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18.03.2022 Zinserhöhung in den USA erhöht Druck auf die EZB

Trotz steigender Inflation zögert die Europäische Zentralbank, die Leitzinsen anzuheben. "Nach der Erhöhung der Leitzinsen in den USA wächst der Handlungsdruck auf die EZB", sagt Arno Fuchs, Geschäftsführer des Münchener Finanzierungsspezialisten FCF Fox Corporate Finance GmbH. Die US-Notenbank Fed hat am Mittwochabend die Leitzinsen von bisher 0,25 Prozent auf 0,5 Prozent erhöht.

Im Februar 2022 ist die Inflation (einschließlich der Energie- und Nahrungsmittelpreise) in Deutschland auf 5,5 Prozent (nach 5,2 Prozent im Januar 2022) und die Kerninflation auf 3,0 Prozent (2,9 Prozent) weiter angestiegen. Im für die EZB-Zinsentscheidungen relevanten gesamten Euroraum kletterte die Inflation im gleichen Zeitraum auf 5,8 Prozent (5,1 Prozent) und die Kerninflation auf 2,7 Prozent (2,3 Prozent). Bisher hielt sich die EZB mit Zinserhöhungen zurück und beließ den Leitzins (EZB Hauptrefinanzierungsinstrument) weiterhin bei 0 Prozent, insbesondere mit der Begründung, dass die Kerninflationsrate nicht signifikant über dem EZB-Inflationsziel von "um 2,0 Prozent" liegt. Auch vor dem Hintergrund der nach wie vor schwachen Wirtschaftsleistung der südlichen und östlichen Euroländer erschienen Zinserhöhungen bislang nicht angeraten. "Mit dem Anstieg der Euro-Kerninflation auf nun 2,7 Prozent ist das Hauptargument, der noch im Rahmen liegenden Kerninflation, zunehmend nicht mehr haltbar", sagt FCF-Geschäftsführer Arno Fuchs.

Auch vor dem Hintergrund der gestrigen Erhöhung der US-Leitzinsen (Federal Funds Rate) der US-Federal Reserve Bank um 0,25 Prozent auf eine Bandbreite von 0,25 bis 0,50 Prozent (von bisher 0,0 bis 0,25 Prozent) gerät die EZB nun weiter unter Zugzwang. Allerdings liegen sowohl der US-Verbraucherpreisindex mit 7,9 Prozent im Februar 2022 (nach 7,5 Prozent im Januar) als auch die US-Kerninflation mit 6,4 Prozent (nach 6,0 Prozent) jeweils deutlich über den aktuellen Eurozonen-Werten, was die aktuelle Zinsentscheidung der FED plausibilisiert.

Zwar hat die EZB vor gut einer Woche angekündigt, ihr Anleihekaufprogramm (APP) bereits im Juni 2022 wieder auf EUR 20 Mrd. zu reduzieren – ursprünglich war dies für Oktober dieses Jahres geplant – und Zinserhöhungen für "einige Zeit" nach Beendigung des APP-Programms nicht mehr ausgeschlossen, was als erster vorsichtiger Schritt zur Bekämpfung der Inflationsentwicklung zu interpretieren ist. "Ob dies jedoch vor dem Hintergrund der aktuell weiter stark steigenden Preise ausreichend ist, darf bezweifelt werden", glaubt Arno Fuchs und ergänzt: "Mit einer Leitzinserhöhung auch seitens der EZB muss also nun eher früher als später gerechnet werden."

Da sich die aktuelle Inflation sowie insbesondere auch eine Leitzinserhöhung aber auch auf Finanzierungszinsen auswirken, ist daher auch bei den Finanzierungskosten von einer weiter steigenden Tendenz auszugehen. "Unternehmen bzw. Unternehmer, welche in den kommenden zwei Jahren zusätzlichen Finanzierungsbedarf haben oder Anschlussfinanzierungen benötigen sind daher gut beraten, sich mit diesem Thema rechtzeitig vertraut zu machen und eine Finanzierung gegebenenfalls auch früher aus ursprünglich geplant anzugehen und sich die aktuell noch niedrigen Finanzierungskosten zu sichern", empfiehlt Arno Fuchs.






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