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07.02.2022 Hessen: Vermeintliche Mietpreisexplosion ist nicht zu belegen

In Hessen zur Miete wohnen, das wurde in den Jahren 2015 bis 2020 für Lohnempfänger zunehmend erschwinglicher. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie. Demnach musste 2020 der hessische Durchschnittsverdiener einen kleineren Teil seines Lohns für die Nettokaltmiete ausgeben als noch fünf Jahre zuvor. Hingegen führen explodierende Wohnnebenkosten, insbesondere im Energiesegment, zu einem deutlichen Anstieg der Gesamtmieten. Entsprechend sei ein Umdenken in der Mietendiskussion nötig, betont Haus & Grund Hessen.

Wer in Hessen mietet, für den ist das von 2015 bis 2020 bezahlbarer geworden. „Insgesamt sind sowohl die Bestandsmieten als auch die Neuvertragsmieten weniger stark gestiegen als der Durchschnittslohn“, berichtet Christian Streim, Vorsitzender von Haus & Grund Hessen. Er bezieht sich auf die hessischen Zahlen einer bundesweiten Studie von Haus & Grund Deutschland. Und die weisen dieses Verhältnis selbst für Städte in den hessischen Ballungszentren auf. Für die Untersuchung hat Haus & Grund die Angaben der Bundesagentur für Arbeit zu sozial-versicherungspflichtigen Bruttoarbeitsentgelten herangezogen. Die Angaben zu den Mieten basieren auf Daten des Hamburger Instituts F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt.

Sowohl beim Verdienstzuwachs als auch bei der Mietsteigerung blieb Hessen in besagtem Zeitraum unter dem Bundesdurchschnitt. Deutschlandweit stiegen die Löhne um elf Prozent, in Hessen um 9,9 Prozent – wobei sie absolut mit 3.607 Euro immer noch 172 Euro über dem Bundesschnitt lagen.

Im gleichen Zeitraum mussten hessische Mieter für ihre Wohnung bei einer jährlichen Steigerung um rund ein Prozent im Schnitt 5,4 Prozent mehr Miete überweisen – bundesweit 6,0 Prozent. Für eine neue Wohnung wurden 6,6 Prozent mehr fällig, womit Hessen im Bundesschnitt liegt. Für hessische Durchschnittsverdiener stieg also von 2015 bis 2020 die Bestandsmiete um 4,5 Prozentpunkte weniger als der Lohn, die Neuvertragsmiete um 3,3 Prozentpunkte weniger.

Strompreis um mehr als 74 Prozent gestiegen

Zu einer deutlichen Verteuerung der Gesamtmieten habe hingegen im vergangenen Jahrzehnt ein erheblicher Anstieg bei den Wohnnebenkosten geführt – insbesondere die in diesem Zeitraum enorm gestiegenen Ausgaben für Energie, so Streim. So sei der Strompreis innerhalb der vergangenen zehn Jahre um insgesamt mehr als 74 Prozent gestiegen, die Kosten für den Betrieb einer Zentralheizung um mehr als 70 Prozent. „Maßnahmen, die dieser negativen Entwicklung entgegenwirken sollen, sind bisweilen nicht ersichtlich“, so Streim. Stattdessen konzentriere sich die politische Aufmerksamkeit unverständlicherweise ausschließlich auf den Teilbereich der unterhalb der Inflationsrate und Nettolöhne steigenden Nettokaltmieten.

Dieses Ergebnis wird bestätigt durch jüngste Angaben des Statistischen Bundesamtes, nach denen die Energiepreise für private Haushalte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 20,5 Prozent gestiegen sind. Gleichzeitig gab das Statistische Bundesamt ebenso bekannt, dass die Nettokaltmieten in Deutschland im Januar um 1,4 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat gestiegen sind – der gleiche Wert wie in den drei vorangegangenen Monaten.

„Wohnen selbst für breite Allgemeinheit immer bezahlbarer“

„Die oftmals politisch und medial formulierte vermeintliche Mietpreisexplosion ist in Bezug auf die Nettokaltmiete in Hessen nicht mit seriösen Daten zu belegen“, sagt Streim. „Das Wohnen selbst wird für die breite Allgemeinheit immer bezahlbarer.“ Er schlägt vor, bestimmte Gruppen gezielt zu unterstützen, die mit der Bezahlbarkeit des Wohnens, insbesondere der gestiegenen Energiekosten, Probleme haben.






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