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29.03.2022 Reform der Gutachterausschüsse zwingend erforderlich

Traditionell besitzen Gutachterausschüsse in Deutschland die genauesten Marktdaten für Immobilienbewertungen. Sämtliche notariell beglaubigte Immobilien- und Grundstücksverkäufe fließen bei den Gutachtern zusammen und werden in der sogenannten Kaufpreissammlung zu detaillierten Marktdaten destilliert. Allerdings kommen die Gutachterausschüsse bei der rasanten Preisentwicklung auf den Immobilienmärkten kaum noch hinterher. Zu groß ist der Personalmangel und zu veraltet das System. Hier sollte eigentlich die Novellierung ImmoWertV ansetzen, doch war diese Maßnahme allein nicht ausreichend.

André Heid, zertifizierter Sachverständiger für Immobilienbewertung und Geschäftsführer von HEID Immobilienbewertung: „Gutachterausschüsse veröffentlichen jährlich ihre Marktdaten. Da steckt der Fehler bereits in der Methodik. An stark gefragten Standorten hatten wir zuletzt Preissteigerungen von annähernd 15 Prozent pro Jahr. Sobald die Kaufpreissammlung vorliegt, ist sie also bereits veraltet. Wenn dann, wie jüngst geschehen, der Immobilienmarktbericht der oberen Gutachterausschüsse erst Ende 2021 erscheint – mit den Marktzahlen für 2020 und 2021 – kann man sich die Relevanz dieses Marktberichts leicht ausmalen.“

Die Probleme und langen Bearbeitungszeiten liegen zum einen in der dünnen Personaldecke der Gutachterausschüsse. Diese ist Ländersache und somit gibt es im Bundesgebiet große Unterschiede und auch Länder, in denen die Berichte der Gutachter schneller zur Verfügung stehen. Ein weiteres Problem liegt in der unterschiedlichen Methodik, in den Ländern werden z.B. verschiedene Bodenrichtwerte verwendet. Hier ist eine Harmonisierung dringend nötig. Erste Ansätze wurden mit ImmoWertV umgesetzt, so ist die Gebäudenutzungsdauer ab Januar 2022 auf einheitlich 80 Jahre festgesetzt. Es bleiben dennoch zu viele regionale Sonderheiten.

André Heid weiter: „Die Ansätze, die ImmoWertV angeschoben hat, sind richtig und wichtig – gehen aber noch nicht weit genug. Wir brauchen dringend eine Reformierung der Gutachterausschüsse, bundesweit einheitliche Wertermittlungsverfahren und eine konsequente Digitalisierung der Prozesse. Nur so können die Gutachterausschüsse ihre wichtige Funktion als Marktinstanz zurückgewinnen und ihrer Aufgabe gerecht werden, Markttransparenz zu gewährleisten.“

Um zu bundesweit gültigen Bewertungsstandards zu kommen, ist außerdem eine Vereinheitlichung der Gutachterausschüsse notwendig. Ein übergeordneter, bundesweiter oberster Gutachterausschuss, der sich aus Mitgliedern der einzelnen Länder zusammensetzt, ist der richtige Weg.






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