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06.05.2022 Wann ist der Höhepunkt der Inflation erreicht?

Das Aufflammen der Inflation, das nicht abzureißen scheint, besteht aus drei Teilen: dem Nachfrageüberhang im Jahr 2021, den sich selbst verstärkenden Effekten durch die Löhne, die in den USA bereits im Gange sind, und in letzter Zeit der Energiekrise, die durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine verstärkt wird.

In den USA hat die unter den Erwartungen liegende Kerninflationsrate für März die Hypothese eines möglichen Höchststandes auf diesem Niveau verstärkt. Es gibt einige Punkte, die für diese Ansicht sprechen. Die Rohstoffpreise haben deutlich zugelegt, sind aber seit Anfang März nicht mehr gestiegen. Darüber hinaus setzt die Fed auf sich selbst verstärkende Effekte durch die Lohnentwicklung, wobei die Geldpolitik zunehmend restriktiver wird, auch wenn dies zulasten des Wirtschaftswachstums gehen kann.

Was die erste Komponente, den Nachfrageüberhang aus dem Jahr 2021, betrifft, so werden die entstandenen Engpässe zwar abgebaut, aber nur sehr langsam. Dies könnte die ausschlaggebende Variable sein, die es zu beobachten gilt, auch im Hinblick auf die neuen Lockdowns in China.

In diesem Zusammenhang können vier Punkte in Betracht gezogen werden. Der erste Punkt sind die Kosten für den Transport von Containern aus China. Die Preise sind seit Anfang des Jahres gesunken, liegen aber immer noch im Bereich der historischen Höchststände von Ende 2021. Hier ist keine zusätzliche Inflation zu erwarten, aber auch kein deutlicher Abbau der Spannungen.

Was den zweiten Beobachtungspunkt betrifft, so sind die Angaben des Freightos Baltic Index, der die Transportraten auf zwölf globalen Handelsrouten misst, schlüssig. Es ist ein allmählicher Abbau der angespannten Lage zu beobachten. Die Frachtkosten im Seeverkehr sind gegenüber dem Stand von Ende 2021 gesunken, liegen aber deutlich über dem Niveau der Zeit vor Corona.

Als drittes Beispiel betrachten wir den Schienenverkehr in den USA. Nach dem Einbruch Mitte 2020 ist das Aktivitätsniveau fast wieder auf dem Stand von vor Corona (2019), was darauf hindeutet, dass der Engpass in den Vertriebsketten überwunden ist. Dies ist jedoch nur eine teilweise Rückkehr zur Normalität. Denn Öl und Fahrzeugverkehr, zwei Sektoren, die die Inflation gestützt haben, entwickeln sich weiterhin langsamer als 2019, was auf eine anhaltende Knappheit in diesen Schlüsselsektoren hindeutet.

Das vierte Element, das in die Betrachtung einfließt, ist schließlich der Überblick über das verarbeitende Gewerbe in den USA. Der Abstand zwischen Auftrags- und Lagerbeständen verringert sich im Vergleich zu den Spitzenwerten nach der Wiedereröffnung der Märkte. Allerdings ist der Saldo nach wie vor zugunsten der Aufträge verzerrt, während die Lagerbestände an Fertigerzeugnissen weiterhin auf niedrigem Niveau liegen. Der Druck auf die Produktionsketten hat also noch nicht nachgelassen.

Insgesamt scheint sich die Hypothese des Höchststandes der US-Inflation zu bestätigen. Der Inflationsdruck dürfte jedoch nur langsam nachlassen, insbesondere angesichts der neuen Lockdowns in China.

(Quelle: Eurizon Investmentausblick Mai 2022)









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