Unternehmen durch turbulente Zeiten steuern

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die globale Wirtschaft gehen langsam zurück, sind jedoch nach wie vor spürbar und auch der Angriff Russlands auf die Ukraine hat erneute vielfältige Marktturbulenzen verursacht. Dies sind nur zwei von vielen Auslösern der sogenannten VUCA-Faktoren (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität). Weitere sind unter anderem zunehmende Regulierung, Umweltrisiken oder vor allem auch technologische Veränderungen.

Wie blicken Entscheider:innen in Unternehmen auf solche Unsicherheiten und Komplexitäten? Mit welchen Strategien navigieren sie ihre Unternehmen durch turbulente Zeiten? Und welche Strategien sind erfolgreich? Diese und weitere Fragen hat die aktuelle Portfolio Management Studie von PwC Deutschland in Kooperation mit der TU Darmstadt unter Leitung von Prof. Schiereck untersucht. Zwei Kernergebnisse lauten: Mehr als vier von zehn Entscheider:innen in Unternehmen rechnen im 5-Jahres Zeitraum mit zunehmender Komplexität; zugleich sind mehr als die Hälfte der Unternehmensverantwortlichen mit Blick auf ihre Wachstumschancen moderat optimistisch.

Für die Studie hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland bis Februar 2022 200 Verantwortliche aus Vorständen sowie den Strategie- und M&A-Abteilungen von Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.

Strategischer Wandel hin zu “Adapter-Ansatz”

Dr. Joachim Englert, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter Advisory bei PwC Deutschland, sagt: „Dass die Unternehmensverantwortlichen überwiegend zuversichtlich auf die mittelfristige Marktentwicklung und ihre Wachstumschancen schauen, hat uns überrascht. Jedoch gab es schon vor Beginn des Ukraine-Kriegs eine teils deutliche Marktvolatilität und viele der nun eingetretenen Auswirkungen zeichneten sich bereits zuvor ab.“ Und er ergänzt: „Sicherlich wirken derzeit noch Maßnahmen und Unterstützungsprogramme der Regierungen und Notenbanken wie ein Weichzeichner – und das wahre Bild zeigt sich in aller Schärfe erst noch.“

Die Befragten konstatieren jedoch durchaus einen Paradigmenwechsel – weg von kontinuierlichem Wachstum in einem recht stabilen Marktumfeld hin zu deutlich volatileren Märkten und schnelleren Marktverschiebungen. Dies zeigt sich auch bei den Strategien, welche die Entscheider:innen verfolgen: 59 Prozent von ihnen setzen auf einen „Adapter“-Ansatz, der flexibel auf Marktveränderungen reagiert und Risiken minimiert, einschließlich mit Unternehmenstransaktionen das Geschäftsbereichs-Portfolio zu verändern. Demgegenüber fokussiert der „Preserver“-Ansatz (41 Prozent) darauf, bestehende Strukturen zu optimieren und Effizienzpotenziale zu heben.

Je unsicherer das Marktumfeld, desto wichtiger ist eine konsequente Strategieumsetzung

Allerdings zeigt sich eine deutliche Kluft zwischen Strategie und Umsetzung: Befragt nach ihren konkreten Maßnahmen nannten die Befragten deutlich häufiger organische Maßnahmen – also solche, die eher typisch für einen „Preserver“-Ansatz sind: Wachstumsprogramme (73,5 Prozent), Restrukturierung (69,5 Prozent) sowie Forschung und Entwicklung (49 Prozent). Anorganische Maßnahmen, eher charakteristisch für den “Adapter”-Ansatz – darunter Unternehmenskäufe (44 Prozent), Joint Ventures (27,5 Prozent) und Carve-outs (8,5 Prozent) – waren für die Befragten weniger relevant. Tobias Huesmann, Director bei PwC Deutschland und Studienleiter sagt: „Es ist auffällig, dass die Unternehmensverantwortlichen den von ihnen bevorzugten strategischen Ansatz in der Praxis noch nicht konsequent umsetzen und weiterhin stark auf bewahrende Maßnahmen bauen. Das konsequente Verfolgen von “Adapter”-Maßnahmen ist aber umso wichtiger, je komplexer und unsicherer das Marktumfeld ist.“

Verantwortliche setzen Portfoliostrategie nur selten konsequent um

Einen standardisierten Ansatz für das strategische Portfoliomanagement haben nur 69 Prozent der Unternehmensverantwortlichen vollumfänglich oder teilweise implementiert. 77,5 Prozent von ihnen gaben an, den Ansatz für das strategische Management der Geschäftsbereiche nach transparenten, messbaren Kriterien durchzuführen. Tobias Huesmann von PwC sagt: „Die größte Hürde scheint die Implementierung zu sein – ist ein Ansatz zum Portfoliomanagement erst einmal vorhanden, nutzen Unternehmen diesen auch recht professionell.“

Aber setzen Unternehmen abgeleitete Maßnahmen zur Portfolio-Optimierung auch wirklich um? Antwort: eher nicht. So sagten nur 7,2 Prozent der Befragten, dass sie eine Unternehmenseinheit rasch verkaufen würden, wenn der Ansatz zum strategischen Portfoliomanagement zu dem Ergebnis käme, dass diese Unternehmenseinheit nicht zum Kerngeschäft gehört.

Komplexe operative Strukturen effizient managen

Und wie steht es um das Management der operativen Unternehmensstrukturen? 57 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Komplexität der operativen Unternehmensstrukturen in den kommenden fünf Jahren linear zunehmen wird. Mit einer sogar exponentiellen Komplexitätszunahme rechnen 21 Prozent, und lediglich 21,5 Prozent gehen von gleichbleibender bzw. abnehmender Komplexität aus.

Wichtig ist es, diese operativen Strukturen genau zu verstehen, um ineffiziente Schnittstellen und Schwachpunkte zu erkennen und zu beheben. Einen entsprechenden Ansatz zur Steuerung der operativen Strukturen haben 46 Prozent der Befragten zum Teil, 20,5 Prozent vollständig implementiert. Und 80,1 Prozent derjenigen Befragten, die den Ansatz implementiert haben, führen diesen eigenen Angaben zufolge nach transparenten und messbaren Kriterien durch. Auffällig: Die aus einem Ansatz zum Management der operativen Strukturen abgeleiteten Maßnahmen setzen die Unternehmensverantwortlichen offenbar deutlich konsequenter um als beim Ansatz zum strategischen Portfoliomanagement.

Dr. Joachim Englert von PwC erläutert: „Das Unternehmen die Maßnahmen, welche die operativen Strukturen optimieren, weitaus konsequenter implementieren als die strategischen, ist nachvollziehbar. Denn strategische Maßnahmen sind meist weniger greifbar und deutlich komplexer – wirken sich aber umso stärker auf die langfristige Positionierung aus. Allerdings kommt es mehr denn je auf die präzise Umsetzung aller definierten Maßnahmen an. Nur dann lässt sich auch das volle Wertsteigerungspotential zur Optimierung des Geschäftsbereichs-Portfolios tatsächlich erreichen.“







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